Der Traum vom offenen Fahren – 1967 Citroën DS21 Décapotable

War es diese futuristische Form der DS, die göttliche Stromlinie, die geradezu nach einem Cabriolet verlangte? Oder das sensationelle Hydropneumatik Schweben, das zur Cabriolet Idee führte? Wir wissen es nicht. Was wir wissen ist, dass 1956 die Karosseriebauer von Chapron Kontakt zu Citroën aufnehmen. Zwei Jahre später stellt Chapron die erste offene DS vor, es entwickelt sich eine Zusammenarbeit, die zu den Werkscabriolets führt.

Tatsächlich ist es alles andere als einfach, die DS Limousine in ein Cabriolet zu verwandeln. Zuerst müssen die hinteren Türen verschwinden. Die vorderen werden neu gezeichnet, sie legen um 18 Zentimeter in der Länge zu. Der Kofferraumdeckel muss ebenfalls neu gestaltet werden. Die Integration gelingt optimal, die Optik wirkt wie aus ein Guss. Der Deckel besteht jetzt aus Polyester.

Außerdem ist da noch das Problem mit den Blinkern. Die sitzen bei der DS bekanntlich im Dach. Das ist jetzt nur noch textil vorhanden und scheidet damit aus. Chapron löst das Problem mit Eleganz. Die Blinker finden einen neuen Platz hinten auf den Kotflügeln und auch die Rückleuchten werden geändert.

Das ist die leichtestes Übung auf dem Weg zur offenen DS. Die Karosseriebauer greifen in das Teilelager von Citroën und verwenden die Rückleuchten der US-Modelle.

1967 Citroën DS21 Décapotable

Der Start für Chapron ist nicht einfach

Am Anfang läuft die Zusammenarbeit etwas schwierig, der Hersteller liefert den Karosseriebauern komplette US-Fahrzeuge, die zunächst arbeitsintensiv zurückgerüstet werden. Später bessert sich die Situation, ab 1964 erhält Chapron von Citroën Fahrgestelle, die nur noch bis zur Windschutzscheibe komplett sind.

Die Cabriolets sind ein Ausdruck der Eleganz und Extravaganz, Citroën verkauft sie weltweit. Obwohl sie Werkscabriolets genannt werden, erfüllt Chapron den Kunden so gut wie jeden persönlichen Wunsch. Heute sind sie unverändert begehrt, ausdrucksstarkes Design ist zeitlos, die DS Décapotable (Cabriolet) ist ein hochpreisiger Klassiker geworden.

Geschlossen – auch da macht die DS eine gute Figur

1967 Citroën DS21 Décapotable

Ein Cabriolet aus dem Jahr 1967, das für den Traum des offenen Fahren steht, wird zur Zeit von Car & Classic versteigert. Seine Geschichte ist typisch für viele DS21 Décapotable. Ausgeliefert wurde es ursprünglich nach Nordamerika, wie etliche andere offene DS auch.

Zurück nach Europa wurde es in der frühen 2000-er Jahren geholt, sein jetziger Besitzer erwarb die DS im Jahr 2015.

Nordamerika - die Rückleuchten sind von den US-Modellen
Nordamerika – die Rückleuchten sind von den US-Modellen

Der investierte in das Werkscabriolet, scheinbar ohne Rücksicht auf entstehende Kosten. 2016 wurde der Motor überholt, 2022 wurden Arbeiten an der Karosserie durchgeführt, die DS wurde neu lackiert. Beide Türen, die bereits einmal “falsch” getauscht wurden, wurden auf das Chapron Design zurückgerüstet. Die meisten Arbeiten wurden lückenlos dokumentiert, Fotos und Unterlagen sind umfangreich vorhanden.

blank
Edel – Jaeger Uhrensammlung

Im Ergebnis ist das Cabriolet wunderschön, es ist rostfrei, seine Technik ist wie neu, und nur kleine Spuren verraten den Gebrauch. Die Innenausstattung wurden ebenfalls im Laufe der Jahre überarbeitet, wann ist nicht dokumentiert, und im Prinzip ist das Werkscabriolet mit seinem beigen Leder nahe am Neuwagen.

