Analog ist besonders – (Citroën) Marketing muss nicht immer digital sein

Mitten in der Pandemie bekam ich ein Paket von Citroën. Ich muss zugeben, ich war darauf ziemlich gespannt. Denn es ging um eine Mixtur aus analogem und digitalem Marketing. Wobei der Schwerpunkt definitiv auf dem analogen Part liegt. Die getrauen sich etwas, dachte ich mir. Denn das “Car-Tasting” Paket entführt zurück in vergangene Zeiten und beflügelt die Fantasie. Wagt aber gleichzeitig den Spagat zum elektrischen Fahren. Funktioniert das wirklich? Ich habe es ausprobiert.

Citroën Car-Tasting Box
Citroën Car-Tasting Box

Analoges Marketing ist besonders

Wir alle haben uns an die digitale Werbeflut mehr oder minder gewöhnt. Diese fließt so massiv durch den Alltag, dass kaum etwas davon länger hängen bleibt. Es ist, ganz klar, zu viel – was an Botschaften auf uns einströmt. Richtig wohltuend ist es, wenn eine Kiste mit automobilem Inhalt auf meinem Schreibtisch landet. Das ist oldschool, die Ausnahme, und bekommt schon alleine aufgrund der Andersartigkeit meine Aufmerksamkeit.

Ein kleiner Citroën, Farb- und Stoffmuster, Handbuch und so weiter. Erfrischend Analog!
Ein kleiner Citroën, Farb- und Stoffmuster, Handbuch und so weiter. Erfrischend Analog!

Was ist drin in der Citroën Kiste

Öffnet man die Box, dann findet man einen kleinen Citroën C4, Farb- und Stoffmuster, einen Stift mit reichlich Doppelwinkeln, ein Handbuch und einen USB Stick. Das erinnert an frühere Zeiten. An den Autokauf im Autohaus. An die Verkaufsmappen mit Lackproben und Stoffen aus den Tagen, bevor alles digital wurde.

Hände und Augen haben jetzt etwas zu entdecken. Digital haben die Hände keine Aufgabe, sie langweilen sich. Heute ist das anders! Die Stoffmuster sind genial. Man kann sie fühlen, riechen, mit ihnen die Sinne und die Fantasie beflügeln. Die Lacktafeln tragen die Farben Karamell-Braun, Island-Blau und Polar-Weiß. Es gibt weitere Farbtöne, aber ich vermisse etwas richtig Mutiges darunter. Mein Favorit wäre wohl Island-Blau, vielleicht auch Polar-Weiß.

Ich finde auch noch den USB Stick, mit digitalen Informationen zum C4 und Ë-C4, dem elektrischen Citroën. Der Stick spielt heute nur die Nebenrolle, sein Inhalt auch. Wir reisen analog! Nur eine kleine Anmerkung zum Stick: auf der Rückseite findet man die Prägung “The Citroënist” seit 1919. Ein liebevoller Gruß an die Tradition auf einem analogen Datenträger. Toll!

Muster von Stoffen und Lacken - Haptik und Optik!
Muster von Stoffen und Lacken – Haptik und Optik!

Funktioniert analoges Marketing?

Die Frage ist, funktioniert analoges Marketing auch heute noch? Ist analog vielleicht besser als digital, bleibt langfristig ein Eindruck haften? Citroën hat der “Car-Tasting” Box ein Handbuch beigefügt. Ein Tour-Guide durch die Welt von C4 und Ë-C4 und ich nehme mir die Zeit dafür. Die Box und das Handbuch kümmern sich um das Kopfkino. Da gibt es Sätze zu lesen, welche die Fantasie anregen. Gelungene Marketing-Poesie im Jahr 2022. Zum Beispiel über den Farbton Karamell-Braun.

“Wie flüssiges Toffee umgarnt der ausdrucksstarke Farbton Ihre Sinne…”

Jetzt Augen zu – an Karamell und Toffee denken. Und, was geschieht jetzt? Sehen Sie, es funktioniert immer noch!

