Saab Krise: Wie Victor Muller Saab retten will
Wie Bloggen funktioniert. Über gute Freude in Schweden, meist aus Stockholm oder aus dem direkten Saab Umfeld, kommen per Telefon oder Mail Informationen nach Deutschland. Diese Informationen checke ich mit den drei wichtigen schwedischen Tageszeitungen, meistens decken sich die Informationen zu annähernd 100 %. Der sensible, vertrauliche Teil der Nachrichten wird ausgelassen, die Meldung geht auf den Blog. Seit Monaten funktioniert dieses Prinzip gut. Bis auf den letzten Sonntag, an dem Tag gab es erstmals eine “Ente” auf SaabBlog.net.
Die TTELA in Trollhättan gab heute den Lesern Einblick in Victor Mullers Pläne. Der Plan ist, wenn man genauer hinschaut sehr gut und bis auf zwei kleine Schwachpunkte duchaus realistisch. Muller hat in der Krise hinzugelernt. Das Motto, in keine Schlacht zu ziehen, die nicht zu gewinnen ist, hat er sich gemerkt. Deshalb wird sich Muller oder Saab nicht mit GM anlegen und die Eigentümerstruktur bei Saab nicht verändern.
Über Youngman und eine Bank aus China soll in den nächsten Monaten und Jahren die Finanzierung des laufenden Geschäfts erfolgen und es ist von 500 Millionen € die Rede. Das EIB Darlehen soll damit abgelöst werden. Damit werden Sicherheiten die werthaltig sind frei. Das profitable Ersatzteilgeschäft, Patente, Werzeuge, Immobilien. Die Besicherung des Darlehens könnte zusätzlich durch die Ausgabe von Vorzugsaktien oder durch Wandelanleihen erfolgen. Details sind noch nicht bekannt.
Keine Zustimmung aus Detroit ist nötig, auch nicht aus Stockholm. Die Verträge über die Lizenzproduktion bleiben bestehen, denn die Eigentümerstruktur bleibt unangetastet. Saab 9-5 Sportkombi und Saab 9-4x könnten dann 2012 auch über deutsche Straßen rollen. So richtig rund wird die Sache erst dann, schaut man sich die weiteren Zusammenhänge an.
In Schweden gibt es es noch die Entwicklungsgesellschaft, die Saab und Youngman gehört, wo weitere Millionenbeträge aus China investiert werden. Dort sollen die neuen Saab entwickelt werden. Die kleinen Typen für uns in Europa, die großen Saab vorzugsweise für den chinesischen Markt. Damit kämen wir auf ein Investitionsvolumen von mehr als einer Milliarde Euro in den nächsten Jahren.
Der Plan klingt, vor diesem Hintergrund gut, die Konstruktion ist stimmig. Wie aber anfangs geschrieben, hat auch diese Idee zwei Schwachpunkte.
Zum einen ist der Faktor Zeit ein Problem. In der nächsten Woche möchte das Gericht in Vänersborg von Saab ein klares und fundiertes Statement für die Zukunft. Absichtserklärungen werden nicht reichen. Unterschriebene Verträge oder Bürgschaften müssen auf den Tisch.
Der andere Faktor sitzt in Peking. Die NDRC muss Geschäfte und Auslandsinvestitonen in dieser Größenordnung genehmigen. Was immer auch Peking darüber denken mag, eine Prognose ist unmöglich. Auch der Faktor Zeit ist bei dieser Mammutbehörde eine offene Frage.
Der Plan von Muller ist eine Option. Der Wille aller Beteiligten ist da, sonst hätte Rachel Pang von Youngman nicht dauerhaft die Zelte in Stockholm aufgeschlagen.
Was in den nächsten Tagen passiert wird sehr spannend. Eine Lösung wäre gut. So schnell wie möglich.
Text: tom@saabblog.net
Der erste Victor Muller Plan der nicht größenwahsinnig ist. So wie hier beschrieben in Verbindung mit der Entwicklungsgesellschaft klingt es gut. Endlich spricht man über reele Summen. Die 100 Millionen von Antonov waren für den Autobau geradezu grotesk. In Bälde wissen wir mehr.
Richtig überzeugt mich das alles nicht, wieder einmal mehr viel zu viele Unbekannte und -leider- Wunschdenken. Keine Silbe zu den Novembergehältern, die für Dezember werden auch bald fällig……
Hut ab vor Herrn Muller. Nachdem man ihn durch die “kalte Küche” auf das Abstellgleis schieben wollte, übernimmt dieser Mann immer noch Verantwortung. Das Vorgehen von Herrn Lofalk kann man im Nachhinein nur als dilettantisch bezeichnen.
Wenn sich die Chinesen derart finanziell ins Zeug legen, dann sollen sie auch ihren Schnitt bei den zukünftigen Geschäften machen, das ist nur fair. Keine Firmen der Europäer mit Ausnahme der Firma Mullers und erst recht keine Amerikaner waren dazu in der Lage oder haben sich überhaupt erst bemüht, zu einer Lösung beizutragen, das sollte man nicht vergessen.
“Ich liebe es, wenn ein Plan funktioniert…!”
SAAB und die SAAB-Gemeinde haben Viktor Muller zweifellos viel zu verdanken. SAAB existiert heute nur noch, weil sich VM mit dem richtigen Maß an euphorischer Naivität in das Abenteuer SAAB gestürzt hat. Das seine Euphorie auf nicht ausreichend festem Fundament stand, ist ihm erst spät bewusst geworden.
Aber wenn eine Hummel fliegen kann, kann SAAB es auch.
Sollte es ihm gelingen, nun seinen Plan Z (richtig, danach kann nix mehr kommen) umzusetzen, bin ich auch gerne bereit seine teilweise haarsträubenden Fehler und Fehleinschätzungen als Lernprozess zu deuten.
“….braucht es Strategien” und danach vor allem Handlungen.
Ganz wichtig scheint mir auch der Faktor Vertrauen. Und der ist mehr als nur im Keller. Sich nicht mit dem grossen Player GMC mit zahlreichen Automarken und ca. 200.000 Mitarbeitern anzulegen finde ich eine kluge Entscheidung. Bis Ende Jahr muss alles klar sein. Visionen sind okay, aber jetzt braucht es Strategien.
Ich denke die letzten zwei Jahre waren eine gute Schule für V. Muller was Unternehmensführung betrifft. Er hat seit der Übernahme von SAAB soviel durchmachen müssen, wie ein Manager in 20 Jahren vielleicht. War er am Anfang noch ein Grünschnabel, so ist er durch die Probleme bestimmt gereift und hat das Unternehmen SAAB mit all seinen Abteilungen und Verflechtungen in einem Crash Kurs kennenlernen “müssen”. Ich hoffe das hilft ihm die zukünftigen Herausfoderungen zu meistern. Obwohl ich gehofft hätte, dass mal einer seiner zahlreichen Pläne funktioniert hätten.