Der hochpreisige Traum vom offenen Fahren

Der Sammlerstatus ist auf jeden Fall gegeben, denn die DS21 ist das Facelift Modell, das 1961 nach der DS19 auf den Markt kam. Mit dem größeren Motor und vielen Änderungen, der Umstellung der Hydropneumatik auf grüne Flüssigkeit, gilt es als besonders erstrebenswert.

blank
Edison Radio – zeitlich passend zur DS

Das angebotene Exemplar hat die fantastische Uhrensammlung von Jaeger im Cockpit, wie sie in hochpreisigen Fahrzeugen zu finden sind. Das Radio von Edison ist zeitgenössisch, und es stellt sich die Frage, was die DS21 Décapotable wert sein könnte.

In Deutschland sind sechsstellige Preise für Werkscabriolets mittlerweile so etwas wie  Gewohnheit. Die Auktion der DS21 Décapotable verläuft lebhaft, und es ziemlich sicher, dass auch hier die 100.000 € Grenze überschritten wird.

Mit Bildmaterial von Car & Classic

9 thoughts on “Der Traum vom offenen Fahren – 1967 Citroën DS21 Décapotable

  • Mein Traumwagen, schon immer. Aber nicht jeder Traum muss in Erfüllung gehen….
    Und Vorsicht, wie bei vielen hochbegehrten Autos, RS, GTI, GSR usw., so auch hier viele Fälschungen.

  • blank

    … und schon steht das aktuelle Gebot bei 110.000 🙂

    Die DS Décapotable zählt für mich zum absolut Schönsten, was jemals auf vier Räder gestellt wurde. Und wenn ich sie tatsächlich mal im Alltag erblicke, wofür die Chancen in Österreich wohl ganz besonders schlecht stehen, dann ist der Tag gerettet 😉 Das letzte Mal ist auch schon wieder ein paar Jahre her; da war ein kleiner Konvoi an Göttinnen, darunter eine Décapotable auf der Autobahn unterwegs.

  • Ein grandioses Auto einer glorreichen Epoche. Leider ist alle Saabs verkaufen, und die Hypothek aufstocken auch keine Alternative.

  • blank

    Einfach nur traumhaft.

    Habe in meinem ganzen Leben noch nie in einem Auto gesessen (inklusive Hochzeit in einem sehr schönen alten Bentley), das ich nicht gegen dieses tauschen würde – ohne Wimperzucken.

    Berlin ist innerstädtisch voll mit AMG und Brabus, sämtlich (matt-) schwarz. Die kosten auch nicht weniger Schutz-, Schwarz- oder Drogengeld. Hätte die Klientel mehr Geschmack, wäre sie den grünen Loftbewohnern gleich viel sympathischer – sogar auf Radwegen und in 2. Reihe parkend. Die Stadt wäre mit mehr Klassikern viel schöner …
    So aber drohen Fahrverbote. Da sind die Clan-Kriminellen selbst schuld.

    Mich ängstigt, dass die Klientel dann in die Randbezirke zieht. Die liegen für solche Typen näher, als der Umstieg von einer Brabus G-Klasse auf das Lastenrad. Das ist den grünen Loftbewohnern aber egal. Die haben dann ihr grünes Disneyland und ein bisschen Petersilie auf der Dachterrasse gibt das gute Gefühl von Selbstversorgung. Da werden Tonnen CO2 und Verpackungsmaterial gespart – in einer heilen Welt, im Disneyland ohne Brabus.

    Ich schweife ab. Ein wunderbares Auto. Einfach zu schön, um an diesem den Konflikt zwischen Innen- und Außenbezirken festzumachen. Bin selbst erstaunt, dass das trotzdem geht und irgendwie plausibel ist. Verrückte Welt …

    • blank

      So viel Ästhetik ist zu viel für die heutige Zeit. Wir fahren nur noch eckige, große schwarze Kisten und beugen uns dem Diktat der Masse. Ästhetik war gestern, und wir bekommen das, was wir offensichtlich verdient haben.

