Einstieg in die Hydropneumatik Galaxie – Citroën BX 16 TZI
Wenn Autos älter und sammelwürdig werden, rücken spezielle technische Merkmale in den Fokus der Fans. Bei Saab laufen deshalb die Zweitaktmodelle gut. Die 900 Turbo sind in den USA gefragt, und Turbo plus 32 Bit Trionic machen den 9000 spannend. Bei Citroën wäre es die Hydropneumatik, die eine gewisse unwiderstehliche Anziehungskraft ausübt.
Ich denke, mindestens einmal im automobilen Leben sollte man einen Hydropneumatik Citroën besessen haben. Der Einstieg in die Kunst des eleganten Schwebens ist nicht teuer. Eine Citroën BX 16 TZI (1991) wäre ideal geeignet.

Die wahre Herausforderung, wenn man sich in die Hydropneumatik Galaxie vorwagen möchte, ist das passende Modell für den Einstieg zu finden. Die DS und die CX sind zwischenzeitlich preislich enteilt, GS und GSA schwer zu finden, und die XM vielleicht etwas gewagt für Neueinsteiger. Aber die BX, das Erfolgs- und Baguette und Butterauto der Franzosen, ist optimal geeignet.
Leider ist das Angebot so spärlich wie der Wasserstand der Loire im trockenen Sommer, man benötigt Ausdauer und etwas Nervenstärke, bis man das passende Exemplar gefunden hat.

Citroën BX 16 TZI (1991)
In der Schweiz, der Heimat vieler gepflegter Klassiker, wird eine BX 16 TZI (1991) angeboten, die es wert wäre in gute Hände zu kommen. Das Kürzel TZI steht als kryptische Abkürzung für ein gehobeneres, technisches Ausstattungsniveau.
Die Sänfte von Citroën verwöhnt auf diesem Niveau unter anderem mit Drehzahlmesser, Türschlösser mit Funkfernbedienung und elektrischen Außenspiegeln und Fensterhebern. Der Funktionsmonitor (Originalton Citroën) in der Mittelkonsole vermittelt einen Hauch von Technik und Computer in den 80-er Jahren. Die sportlich ausgeformten Sitzen für Fahrer und Beifahrer stammen aus den GTI Modellen.

Das alles war 1991 nicht selbstverständlich. Die BX gilt damit als beinahe luxuriös, und gegenüber den deutschen Marktbegleitern gab es viel Ausstattung für das Geld. Der 1,6 Liter PSA Motor leistet 89 PS, und da die BX nur knapp eine Tonne auf die Wage fährt, kommt sie damit gut zurecht.
In der Hierarchie der BX Modelle liegt die 16 TZI über den Einstiegsmodellen und markiert die beliebte bürgerliche Mitte.
Gepflegt und Original
Gute BX sind mit den Jahren selten geworden. Sie leiden unter dem Problem, das unabhängig von der Marke, alle Fließheck Fahrzeuge quält. Sie sind praktisch, denn sie taugen hervorragend als Kombi und Limousine, und werden während ihrer preiswerten Phase als Gebrauchte skrupellos verbraucht.

Das, und die Tatsache, dass die BX echte Nehmerqualitäten hat, hat viele Fahrzeuge dahingerafft. Dazu kommt, die BX war niemals teuer. Weder als Neuwagen noch als Jahreswagen, oder als Youngtimer. Garantiert niedrige Einstiegspreise zogen das falsche Publikum an, aus heutiger Sicht.
Die BX in der Schweiz scheint es besser getroffen zu haben. Sie hat nur 111.000 Kilometer auf dem Tachometer, sie scheint gepflegt und im Originalzustand zu sein. Das macht sie spannend, und zum idealen Einstieg in die Hydropneumatik Galaxie. Teuer ist sie, trotz ihres Zustands und der wenigen Kilometern, immer noch nicht. 5900,00 CHF (ca. 5.950 €) schreibt der Händler auf das Preisschild, das ist überschaubar.

