Rétromobile Paris 2023 – Citroën C10 – Minimalismus für die Straße

Heute würde uns die Citroën C10 wie ein UFO im öffentlichen Straßenverkehr erscheinen. 1956, als die C10 vorgestellt wurde, war das noch anders. Der automobile Bestand unterschied sich komplett von dem, was wir jetzt in den Städten entdecken. Statt großer SUV war Minimalismus in der Nachkriegszeit prägend. Ein festes Dach und mehr als nur zwei mobile Räder, das war der Traum vieler Menschen.

Es war die Zeit des Zündapp Janus, der Kabinenroller von Messerschmitt, der Isetta, des Fuldamobils und des Goggomobils. Citroën sah den Bedarf und wollte wahrscheinlich mitspielen. Die C10 war rollender Minimalismus, aber auf Citroën Art. Und damit natürlich anders als die anderen.

Hinter der Idee stand der Ingenieur André Lefèbvre. Der Mann, der die Marke mit dem Doppelwinkel nach dem Tod von André Citroën prägte, und der für die Traction Avant (TA) Modelle, 2 CV, DS und HY verantwortlich zeichnete. Lefèbvre entwickelte die C10, die innovativ und avantgardistisch war.

Citroën C10 - Minimalismus für die Straße
Citroën C10 – Minimalismus für die Straße

Citroën C10 – der Wassertropfen für die Straße

Die Kreation hatte in Frankreich bald den Spitznamen Wassertropfen weg, denn sie war aerodynamisch und von der Luftfahrt inspiriert. 4 Personen fanden Raum in der C10, deren Kabine aus Aluminium aufgebaut war. Leichtbau war Citroën wichtig, die Fenster oberhalb der Halbtüren waren deshalb aus Plexiglas, die Sitzkonstruktion ultraleicht, und die C10 brachte schlanke 382 Kilogramm auf die Wage.

Mit einem Luftwiderstandswert von 0.258 erreichte der minimalistische Wassertropfen einen Spitzenwert von 110 km/h. Den Antrieb übernahm ein Zweizylinder mit 425 cm³,  was in dieser Wagenklasse absolut ausreichend war.

Das Fuldamobil wäre ein Marktbegleiter der C10 gewesen
Das Fuldamobil wäre ein Marktbegleiter der C10 gewesen

Minimalismus von den Vätern der Hydropneumatik

Die C10 wurde mit hydraulischen Dämpfern gefedert, vermutlich normal bei einem Auto, das die Väter der Hydropneumatik entworfen hatten. Damit könnte der Citroën Beitrag besonders komfortabel gewesen sein. Leider gab es nie einen Vergleich mit den Kabinenrollern von Messerschmitt oder dem Goggo von Hans Glas oder der Isetta von BMW. Das Ergebnis wäre spannend gewesen.

Die C10 blieb bedauerlicherweise ein Einzelstück, das während der Rétromobile zu sehen sein wird. Bereits 2014 wurde die C10 in Versailles ausgestellt, jetzt darf sie wieder aus dem Magazin in die Öffentlichkeit zurück. Citroën nutzt den Geist der Pioniere aus der großen Vergangenheit, um eine Brücke in die Gegenwart zu bauen.

Mit dem OLI Concept kehrt etwas Radikalismus zur Marke zurück. OLI und C10 werden gemeinsam präsentiert, beide werden durch die Leichtbau Idee verbunden. Optisch ist die C10 allerdings das interessantere, viel ästhetischere Konzept.

Wie beim antiken C10 ist Citroën bisher den Beweis schuldig geblieben, dass man tatsächlich den Mut besitzt, die Ideen auch auf die Straße zu bringen.

Mit Bildmaterial von Citroën Communication

5 thoughts on “Rétromobile Paris 2023 – Citroën C10 – Minimalismus für die Straße

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    Was für ein phantastischer cw-Wert, was für ein Gewicht!
    Und dann auch noch ein 4-Sitzer. Einmal mehr bekommt der vom Club of Rome postulierte Faktor 4 eine neue Bedeutung. Es irritiert allerdings, dass zwischen der C10 und Fahrzeugen der 1970er bereits ein negativer Faktor 4 anliegt. Demnach redet man man heute und angesichts der Entwicklung der Weltbevölkerung wohl eher vom Faktor 16? Wer weiß …

    Aktuelle Autos scheinen sich jedenfalls an Umweltaspekten nicht weiter messen zu müssen. Wenn sie elektrisch sind, dürfen sie gerne auch über 2 Tonnen wiegen. Seltene Erden (der Name ist Programm) und Strom sind ja unbegrenzt verfügbar. Und mit Wasserstoff werden wir schon morgen überflutet, wissen gar nicht, wohin mit all dieser “kostenlosen und umweltneutralen” Energie.

    Na ja, dann eben Weltraumtourismus.
    Wir werden schon Mittel und Wege finden, unseren umweltneutralen Überfluss irgendwie sinnvoll zu adressieren …

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    Flugzeugbau von Citroën, das ist spektakulär. Was für geniale alte Konzepte stehen da noch in den Lagern?

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    Au Mann. Tom, Du schreibst schneller, als ich lesen kann. Heute der dritte Artikel. Ich kenne die zwei davor noch gar nicht und habe auch diesen noch gar nicht gelesen …

    Please slow down. Wie machst Du das nur? Es ist mir ein Rätsel. Keep going and remember, slow and steady wins the race. And take good care …

    Heute kriege ich es da echt mit der Angst zu tun.

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      Ganz entspannt … Und einer ist von Mark 😉

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    Sieht auf den ersten Blick gewöhnungsbdürftig aus, auf den zweit Blick sieht man (wie beimSAAB 92) die Tragflächenform mit aufgesetzter Pilotenkanzel. Konzepte mit niedrigen cw-Wert sind ja bei E-mobilität wieder gefragt.

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