Der Triumph Spitfire war der E Type für das kleinere Budget

In meiner Jugend war ich begeistert von britischen Fahrzeugen, und die Begeisterung machte auch vor den Roadstern nicht halt. Ein Triumph Spitfire stand vor vielen Jahren in der Auswahl – gegen einen MGB. Letztlich wurde es der MG, der nicht ganz fair verglichen, einfach der bessere Roadster war.

Nicht fair, weil der MGB eine Klasse höher angesiedelt war, was sowohl die Leistung als auch den Preis angeht. Trotzdem, der Spitfire war zu seiner Zeit ein populärer, kerniger Roadster. Er war so, wie man ihn von einer traditionellen englischen Automarke erwarten durfte. Mit viel Flair und der Vergleich mit dem Jaguar E Type kommt nicht von ungefähr. Drehen wir den Zündschlüssel und starten wir den Spiti!

Triumph Spitfire 1500
Triumph Spitfire 1500

Der Triumph Spitfire – hart und herzlich

Der Spitfire ist klein, ziemlich klein. Und er ist leicht. Eine Länge von nur 3,68 Metern trifft auf maximal 815 Kilogramm Leergewicht. Eigentlich besteht der Triumph vor allem aus einer langen Motorhaube, dahinter teilen sich Fahrer und Beifahrer plus das mögliche Gepäck die verbleibende, beengte Fläche.

So richtig reflektiert man das mit der Motorhaube erst in dem Moment, wenn man sich hinter dem Lenkrad eingefädelt hat. Die ist aus dieser Perspektive gewaltig, sie baut sich vor dem Menschen hinter dem Steuer auf und birgt Assoziationen zum Jaguar E Type. Das macht Laune, auch wenn der Spitfire selbst ein ziemlich rudimentäres Fahrzeug ist, mit einem Fahrwerk, das knüppelhart ausgelegt wurde.

Man sitzt förmlich auf der Straße, meint jedes überfahrene Staubkorn zu spüren, während der 1,5 Liter Motor seine 71 PS auf die 800 Kilogramm Fahrzeuggewicht loslässt. Das alles geschieht mit einem beeindruckenden, sportiven Klangteppich, der durch die meist vorhandenen Sportabgasanlage, die nur Zentimeter hinter den Passagieren ins Freie ragt, verstärkt wird.

Triumph Spitfire fahren ist eine Geschichte für alle Sinne. Es gibt keine Servolenkung, kein ABS, kein ESP und kein Ding, das scannt, regelt, überwacht. Es gibt nur die Fahrenden und ihre Maschine, und das dermaßen pur und nicht gefiltert, dass es schon zu der Produktionszeit des kleinen Roadsters cool war.

Ganz unproblematisch, das muss jenseits der britischen Folklore zugegeben werden, war der Spitfire nicht. Das betrifft im Gegensatz zur landläufigen Meinung nicht seine angeblich ausgeprägte mangelnde Zuverlässigkeit. Ein Auto, und ganz speziell eines aus der Leyland Epoche, ist stets so zuverlässig, wie es gepflegt wird. Die Kritik betrifft das Fahrverhalten. Das Fahrwerk mit seiner Pendelachse neigte in scharf gefahrenen Situationen zum Übersteuern, das Heck entwickelte ein Eigenleben, und einfangen musste es der Fahrer selbst. Falls er dazu in der Lage war.

Ich mochte den Spitfire, den ich damals zur Probe fuhr, griff dann aber zum MGB (Link), welcher einfach das reifere Auto war.

Historische Triumph Spitfire Werbung
Historische Triumph Spitfire Werbung

Der Triumph Spitfire ist ein Leyland Spitfire

1977 warb Leyland für den Spitfire 1500, die letzte Version vor dem Produktionsende 1980. Werbetexte sind immer so eine Sache, aber im Fall der vorliegenden Werbung darf man sie zu 90 % unterschreiben. Das Spitfire Verdeck lässt sich in der Tat in Sekunden öffnen und schließen, da kommt kein aktuell produziertes Textilverdeck Auto ran. Er ist tatsächlich einer der letzten echten Roadster, puristisch, kernig, mit dem Verzicht auf alles, was störend sein könnte.

Das Elend der britischen Autoindustrie unter dem Leyland Namen verkörpert aber auch diese Werbung. Auf den Einfall den traditionellen Triumph Spitfire als Leyland Spitfire zu vermarkten kommt man offensichtlich nur, wenn man vorbereitend besonders tief in das Glas mit schottischem Whisky geblickt hat.