Die Liebe zu den kleinen Details auf dem USB Stick
Die Liebe zu den kleinen Details auf dem USB Stick

Und so geht es weiter von den Farben zu den Polstern und den Stoffen, bis hin zum USB Stick und der digitalen Präsentation. Gut gemacht, erfrischend anders, wunderbar gemixt mit analogem und digitalem Marketing.

Die mittelfristigen Auswirkungen der Citroën Box sind noch unklar. Ich empfinde den Inhalt erfrischend und mutig, Besonders eben! Während ich mir immer noch überlege, ob im Saab Hangar Platz für einen CX oder XM wäre, und ich mutig genug wäre,  mir den Wunsch zu erfüllen, hat meine Frau Interesse an einem neuen Citroën bekommen. Der Termin zur Probefahrt steht noch nicht, wird aber in den kommenden Tagen gebucht. Auch mit meiner anderen Automarke geht es irgendwie weiter.

Vielleicht gibt es in einigen Wochen eine Fortsetzung zum Ausflug zu Citroën. Wir werden uns lesen.

11 thoughts on “Analog ist besonders – (Citroën) Marketing muss nicht immer digital sein

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    Citroen hat für mich mit dem Abgang des C6/C5 seinen Charme und Avantgarde verloren. Bis zu diesem Zeitpunkt waren die Oberklasse Citroens für mich eine Wucht.

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    Die Paketkombination finde ich sehr nett, findet man heutzutage leider selten und hätte ich mir von Citroen im eher kompakten bis Mittelklassebereich so gar nicht erwartet. Der normale Käufer eines Citroens braucht in der Regel ja nur das Auto, alles drum herum interessiert ihm ja meist wenig.

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    Der Zitrön Beitrag vom Sonntag hatte mich schon angefixt, jetzt legt Tom nach. Einen Zitrön könnte sich meine Tochter vorstellen, dort steht ein neues Auto an. Sie meint, das würde sich gut mit unseren Saabinen ergänzen.

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    Welches Modell wird den probegefahren?

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      Gute Frage, ich bin nur beratend tätig ;-). Mein Plädoyer geht in Richtung C4, meine Frau tendiert aber zum C3 Aircross. Aktuell fährt sie noch den Berlingo, mit dem sie sehr zufrieden ist. Aber sie wünscht etwas Kompakteres.

      Update folgt…

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        Der Berlingo interssiert mich wegen der besonderen Federung. Tom, hast Du Lust etwas darüber zu schreiben?

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          Warum nicht, der Berlingo ist seit 3 Jahren in der Familie. Bei Gelegenheit gibt es einen erneuten Ausflug nach Frankreich 😉

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        Es bringt Spass, auch einmal nach links und rechts zu schauen.
        Auch wenn ich gestehen muß, dass mich wenig Neues lockt.
        Ich habe das gezeigte Modell des C4 gerade beim Tanken 🙁
        gesehen. Sehr schick in einem „Himbeer-Rot“.

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    Besseres Marketing / entweder oder

    Verdammt spannende Frage, die mich beruflich seit Jahren begleitet und sich mir in schwarz-weiß (digital oder analog) schon langjährig nicht mehr stellt, nie gestellt hat.

    Das waren eher meine Kunden. Und es gab eine Phase in der, ohne Rücksicht auf Reichweite, Zielgruppe, Zielgenauigkeit, Kosten und Effekt, ein Etat ganz pauschal und unbedingt zu 50 bis 90% digital zu verwenden war, weil man das ganz einfach für fortschrittlich und schick hielt …

    Goldene Zeiten für ziellose und zahllose Google-Ads, für Facebook, Twitter und Co. …

    Alles rein in den Äther und irgendwie wird man mit der digitalen “Streumunition” schon irgendwen
    “ganz genau” getroffen haben. Die PR-Abteilung wird die Geschäftsführung schon irgendwie mit Zahlen beeindrucken. Letzteres hat tatsächlich funktioniert, Ersteres eher nicht. War aber auch ganz egal. Es geht einer PR-Cheffin ja zuerst mal um die Geschäftsführung. Sie ist ja nicht doof, sondern karrierebewusst …

