Mal wieder ihrer Zeit voraus – Citroën Xantia Activa
Zugegeben, ich war nie ein Fan der Citroën Xantia. CX, DS und BX mochte ich, die C6 und die XM ebenfalls. Die Xantia ließ mich unberührt. Woran lag es? Vielleicht an einer Probefahrt, die ich zum Ende meiner BX Ära mit der Xantia machte. Ein Nachmittag genügte, um mir eine Meinung zu bilden.
Die Xantia war ein gutes, modernes Auto. Gefällig gezeichnet, der HDI Diesel lief kultiviert und unauffällig, so wie das ganze Auto war. Unauffällig. Für mich langweilig und zu modern und ausgeglichen. Zu wenig Charakter und zu viel Perfektion. Die Xantia war damit für mich abgestempelt, aus und vorbei.
Ungerecht war das natürlich von mir. Unter der gefälligen, von Bertone gezeichneten Karosserie, steckte viel Innovation, die Xantia trug noch etwas vom alten Citroën Geist. Versteckt freilich, die Avantgarde hatte optisch eine Pause eingelegt.

Dafür hatte sich bei der legendären Hydropneumatik umso mehr getan. Das System, seit Zeiten der DS und der CX praktisch unverändert im Einsatz, hatte in der XM eine Evolution erfahren. Aus der Hydropneumatik wurde erst Hydraktiv und, als eine weitere Verbesserung, Hydraktiv II. Bei der XM war das Hydraktiv Fahrwerk am Anfang nur in manchen Varianten verfügbar, bei der Xantia war es von Anfang an dabei. Schnell erklärt, unterstützten jetzt Steuergeräte und Stickstoffspeicher (einer pro Achse) die bereits bekannte Hydraulik.
Eine der gewollten Auswirkungen der technischen Evolution war, dass sich die Xantia nicht mehr nach einer gewissen Zeit in den so spektakulären Ruhemodus absenkte. Was Generationen von Citroën Fans begeisterte und zum Spielen antrieb, war vorbei. Die Xantia hielt stoisch über Tage hinweg das Niveau. Fortschritt kann eben auch langweilig sein.
Citroën im Kompatibilitätsmodus
Mit dem Hydraktiv Fahrwerk näherte sich die Doppelwinkel Marke der normalen Autowelt an, ohne allerdings die Wurzeln zu verraten. Die Zeit, als DS und CX ausschließlich wie wogende Sofas durch die Welt glitten, war vorbei. Dem Zeitgeist folgend wurden die Fahrwerke exakter, sportlicher, Citroën befand sich von nun an im Kompatibilitätsmodus.
Es gab, unvorstellbar, einen Sportmodus für die Fahrwerke, was die alten Citroën Ingenieure zu einem tiefen Zug an einer blauen Gauloises veranlasst hätte. Verstanden hätten sie das trotzdem nicht. Mit Hydraktiv II funktionierte der Sportmodus praxisnah, die XM oder Xantia blieb länger im Komfortmodus, und verhärtete erst bei sportlichen Ereignissen das Fahrwerk.

Citroën Xantia Activa – der Zeit voraus
Das System hatte Potenzial, und es war ausbaufähig. Ab Mitte 1995 wurde in Deutschland die Xantia Activa angeboten, die es erst mit den kleinen 2 Liter Benzin (optional Turbo) Motoren gab, ab 96 mit D12 Diesel und ein Jahr später mit dem großen V6 Motor (ES 9). Die Xantia Activa hatte erstmals das AFS System (aktive Fahrwerkstabilisierung), was man als automatischen Wank-Ausgleich bezeichnet, und sie zog einen Schlussstrich unter das alte Citroën Fahrgefühl.
Vielleicht beweinten das manche Fans, aber die Xantia war ihrer Zeit um einige Jahre voraus. Erst im Jahr 2000 zog Mercedes mit dem ABC – Active Body Control – System (heute E-Active Body Control System)nach, im hochpreisigen CL Coupe und SL Roadster. Citroën bot hingegen die Activa Modelle, aus heutiger Sicht, besonders preiswert an. Eine Xantia Activa V6, schon von Haus aus fast komplett ausgestattet, war für unter 30.000 DM zu kaufen.

