Gedanken beim Blick auf zwei Saabs
Eine Saabfamilie und ihre Geschichte. Wie alles begann? Anfang der achtziger Jahre begann nach nur sechs Jahren der Audi 100 meiner Eltern nach nur wenigen Jahren massiv zu rosten. Alternativen wurden gesucht. Bei den schwedischen Marken. Irgendwie war mein Vater auf Saab gestoßen bei einem kleinen Händler im Westfälischen.
Und so wurden wir zunächst mit zwei Kunststoffmodellen für uns Kinder bedacht – ein Saab 900 Aero und ein Saab 900 Sedan. Wir lasen viel in den damals noch ausführlichen Prospekten. Und entschieden vor dem Hintergrund der ersten Katalysatordiskussion für einen 900 i mit Kat.
Und wenige Wochen später bekamen wir im März 1985 am Ende eines strengen Winters einen rosenquartz lackierten Saab 900 i Combi-Coupe – wie sich bald herausstellte eine US-Version mit langer Getriebeübersetzung, die auf der bergischen und bergigen Autobahn Köln – Dortmund die Geschwindigkeit nicht halten konnte.
Dank Kulanz von Saab Deutschland bekam der Saab im Mai einen neues viertes und fünftes Zahnrad und konnte uns in den nächsten sechzehn Jahren treue Dienste leisten – zunächst immer auf der Suche nach einer bleifreien Tankstelle, das Netz wurde damals erst aufgebaut, und dann auf langen Strecken sicher zu Hause. Wunderbar der Kofferraum, vollgeladen plus Fahrradträger ging es in die Ferien. Später mit auch mit Bootsanhänger. Ein echter Freizeitbegleiter.
Ein Sicherheitsgefühl ohne Ende. Und Individualität. Zwei, drei Saabs gab und gibt es in der Stadt. In Großstädten gab es natürlich immer ein paar mehr. 1988 mit dem frisch erworbenen Führerschein durfte auch ich fahren. Fahrzeuggewicht und die Leistung mit 110 PS waren für Fahranfänger ein vernünftiges und doch attraktives Maß.
Die Studienzeit kam – kein eigenes Auto, sondern IC und ICE. In den Semesterferien wieder – frei nach Mercedes – Willkommen zu Hause im Saab. Das erste eigene Auto war für mich dann ein VW 1303. Ein wunderbares Fahrgefühl, aber der sicherheitskonzeptionelle Offenbarungseid. 2001 wurde der erste Saab meiner Eltern nach 264.000 Kilometern verabschiedet, die Reparatur der Ölwanne war unwirtschaftlich (aus heutiger Sicht hingegen?).
Mein Vater erwarb einen Saab 9-3 I Sportcombi, vieles war evolutionär aus dem alten 900, die Form, die Armaturen, die intuitive Bedienung, die Motorleistung mit 130 PS. Und die entscheidenden Argumente gegenüber dem alten 900: ABS und Klimanlage. Nochmals echter Sicherheitsgewinn. Ein schönes Auto, das weitere elf Jahre die Familie begleiten sollte. Aber, aber: gegenüber dem 900 war der Kofferraum winzig.
2002 tauschte ich, eine eigene Familie gründend, den 1303 für den Alltag gegen einen der letzten Saab 9-3 alter Baureihe ein – stahlgrau – . Mit dem Turbo ein wunderbares Reiseauto für die langen Strecken zwischen Berlin und Westfalen und den Reisen. Aber nach nur einem Jahr hatte dieser Saab seine Schuldigkeit getan und meine Frau unverletzt einen Busunfall überstehen lassen. So begann eine Zeit des Suchens, der 9-3 II kam für uns nicht in Frage. Eine Probefahrt zeigte eine harte Federung, nicht so komfortabel auf langen Strecken – und dafür sollte auch ein Auto da sein.
Der 9-5 war uns damals zu groß in den Außenmaßen und zu klein im Kofferraum. Nach drei Monaten fanden wir im Anhaltinischen doch noch einen 9-3t – I, wieder in Stahlgrau. Dieser beförderte drei Kinder, zwei Kinderwagen, vier Fahrräder und viel Freude zwischen Skandinavien und Italien, zwischen den Niederlanden und der Oder. Rundum waren wir zufrieden. Die Fahrten waren lang, aber nie ermüdend.
Neue Autos interessierten nicht – der Saab 9-3 II war uns zu klein, der Saab 9-5 kein Thema. Neuere Prospekte aus 2006 zeigten eine Front, die so gar nicht mehr an den 900 I erinnerten. Und der Saab lief und lief (frei nach VW). Gelegentlich überlegte ich, in dankbarer Erinnerung an den VW 1303 ein Cabrio, selbstredend 9-3 I, zu kaufen. Dazu kam es nicht.