    Da gibt es dann Clicks, Likes und Follower ohne Ende. Und dazu noch Millionen von 9- bis 12-Jährigen, welche die ersten 4 Sekunden eines Commercials auf YouTube gesehen und dann die Anzeige übersprungen haben, weil sie sich einen Scheiß für Anlageoptionen, Versicherungen oder das jüngste Vergleichsportal für Gaslieferanten interessieren und einfach nur Megalodon versus T-Rex gucken wollten …

    Spielt für das Zahlenwerk aber keine Rolle. Für die eigene Karriere und die Geschäftsführung hatte man die Zahlen, die man brauchte und damit war es gut.

    Zum Glück ebbt der Hype so langsam wieder ab. Jeder Etat ist begrenzt und muss zielgerecht verwendet werden – sowohl digital als auch analog. Gerade auf den letzten Metern einer Kaufentscheidung gewinnt das analoge Marketing. Es gibt nach wie vor nix auf dieser Welt, was irgendein Mensch/Konsument je rein digital erlebt hätte …

    Wir haben kein einziges Sinnesorgan dafür. Wir sehen, hören, schmecken, riechen und tasten analog. Wir konsumieren letztlich alles und ganz ausschließlich analog. Ich habe noch nie ein Ledersofa digital gerochen und noch nie einen digitalen Schall je gehört. Unsere Erlebniswelt sind nicht die binären Zahlen, sondern Sinuswellen, Chemie und Biologie. Auch ein MP3 ist im Kopfhörer oder an den Kalotten möglichst guter Lautsprecher (Holzgehäuse) wieder analog.

    Ich hoffe, wir vergessen das nicht. Es deutet sich ein Revival an. Auch im Marketing. Es wird wieder sinnlicher und menschlicher …

    Entweder oder? Die Frage hätte niemals gestellt werden dürfen. Die Antwort war schon immer, sowohl als auch …

    Schade, dass wir einen (vollständig unnötigen) Umweg genommen haben, aber das scheint sich ja so langsam einzupendeln. Gott sei Dank und endlich …

    Warum und wozu sollte es auch in sich widersprüchlich sein, auf einem Ledersofa, an dem man vor Erwerb geschnuppert hat, sich ein analoges Stoff- oder Lackmuster vom nächsten Automobil zu erfühlen bzw. anzuschauen, während die Musik im Raum von digitalen Datenträgern stammt oder gar gestreamt ist.

    Analog versus digital hätte sich niemals zu einer Glaubensfrage eskalieren dürfen. Das ist so überflüssig wie ein Kropf am Hals und so infantil wie Megalodon vs. T-Rex. Da haben wir echt eine Chance verpasst, unserem Nachwuchs mal zu zeigen, wie reif, kritisch, reflektiert und vor allem entspannt wir Erwachsenen so alle sind 😉

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    Meine Erinnerungen an Citroen, die nach 50 Jahren bis heute noch quicklebendig sind:
    Als Student Anfang 1971 eine neue Ente gefahren und bei der von Citroen veranstalteten
    Rallye ” Paris-Persepolis ” teilgenommen. Auf Grund der Erkrankung meines Co-Piloten
    gescheitert, jedoch im Citroenbuch “Die Ente-gestern-heute-morgen” verewigt. Ein Auto für Abenteuer pur, für das ich ein Dutzend Schutzengel benötigte.
    Ebenfalls Anfang der 70er Jahre mit Freunden die Göttin gefahren und zufällig beim
    Ausbruch der RAF-Terroristen am Chiemsee gewesen, wo das Elternhaus von Christian Klar steht.
    Hier von Polizisten mit Maschinengewehren gestoppt und die DS fast auseinandergenommen,
    da sie mich für Christian Klar hielten. Saab kam erst Mitte der 80er Jahre in mein Leben.
    Trotzdem lässt mich Citroen und vor allem der 2CV nicht mehr los.

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    Toller Beitrag! Ein CX oder XM wäre lecker, ich glaube die SÄÄBE hätten nichts gegen Gesellschaft.

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