Die Automarke Triumph ist leider Geschichte. Die Markenrechte kamen über die Rover Group bei BMW (Link) an, wo man alle paar Jahre über ein mögliches Comeback philosophiert. Welches man bisher immer wieder verworfen hat. Die Marke zu beleben findet nicht statt, was man bedauern oder begrüßen kann.

Immerhin darf Triumph in Ehren ruhen, während der frühere Rivale MG als chinesischer Wiedergänger Erfolge feiert (Link), die Traditionalisten aber leiden.

Triumph fahren ist auch heute noch problemlos möglich. Der Spitfire sind einfach, erfrischend puristisch, und charmant. Rührige Clubs (Link) kümmern sich um den Triumph Fahrzeugbestand, die Ersatzteillage gilt als entspannt und die Komponenten von der Insel sind immer noch bezahlbar.

– Fortsetzung folgt –

7 thoughts on “Der Triumph Spitfire war der E Type für das kleinere Budget

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    Da kommen beim Lesen Sehnsüchte und Erinnerungen hoch.

    Mein erstes eigenes Auto war ein MK II von 1967. Das war 1979 und ich war gerade 18 geworden.

    Aus dem kleinen Motor haben wir dann mit einiger Optimierung und dem grosszügigen Einsatz von Drehbank und Fräse eine satte Leistung herausgeholt. Da ich etwas zu weit ging mit dem Aufbohren war es immer etwas wärmer im Motorraum.

    Unzählige Kurven, die mehr umhoppelt als gefahren wurden und viele schöne Stunden waren Spiti und ich zusammen unterwegs und natürlich auch im Winter, wenn immer möglich offen. Oben wärmende Mütze und dank der ledernen Passagierraum-Abdeckung unten Stiebel-Eltron-Wärme.

    Wie viele Stunden habe ich an meinem blauen Spiti wohl geschraubt und den ihn zersetzenden braunen Teufel gejagt? Mein Vater meinte immer, dass jeder Helikopter ein besseres Wartungszeit-Flugzeit-Verhältnis habe als mein geliebter Spiti.

    Wo er wohl heute ist, mein Spitfire?

  • Scheinbar das gleiche Alter lieber Tom, ich führ mal ein schönen weißen TR 6, Baujahr 1973, 2500ccm, Overdrive…ach ja….

    • Ja, definitiv. Selbe Epoche, sozusagen. Ein TR 6 ist ebenfalls sehr lecker.

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    She is a real spitfire …

    Nur einmal zur Einordnung und weil es so schön ist. Spitfire heißt so ungefähr Hausdrache und ist weiblich konnotiert. Eigentlich hätte es in der historischen Anzeige DIE Triumph Spitfire heißen müssen.

    Aber wie dem auch sei, da Nazis blöd sind, finde ich es sehr charmant, dass die Britten erst zur Luft und später zu Lande ihre Hausdrachen losgelassen haben. Das hat was. Ich mag die Britten sehr. Mich verstört nur der Brexit. Aber das geht denen ja mehrheitlich selbst so.

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    • Die und der ist ein schwierige Frage. Ich blende zurück zur DS, die hier schon öfter Thema war. Citroën Deutschland sprach von ihr als “der DS”. Geht demnächst online.

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    Mein 1. Auto war ein Spiti Mk 2 mit 6 Lampen und Überrollbügel; hatte ich 1970 in Ffm von einem Maschinenbau-Ing. für 3.200 DM abgekauft. Als technisch Unbegabter war ich mit dem Choke öfters am Verzweifeln. Hatte vergessen, ihn zurück zu schieben, was dann zum Absaufen der Maschine führte. Die Werkstatt freute sich und musste die Vergaser reinigen.
    Mein 2. Fahrzeug war ein Spiti Mk 4 vom Händler gekauft. War wohl ein “Montags-Wagen”, der so alle 8.000 km eine neue Kupplung brauchte. Trauriger Höhepunkt war nach so einer Reparatur, dass sich auf einer Fahrt an die Ostsee die Schwungscheibe löste, bei Bielefeld; war mit falschem Drehmoment befestigt. Mein 3. Auto war dann ein MGB, der bei leicht abschüssiger Strecke auf 190km/h kam. Super Auto, mit dem ich sehr zufrieden war. Hatte ihn dann gegen einen Jaguar XJ 6 Serie 1 eingetauscht und dabei meine erste Frau kennengelernt. Soviel für den Moment.

    • Spannend. Dann war meine Entscheidung für den MGB doch richtig. Danke!

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