    • Ja, tein Kommentar total am Thema vorbei :-), trotzdem habe ich mich köstlich über die pointierte Zusammenfassung von Volvaab über die innerstädtische Konfrontation der mattschwarzen Clan-Autos mit den grünen Lastenrädern amüsiert – nicht zu vergessen, einschließlich der mir bis dato völlig unbewussten Gefahr des Umzugs der Luden & Co. an den Stadtrand (wäre das so viel schlimmer für die Leute dort als für die in der City? ;-)) Einfach köstlich!

      Uns eint auch die Abneigung gegen matte Autos – die ja eine gewisse Klientel todschick zu finden scheint. Ich finde sie einfach nur potthässlich. Ich werde wohl einfach alt …

      • blank

        Ist für Randstädter natürlich auch nicht grundsätzlich schlimmer als für Innenstädter. Und ich finde es sogar witzig, wenn Clan-Kriminelle vor die Wahl gestellt werden, Lastenräder statt Brabus zu fahren oder eben umzuziehen …

        Es ist aber auch etwas wohlfeil von den, im doppelten Wortsinn, Bio-Deutschen mit Verdrängungsmechanismen auf innerstädtische Konflikte zu reagieren …
        Die “Vertrieben” zeigen in ihrem neu zu erobernden Revier (der Randstadt) teils eine Aggressivität und soziale Unverträglichkeit, wie ich (bis vor 10 Jahren selbst ein Innenstädter) sie noch nie zuvor beobachtet habe. Kein Wunder. Neues Revier, neuer Kampf …

        Zwei Beispiele (eigenes Erleben):
        Halte (parke nicht etwa!) vor der Auffahrt eines Einfamilienhauses, um ein Kind aussteigen zu lassen. Sofort fliegt die Haustür auf und zwei Menschen kommen raus, beschimpfen mich. Ein Missverständnis, denke ich, steige aus, will beruhigen. Versichere freundlich, dass ich doch nur mein Kind kurz aussteigen lassen habe und eigentlich ja schon wieder weg wäre … Deeskalation?
        Weit gefehlt. Das sei scheißegal. Ich hätte vor ihrem Haus und Grund (öffentliches Straßenland) nichts verloren und vermutlich selber keins und auch kein Führerschein, sei asozial und ungebildet, es nichtmal wert, die Fresse poliert zu bekommen …
        Dann verschwand man wieder im Haus, ließ mich rat- und sprachlos stehen. Und ich Depp hatte gedacht, sie würden es gerade eilig verlassen wollen, hätten vielleicht einen mir unbekannten guten Grund gehabt, mich in diesem Moment so hart anzugehen?
        Das war aber tatsächlich vollständig grundlos!

        Zweitens rast ein ausweichpflichtiges Auto in einer 30er-Zone auf mich zu. Enge Kleinstraße und ich am rechten Bordstein unterwegs, meine Spur frei. Er reichlich Gelegenheit seinerseits rechts ranzufahren (Auffahrten, Parklücken, Mündungen) bremst scharf und im letzten Moment vor mir ab und macht den Platzhirsch. Ich solle meine Schrottkiste (meinen geliebten 9-5 SC) aus dem Weg fahren. Sonst würde er aussteigen …

        Ich hatte 2 Kinder im Auto, die pünktlich zur Schule und morgens keine Gewalt sehen sollten. Also bin ich kleinlaut rückwärts links, entgegen der Fahrtrichtung und StVO in eine Lücke, um den neuen, gesetzlosen Platzhirsch der Vorstadt nicht zu reizen.

        Freue mich trotzdem schon auf autofreie Innenstädte. Vielleicht werden dann die Vorstädte ja multikulturell und kulinarisch aufgewertet? Im Moment sehe ich da noch keine positiven Effekte. Der Brabus, der Lude und die Konflikte sind schon da, das teils sehr gute und preiswerte Essen aller Herren Länder verbleibt vorerst ein Privileg der innerstädtischen und doppelt Bio-Deutschen Loftbewohner …

  • blank

    Herzlichen Dank für diese wunderbare einzigartige Doku.

    • blank

      Ich schließe mich dem an. Was für ein Traum von einem Cabriolet!

Kommentare sind geschlossen.