Das muss man haben! Ein richtig dickes Saab Buch.
Im Januar hatte ich das “Stora Boken om Saab” kurz auf dem Blog vorgestellt. Ein richtig dickes Saab Buch, das 400 Seiten umfasst. Zu “Pilots Wanted” brachte mir ein Freund ein Exemplar aus Schweden mit, ein Anlass, mehr als nur einen flüchtigen Blick hineinzuwerfen. Um es vorweg zu nehmen: Das Buch erzählt die Saab Geschichte nicht neu.
Es ist vielmehr eine Sammlung von Artikeln, die in der schwedischen Ausgabe der Auto-Motor-Sport über die Kultmarke aus Trollhättan erschienen. Eine aufregende Nachricht für alle, die südlich von Skåne leben und die AMS nicht abonniert haben. Denn das “Stora Boken om Saab” lässt die völlig irren Jahre zwischen 2000 und 2011 noch einmal neu aufleben.
Dabei beginnt alles ganz harmlos. Das Buch startet mit den Anfängen der Marke, bringt Fahrberichte über klassische Saab Modelle, und garniert das mit schönen Bildern. Die Herausgeber haben, um die Navigation zwischen den Epochen zu vereinfachen, die Seiten zur Orientierung farblich markiert. Ein wenig Klassik, und dann kommen die 90er Jahre. Die Übernahme durch GM, einen kleinen Saab auf Opel Astra Basis, den es glücklicherweise nie gab, und dann die Jahre 2000 bis 2010. Sie nehmen mehr als die Hälfte des Buches ein. Und sie sind der Wahnsinn pur.
Oder, um es mit einer Überschrift der AMS auszudrücken: Die Berg- und Talfahrt von 2000 bis 2010. Was wir in Deutschland nur am Rande und sehr gefiltert mitbekamen, durchlebt man nochmals, wenn man dieses Buch liest. GM muss Milliarden an € bei Saab in den Sand gesetzt haben, alleine durch Entwicklungen, die man anstieß und dann doch wieder einstellte.
Ein bekanntes Projekt ist der Nachfolger des Saab 9-5, den man mit Alfa Romeo auf einer Premium Plattform entwickelte. Daraus hervor gingen Alfa Brera und 159, bei Saab löste man vorher das Ticket zum Notausstieg. Kaum etwas ist über die Projekte 810 und 265 ausserhalb von Schweden bekannt. Code 810 war, mal wieder, der Traum vom großen Saab. Nachdem Projekt 106, der Saab 9000 Nachfolger, in den frühen 90er Jahre eingestellt wurde, plante man auf Holden-Basis ein großes Fließheck. Auch dieses Vorhaben endete 2005 ohne Ergebnis, genau wie Projekt 265. Ein Saab SUV als Schwester der ersten Cadillac SRX Generation hätte 2004 auf den Markt kommen können. GM verhinderte das Projekt. Erst 2011 wurde der 9-4x gemeinsam mit dem SRX Nachfolger Realität.
Oder das Saab Hybrid Projekt, das schon 2001 reif für den Markt war, und nie in Serie ging.
Das Buch macht traurig, ich gebe es zu. Ist man Saab Fan, dann bekommt man bei der Lektüre unweigerlich feuchte Augen. Weil alles viel schlimmer war, als man es sich dachte. Weil es trotzdem immer wieder Lösungen und Möglichkeiten gab, wenn man nicht in letzter Minute ein Stopsignal aus Rüsselsheim oder Detroit bekommen hätte. Saab wurde aufgerieben zwischen den Eifersüchteleien von Opel und den Intrigen bei GM. Und Saab war zu klein, um sich zu wehren. Oder die Schweden zu sehr auf den Konsens fixiert und zu wenig Konflikt-freudig.