Im Frühjahr 2012 ereilte uns der Verdruss eines Motorschadens …. nach nur 165.000 Kilometern. Der Vorschlag, nur ein Cabrio zu kaufen und für den Urlaub einen Van zu mieten wurde unter Hinweis auf mangelnde Solidität abgelehnt. Also hieß es suchen. 9-3 I gab es nur mit hohen Laufleistungen. Doch ich fand in der Audi-Stadt einen 9-5 t Biopower Sportcombi in Kristallsilber. Gut gepflegt haben wir ihn übernommen – vor allem freuten wir uns, vier Jahre günstig und ich meine auch umweltfreundlich mit Ethanol zu fahren.
Anfangs schienen unseren Kindern die Rückbank zu breit, inzwischen sind sie dankbar. Und auch wenn das Auto sich außen und innen gegenüber dem Saab 9-3 I deutlich weiterentwickelt hat, sind die Gene doch zu spüren. Rasch war das vertraute Saab-Gefühl da „Willkommen zu Hause und auf langen Strecken zu Hause“. Trotz der ursprünglich so skeptisch gesehenen Front. 2013 im Sommer dann erstmals in Schweden.
Kurz vorher hatte ich dann unter Hinweis auf die Vorteile eines leichteren und sparsameren Stadtautos bei Saab Kempten ein sehr gepflegtes Cabrio 9-3 II erwerben können. Wunderbar. Und die Ähnlichkeit im Innenraum zwischen beiden Wagen. Mit Unterschieden, der Sportcombi mit dem bewährten Schaltungsschoß und die Scheinwerferschaltungen mit unterschiedlichen Drehrichtungen. Ansonsten: viel Ähnlichkeiten zwischen beiden Saabs. Und Gewöhnung an das Design. So haben wir seitdem wider Erwarten zweimal die modellgepflegten Saabs. Zuverlässig leisten sie uns ihre Dienste. Und vielleicht mit einem Lächeln im Stahl wie einst der VW 1303.
Dank der Arbeitsteilung bin ich guten Mutes, dass wir noch lange unsere Autowege mit den Schweden zurücklegen. Und bei jedem Einsteigen heißt es Willkommen zu Hause. Ich mag als Fortschrittsmuffel gelten, diese beiden Saab sind auf der Höhe der Zeit. Eigentlich braucht man nicht viel mehr Auto. Vielleicht noch etwas weniger Benzinverbrauch, vielleicht noch etwas ausgefeiltere Karosserien (Radstand), aber WLAN-Fähigkeit und Raumschiffbeleuchtung: nein, das brauche ich nicht. Wir schweben sicher mit unseren Saabs – und ich bin erstaunt jetzt seit fast 33 Jahren – vom Mitfahrer auf der Rückbank zum Fahrer.
Mit diesen Autos bin ich zufrieden. Sehr. Jeden Tag. Nur Fahrradfahren ist schöner.
Danke an Walter für seine Saab Story! Dafür geht eine unserer exklusiven Saab Bordmappen auf die Reise. Habt auch Ihr etwas zum Thema Saab zu erzählen?
Dann bitte Geduld… Denn der Einsendeschluss für unsere Saab Bordmappen war der 31.12.2017. Termin verpasst? Die nächste Aktion kommt bestimmt. Zuvor veröffentlichen wir aber noch einige Saab Geschichten aus dem Jahr 2017!
Danke für die wunderbare Story!
Ja, der Virus…, man wird ihn einfach nicht los…, und möchte es vielleicht auch gar nicht. 😉
Weiterhin gute unfallfreie Fahrt bzw. Reisen!
Nur Fahrradfahren ist schöner. Ja, deswegen habe ich auch 7 Modelle, statt 7 SÄÄBe … 😉
schöne Geschichte
Das kann einem auch nur bei einem Saab Blog passieren, dass der letzte Satz des Artikels lautet ‘nur Fahrradfahren ist schöner’. Viele Saab-Fahrer sind eben Enthusiasten und keine Ideologen. Da hat der frühere Saab-Werbeslogan ‘move your mind’ offensichtlich gegriffen. Sehr schön zu lesen. Danke für den Artikel und das souveräne Ende. Übrigens sehe ich das mit dem Fahrradfahren genauso.
Ich mag Fahrräder auch sehr gerne …
Insbesondere für den Stadtverkehr ist es auch völlig sinnlos, stattdessen über Automarken oder -modelle zu diskutieren. Da ist keine bzw. keines schneller oder sonst wie besser als die bzw. das andere.
Im Stau/im Stand ist der Verbrauch eines jeden Verbrenners per se und per Definition unendlich. Es sei, die Definition misst den Verbrach pro Stunde statt für 100 Km …
Außerdem ist die auf dem Bordcomputer angezeigte Durchschnittsgeschwindigkeit meines damaligen SAABs regelmäßig auf bis zu 23 km/h abgesackt. Heute ist das anders. Nicht weil der Stadtverkehr schneller wäre, sondern weil der neuere SAAB kaum noch in der Stadt bewegt wird.
jeder, der einigermaßen fit ist, kommt besser (und schneller) mit dem Rad als mit dem Auto durch die Stadt. Und viel günstiger noch dazu …