Wenn die Alterlosen altern – 30 Jahre Citroën Xantia

Manchen Fahrzeugen scheinen alterlos. Man sieht ihnen die Jahre nicht an. Zugegeben, die Citroën Xantia, ja sie ist weiblich, da in Frankreich die Autos generell weiblich und nicht männlich sind, ist im Straßenbild rar geworden. Doch die 30 Jahre würde man ihr nicht glauben, wenn man nicht zuvor den Blick auf den Kalender geworfen hätte.

Kalender sind unbestechlich, und am 3. März 1993 stellte Citroën die Xantia in Genf der Öffentlichkeit vor. Sie ist so ganz anders als ihre Vorgängerin, die kantige BX. Aus dem Designstudios von Bertone kommend, das Grunddesign soll Citroën geliefert haben, ist sie gefällig, aber mehr beliebig denn polarisierend.

Citroën sah in ihr eine verkleinerte Ausgabe der großen XM, zumindest schreibt der Hersteller das zum 30 Jahre Jubiläum so. Die XM allerdings hatte mehr Kanten und Charakter als die Xantia.

Xantia im Hof einer spanischen Villa, 1993 - Pressefoto zur Premiere
Xantia im Hof einer spanischen Villa, 1993 – Pressefoto zur Premiere

30 Jahre Citroën Xantia

Für mich war der Citroën Mittelklasse Beitrag immer etwas langweilig. Es fehlte irgendetwas beim Design, woran sich das Auge hätte festhalten können. Zu gefällig und beliebig waren die Linien. Das setzte sich im Innenraum fort, wo die zeitgeistig wilden Muster der Polster, sofern man kein Leder bestellt hatte, ihr Übriges taten. Allerdings ist das meinen Meinung, viele Menschen sahen das anders, und die Xantia wurde 1993 in Frankreich zur schönsten Neuerscheinung des Jahres gewählt.

Dem Erfolg der Xantia tat das Design keinen Abbruch. Im Gegenteil, vielleicht schätzte das Publikum sie, weil sie so brav und unauffällig war. Unter dem braven Designkleid konnte sie durchaus mit ihrer Technik punkten. Die HDI Dieselmotoren waren Weltklasse, leise, unauffällig und vor allem knausrig im Verbrauch. Eine Domäne der Xantia, und in Sachen Diesel-Laufkultur konnte sie den Marktbegleitern aus Deutschland einiges vormachen.

Xantia Sport - Entwurf von Nicolas Arvanitakis
Xantia Sport – Entwurf von Nicolas Arvanitakis

Auch mit der Hydraktiv II Federung, der Evolution der Hydropneumatik, setzte die Xantia Maßstäbe. Ihrer Zeit sogar voraus war sie als Xantia Activa, das AFS System (aktive Fahrwerkstabilisierung) war eine Pionier Leistung. Zuverlässig muss sie ebenfalls gewesen sein, ein Bekannter brachte seine Xantia zu mehr als einer halben Million Kilometer und reparierte sämtliche Gebrechen in Eigenregie.

1,3 Millionen Einheiten – ein Erfolg

Zwischen 1993 und 2002 produzierte Citroën mehr als 1,3 Millionen Einheiten, was dafür spricht, dass die Marke einiges richtig gemacht hatte. Nach dem Produktionsende in Rennes war die Karriere der Xantia noch nicht vorbei. International ging es weiter, im Iran wurde sie bis 2010 hergestellt, und auch in China lief die Xantia vom Band. Insgesamt kamen 1.326.259 Exemplare zusammen.

Citroën Xantia HDI Diesel - Pressefoto 1999
Citroën Xantia HDI Diesel – Pressefoto 1999

Die 30 Jahre, die man der Xantia nicht ansieht, die sie aber in den erlauchten Kreis automobiler Klassiker aufnimmt, feierte die Marke für sie am 4. März im Conservatoire Citroën in Paris. 56 Xantia waren vor Ort, das sind nicht viele, wenn man die oben genannte Stückzahl in Erinnerung hat.

Vielleicht ist es wirklich so, dass es die Xantia schwer gegen GS und BX hat, von CX, DS und XM gar nicht zu reden. Es fehlt noch irgendetwas, um sie als automobilen Klassiker ernstzunehmen, aber das wird die Zeit richten. Um so schöner, dass sich ein Kreis von Enthusiasten gebildet hat, der jetzt schon Fahrzeuge für die Zukunft erhält.

Mit Bildmaterial von Citroën Communication

5 thoughts on “Wenn die Alterlosen altern – 30 Jahre Citroën Xantia

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    Wer hat an der Uhr gedreht….
    Der Xantia war immer der unauffällige Citroën, nicht so markant wie sein Vorgänger, der BX, schon gar nicht so avantgardistisch wie der größere XM (ja, ich weiß…DIE). Brav. Unscheinbar. Ich fand ihn toll, besonders als Kombi! Und es kam mir immer so vor, als sei er genügsamer als der XM gewesen, der besonders in den Anfangsjahren Elektronikprobleme hatte; die aber nachträglich abgestellt werden konnten.

    Allerdings: beim Interieur herrschte beim Xantia wirklich Langeweile in grau oder man fand sich in wilden Stoffmustern wieder, die zu verspielt, unpassend waren. Sie hätten in einen “lustigen” Kleinwagen gehört. Eine Lederinnenausstattung war dann Pflicht.
    Es gab ihn nicht nur mit Hydractiv-Fahrwerk, auch die reguläre Hydropneumatik war noch zu bekommen. Ich glaube, ich hätte dieser den Vorzug gegeben.

    Für mich wäre der Xantia ein sehr interessanter Wagen gewesen damals, als ich das Geld zusammengehabt hätte, gab es ihn aber nicht mehr. Und damals schied ein Gebrauchtkauf aus. Und nun ist er 30.

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      … Stimmt das, ist es wirklich schon so spät?
      Passt ja gut zu eine französische voiture. Ich bin baff, wie viele Autos aktuell zu Oldtimern reifen, die mir technisch und optisch so modern scheinen. So langsam sieht man mehr H-Kennzeichen an Kunststoffstoßstangen (oft schon in Wagenfarbe), als an verchromten. Noch ein paar Jahre und manches Oldtimertreffen ist kaum noch von einem beliebigen Parkplatz zu unterscheiden 😉

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        Ja, guter Trend, wenn es so käme – Oldtimertreffen UND Parkplätze, an denen man gelebte, tatsächliche Nachhaltigkeit ablesen kann!

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          So (positiv) habe ich das noch gar nicht gesehen, muss aber unwillkürlich lächeln. Das ist wahrlich ein warmer und gültiger Gedanke!

          Möge es so kommen! Das Durchschnittsalter zugelassener Fahrzeuge wächst meines Wissens seit Jahren kontinuierlich jährlich um Zehntel. Vielleicht sind wir gar nicht so sehr Wegwerfgesellschaft, wie allgemein angenommen? Wie durch Abwrackprämie und Co eigentlich gefördert und politisch eingefordert? Vielleicht sind wir bewusste und mündige Konsumenten? Vielleicht verweigern wir manche Prämie und manchen Konsum?
          Das hätte echt was ….

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            Vielleicht gehören die Autos die rund um die 2000er gebaut wurden zu einer Art goldenen Generation. Noch nicht zu viel Elektronik und Kunststoff verbaut, haltbar bei Pflege. Aktuelle Autos sind nicht dazu ausgelegt so lange zu halten.

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