Ein definitiv reizvoller Klassiker
Was man natürlich wissen muss, wenn man sich an ein solches, definitiv reizvolles Projekt wagt, eine Unterstützung vonseiten des Herstellers gibt es schon lange keine mehr. Der Stellantis Konzern hat Traditionspflege auf der Liste der Prioritäten nicht sehr weit oben stehen, man ist auf das angewiesen, was der Markt anbietet.
Da gibt es gute, und weniger gute Nachrichten. Viele Verbrauch- und Verschleißteile sind preiswert bei freien Anbietern zu bekommen, eine BX am Laufen zu halten ist zu geringen Kosten möglich. Spezifische Komponenten, zum Beispiel für den Innenraum, sind nur schwer oder gar nicht zu erwerben. Auf Vollständigkeit und guten Zustand muss daher beim Kauf geachtet werden.
Mit Bildmaterial von autoscout24
Den BX kenne ich von unseren Nachbarn. Ein Diesel war es in rot. Ich durfte Anfang 1990 mit in die DDR fahren. Und kann mich nicht an schlechte Straßen erinnern 😀 Der Wagen war nicht luxuriös, aber ungemein praktisch und sehr, sehr komfortabel.
2015 bis 2021 hatte ich zwei C5, 2009 und 2015. Der jüngere hatte das Hydractiv-Fahrwerk. Von dem hatte ich mir deutlich mehr versprochen, der C5 mit Stahlfederung war durchaus nicht unkomfortabler. Vielleicht war das dem Hang geschuldet, “sportliche” Fahrwerke anzubieten, wie sie angeblich von “jedem” gewünscht werden.
Der BX ist wirklich interessant……Ersatzteile zu bekommen, ist nicht ganz einfach, aber: auch dort gibt es eine rührige Szene. Bei SAAB ist man aber doch noch besser gestellt, was das angeht.
Danke, Tom, fürs Aufspüren 🙂
Na mit dem BX meines Vaters bin ich schon ein paar Klometer gefahren, könnte also auch einen Haken machen. Aber ja, ich hätte ihn wegstellen sollen, aber leider Verkauft. Für den Alltag waren die 89PS ausreichend, die Show war echt das rauf- und runterfahren der Karosse.
Jetzt wird’s aber fies hier …
Jetzt werden aktiv Einstiegsdrogen angepriesen – ohne Warnhinweise oder Beipackzettel. Ist lecker geschrieben. Meine FOMO (fear of missing out) wächst …
Muss ich einmal im Leben die Hydropneumatique gefahren sein, sie besessen haben? Käme ich je wieder clean? Was wenn ich mich im Besitz einer BX nachts wild hin und her wälze und in Schweiß gebadet nach einer SM verzehre?
Citroënolvaab Driver? Ein Albtraum. Ich beneide aero50, dass er das Thema für sich mit einer CX bereits auf hohem Niveau und bei Zeiten abgehakt hat und spreche mit selbst gerade Mut zu – und zwar Mut zur Lücke.
Man kann in dieser großen Welt und in einem Leben nicht alles haben, nicht alles erleben und nicht alles gesehen haben. Schade aber wahr.
So ganz fies auch wieder nicht. Die Einstiegsdroge ist nur limitiert verfügbar. Die Chancen, dass jemand darauf anspringt und nachhaltig süchtig wird, ist gering.
Ein gewisses Begehren nach der einen oder anderen Hydropneumatin liest man sich hier mit der Zeit aber schon an 😉
Schon der erste Satz des jüngsten Artikels ist ein Schlüsselsatz. Andere folgen. Ganz genau so ist es. Es sind bestimmte Merkmale, die heute faszinieren und im markenübergreifenden Einheitsbrei der Neuwagen gar nicht oder nicht mehr in dieser Reinheit zu finden sind …
Citroën war schon echt besonders und die Kombination aus Dünnblech und Kunststoff auf frontgetriebenen, hydropneumatischen Fahrwerken sehr speziell. Kameraleute in ganz Europa waren Citroën in einer Hass-Liebe über Dekaden tief verbunden.
Es gab nichts besseres für bestimmte Kamerfahrten, als eine Hydropneumatique. Einer schwärmte mir einmal von seiner verblichenen CX (Break) vor. Sie sei in mehrfacher Hinsicht das beste Auto gewesen, dass er je hatte …
Bis sie nach nur 5 Jahren in der Mitte (be- aber nicht überladen) einfach durchgebrochen sei. Konnte ich so auf Anhieb gar nicht glauben, mir als Volvaab Driver nur schwer vorstellen und habe mehrere Rückfragen gestellt. War aber wohl wirklich so und die Längsträger unter der CX einfach durchgerostet.
Kenne zufällig einen Saab 900 und Saab 96 Fahrer der auch einen BX von Anfang an besitzt. Irgendwie kommen Saab und Citroen doch irgendwie irgendwo zusammen.
Ich denke, der kommt aus Wien?
Das mit einmal im Leben kann ich mit einem CX 2200 Pallas abhacken. Auto des Jahres 1974 oder 75. Ich fuhr den von 1980 bis 82, dann wurde er mir einfach zu groß und zu behäbig, tauschte ihn dann gegen einen neuen Lancia Delta GT ein, ebenfalls Auto des Jahres 1980.
Citroën, Lancia, Saab, irgendwie nichts falsch dran.
Vom BX gab es in der Nachbarschaft einmal 2 Exemplare. Ein roter Break und eine Limousine. Der Break wurde zum Einladen immer abgelassen, das war ein Schauspiel. Alle waren fasziniert, wenn er sich wieder nach oben bewegte.
Aktuell gibt es keinen Citroën im näheren Umfeld. Irgendwie ist seit der Einstellung des C5 eine nie mehr gefüllte Lücke entstanden. Schade.