Statt eigener Innovationen gab es Badge-Engineering. Saab 9-2x und 9-7x sind unglückliche Zeugen davon. Sie schadeten in der Heimat dem Ansehen der Marke mehr als in Deutschland und waren ein Tiefpunkt der Entwicklung. Trotzdem, und das ist das Verrückte an der Berg- und Talfahrt unter GM, ging es immer irgendwie weiter. Der 9-5 NG galt bei seinem Erscheinen als Traumauto. Obwohl er kein Fließheck hatte, worum man in Trollhättan ernstlich gekämpft haben soll. Er wäre 2012 auch als Hybrid gekommen, hätte sich GM zuvor nicht von Saab getrennt. Und 2010 sollte ein komplett neuer 9-3 auf den Markt kommen, 2011 ein kleiner Saab.
Das Lesen im Buch ist nichts für schwache Nerven und auch nichts für Saab Romantiker. Hoffnung und Frust lösen sich ab, und es wird klar, dass es mit Saab für alle Zeit vorbei ist. Frühere Mitarbeiter sind in Pension oder bei anderen Firmen angekommen. Wissen und Spirit gingen verloren, das Werk ist nur noch eine leere Hülle, und viel zu viel Zeit ist vergangen. Vorbei. Für immer.
Trotzdem kaufen?
Überraschung, das Buch ist ja schwedisch!
Man muss das Buch einfach haben. Selbst wenn es auf kisuaheli statt auf schwedisch geschrieben wäre. Menschen meiner Generation, die in der finsteren, analogen Frühzeit geboren wurden, legen sich ein Schwedisch-Lexikon neben das Buch und kämpfen sich Zeile für Zeile durch. Die Jüngeren erledigen das mit einer App. Warum? Weil man sonst etwas versäumen würde, und weil es das ultimative Saab Archiv eines ganz großen Dramas ist. Erwerben kann man es im Webshop des Saab Car Museums, 400 Kronen / 40,00 € sind kleines Geld für viel analogen Nervenkitzel.
GM war niemals eine gute Geschaeftsinhaber fuer Saab. Traurig. Dan ist Geely viel besser wenn man sieht wie es Volvo jetzt geht. Damit hat meine Frau sich jetzt fuer Volvo entschieden. Ich bleibe aber unseren Saabs bis zum Ende fahren. Neue Entwicklungen aus Trollhattan wir es leider nicht mehr geben. So lange Orion uns noch Ersatzteilen anbietet und es richtig gute Saab Dealer gibt koennen wir noch geniessen von Wagen die niemandem anders ueberhaupt mal entwickelt hat.
War vor 12 Tagen im Saab Museum und habe das Buch und das Buch vom 92-900 gekauft und vieles anderes im Shop.
Hier ein link von den Fotos: https://www.dropbox.com/home/Saab%20Museum%20Trollh%C3%A4tten/Saab%20Museum%20Trollh%C3%A4tten
Sadly it was all about $ @ GM.
I am not a liker of Jeremy Clarkson, (Top Gear/grand tour). He help SAAB’s demise in the UK, by saying, “Just a Vauxhal(Opel) under the surface”…
Sadly GM’s management was typical American blasphemy, not knowing that they even owned SAAB, … Opel hated, SAAB, and much of SAAB’s stuff is in Opel today…….
I will be keeping my SAAB 1998, 9000 Anniversary Auto 2.3t (with stage 1), and my 2009 SAAB 9-5 turbo edition Manual 2.3T Estate for the foreseeable future…….
Bei den Versandkosten sehe ich mich gezwungen das Museum im August zu besuchen! 😉
Lapidar, ziemlich cool und sehr saabisch …
Wohl mit Abstand der beste Kommentar, den ich hier jemals zu Gesicht bekam!
Danke!!
Vielen Dank Tom für diesen tollen Tip auch wenn es traurig macht. Ich denke, dass Buch muss man haben.40,00 Euro ist okay.Dazu kommen ja noch die Versandkosten und die sind glaube ich nicht wenig. Weißt Du wievielt?
200 Kronen. Es lohnt also etwas dazu zu bestellen!