Eine Wertanlage – wer hätte das gedacht
So günstig ist die Xantia Activa heute allerdings nicht mehr zu haben, denn es gibt zum einen nicht viele Exemplare, die überlebt haben. Zum anderen haben Sammler längst deren historischen Wert erkannt. Weiter kommt dazu, dass die für Citroën Verhältnisse nicht günstige Activa Variante der Phase 2 mit dem V6 nur 1.358 Exemplare umfasste.
Artcurial versteigerte eine Xantia Activa, mit dem großen 200 PS V6 Motor, die erst 80.000 Kilometer gefahren wurde. Das Auto ist sehr gepflegt, in einem Zustand, der als neuwertig gelten kann.
Geschätzt wurde der Preis der Xantia (Phase 2) aus dem Jahr 1999 auf 25.000 bis 30.000 €. Damit hätte die Activa ihren Wert von damals glatt verdoppelt. Vielleicht ist der Wertzuwachs in der Realität noch höher, denn Citroën war großzügig mit Rabatten.
Mit Bildmaterial von Artcurial
Bis heute ist die Xantia Activa V6 im übrigen bei einem spanischen „Elchtest“ das schnellste Fahrzeug. Noch vor diversen Porsche…
Ja, der Xantia. Eine außen schöne Evolution des BX. Die Hydractiv-II-Federung war dann auch zuverlässiger als der erste Wurf im XM. Einige Xantia wurden auch mit der althergebrachten Hydropneumatik ausgeliefert.
Technisch gesehen war der Activa wirklich top. Er hält, wenn ich mich richtig erinnere, noch heute den Rekord für die höchste sicher fahrbare Kurvengeschwindigkeit dank des Wankausgleichs und eben der Hydractiv-Federung.
Ich hatte mir mal einige angesehen vor ein paar Jahren. Außen toll, auch die Farbauswahl. Aber innen…….optisch eine Mischung zwischen Opel und japanischer Mittelklasse. Nein, das gefiel mir nicht. Also C5 III. Wobei man – Lizi schrieb es schon – auch bei diesen moderneren Varianten dringend eine fähige Werkstatt braucht. Und die gibt es hier im Umkreis von mindestens 50 Kilometern auch nicht. Das hat mich letztendlich auch davon abgehalten, einen Gedanken an einen BX oder XM zu verschwenden.
Ich mag diese Xantia von Bertone sehr. Sie hat mediterran automobilen Charme und erinnert in ihrer Silhouette an Lancia.
Den seltenen Volvo 780 von Bertone finde ich vergleichsweise langweilig und trocken.
Tatsächlich hatte ich eine dunkelblauen Kombi („Break“ genanannt) als V6 aus 1999 mit Activa 2 Fahrwerk. Ich finde die Silhouette des Break noch harmonischer als die der Limousine. Der V6 ist ein Wucht. In Verbindung mit Activa 2 machte es unheimlich Spass auf der Autobahn TDI’s zu erschrecken. Man sieht es dem Auto nicht an, aber wenn man will rennt er locker seine 230-240km/h ohne am Motor was gemacht zu haben. Erst ab 200km/h geht richtig die Post ab -wohlgemerkt ohne Turbo! Naja, ich bin älter geworden und irgendwann habe ich den Xantia verkauft. Vielleicht etwas vorschnelll. Aber so ist es halt.
Leider erging es mir im Bezug auf die Xantia ähnlich wie Tom. Mit dem Unterschied, dass ich vor Jahrzehnten mal eine besaß. Dunkelgrün, Automatik, beledert und sonst mit allem ausgestattet, was bei Citröen erhältlich war. Da damals als unerträglich langweilig empfunden, trennten sich nach etwa einem Jahr unsere Wege. Das bedauere ich sehr. Ein grandioses Automobil, dessen Design ich heute sogar erfrischend anders finde.
Da die Suche nach einer fähigen Citröen-Werkstatt in der Nähe bis dato erfolglos blieb, ist meine Rückkehr zu der Marke von Tisch. Was äußerst Schade ist. Denn in Spanien geschehen nicht nur saabige Wunder.
Der Lizi