Phoenix oder Ikarus?

Wie waren die letzten Tage? Interessant, erfolgreich? Auf jeden Fall herrschte positive Spannung im Saab Umfeld, endlich einmal wieder ! In der Stallbacka gab es vergangenen Sonntag chinesischen Besuch. Chao Ma, der Initiator hinter Panda New Energy, war zu Gast im Werk. Eine Persönlichkeit mit bemerkenswertem Hintergrund.

Trollhattan 100 Jahre Stadtrecht
Trollhattan 100 Jahre Stadtrecht

Chao Ma, der Mann,  der über seine Leasing-Gesellschaft 150.000 Elektroautos von NEVS abnehmen wird, hat ein interessantes Portfolio von Unternehmensbeteiligungen gesammelt. Neben Hassun Asset ist er Vorstandsvorsitzender der börsennotierten China Innovative Finance Group mit Sitz in Honkong. In der nationalen Filmindustrie ist Chao Ma mit H.Brothers vertreten und produziert unter anderem mit Jackie Chan. Ausserdem errichtet Ma 20 neue Filmpaläste in China.

Skandinavische Perle im Portfolio von Chao Ma

Ein skandinavisches Investment, an dem Chao Ma beteiligt ist, trägt einen großen Namen: Bang & Olufsen. Die Dänen sind eine Legende, stehen für großartiges, skandinavisches Design und Hörgenuß gehobener Art. Sie haben Generationen von audiophilen Kunden verzaubert, ausserdem sind B & O Systeme auch in Fahrzeugen gehobener Preisklassen zu finden. Eine interessante Beziehung, die sich da festigt. Vielleicht wird B & O eine Ausstattungsoption für neue Modelle aus Trollhättan. Chao Ma, ein großer Skandinavien-Fan, wie er über sich sagt, will langfristig mit NEVS zusammenarbeiten. 150.000 Fahrzeuge sollen erst der Anfang sein. Kritisch gefragt: Realität?

Beo Vision Avant UHD 4K TV. Bild: B & O
Beo Vision Avant UHD 4K TV. Bild: B & O

Die Antwort auf die Finanzierung des Milliardendeals jedenfalls klingt so erfrischend einfach, dass man es glauben mag. Chinesische (Staats-)Banken finanzieren, so Chao Ma, das Leasing-Geschäft zu einem sehr, sehr niedrigen Zins. Okay.

Es gibt Wochen, da funktioniert alles. Das werden heute Bergman und Co. in Trollhättan feststellen, wenn sie das Werk  in Richtung Wochenende verlassen. Nach dem Besuch vom Chao Ma kam noch ein Geldregen auf das Firmenkonto. Die Aktionäre Tianjin und SRIT überwiesen die letzte Rate von 60 Millionen US Dollar. Damit haben die Anteilseigner ihre Verpflichtung erfüllt,  und mit den Anzahlungen aus mehreren Projekten könnte NEVS als extrem liquide durchgehen.

Ist NEVS nun Phoenix oder Ikarus? Wir können freundlich skeptisch bleiben und abwarten,  was passiert. Fakt ist, verstärkt kommen junge, ehemalige Saab Ingenieure zurück in die Stallbacka. Gut für Trollhättan, denn hier ist der Aufschwung bereits sichtbar.

Trollhättan macht den Phoenix

Die Stadt war lange abgeschrieben, galt als hoffnungsloser Fall. Sie litt unter dem Menetekel eines dahinsiechenden Automobilbaus. Keiner hätte in den letzten Jahren auf die Zukunft wetten wollen. Jetzt macht Trollhättan den Phoenix. Pünktlich zum 100-jährigen Stadtjubiläum ist Saab City zur schnellst wachsenden Stadt in Schweden geworden. Die Bautätigkeit ist nicht zu übersehen, und mit 400 Neubürgern jährlich wird die Bevölkerung die Zahl von 60.000 Einwohnern bald überschreiten.

Der Aufschwung hat seine Wurzel bei Saab. Eigentlich. Der Trollhättan Pakt, mit dem der schwedische Staat GM im Land halten wollte, entfaltet Wirkung. Zwar hat GM seine Zusagen nicht eingehalten, und auch das Werk ist (noch) verwaist. Aber die Anbindung an die Westküste ist perfekt, per Zug oder Auto ist man schnell in Göteborg. Trollhättan ist zu einem bevorzugten Wohn-Vorort der zweitgrößten Stadt Schwedens geworden.

10 thoughts on “Phoenix oder Ikarus?

  • Was B&O betrifft so sollte man noch anmerken, dass die Qualität nicht wirklich mit dem Design mithalten kann. Nebenbei ist die Autosparte von B&O mittlerweile ein Teil der Harman Gruppe. Harman/Kardon sagt dem Saabfahrer ja auch etwas…

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    Ich hatte mich schon gewundert bei meinem letzten Besuch. Viele Baukräne, dabei wurde Trollitown doch immer als tot beschrieben. Gute NEWS, und auch unglaublicher Weise noch von NEVS, zum Wochenende.

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    Wenn es in Troll-City aufwärts geht mit der Beschäftigung und den Einwohnern, ist es ein gutes Zeichen. GUT für die Region! Wenn “das Werk” wieder anläuft wird es hoffentlich noch netter und besser…

  • Bin nur gluecklich fuer was mit Trollhattan und Umgebung passieren kann. Wieder eine Moeglichkeit viele Leuten Arbeit zu geben.
    Aber so lange die neue Saab Wagen nicht produziert werden fahre ich weiter mit unseren Saabs, und das so lange wie moeglich.

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    Vor ein paar Wochen wurde Panda New Energy auf SU noch als Fake hingestellt. Was für eine Desinformation 🙁

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    Ich bin überrascht, dass die Stadt erst so “jung” ist. Und es ist schön, wenn es in der Stadt einen Aufwind gibt. Hoffentlich verstehen auch die Stadtplaner etwas von ihrem Beruf, nicht wie teilweise hier in Deutschland.

    Aber Trollhattan ist jetzt nun wirklich kein “Wohnvorort” von Göteborg und schnell ist man bei 76km Fahrtweg bzw. Ca. 1h Fahrtzeit auch nicht in der Arbeit (das gleiche wie Nürnberg – Ingolstadt / Augsburg – Ingolstadt). 😉

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      Wie man es sieht. In Schweden sind 76 Kilometer nichts, und eine Stunde Fahrzeit zählt nicht wirklich. Es gibt sogar Pendlerzüge von THN nach Hisingen, wo das Werk der anderen Marke steht.

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        auch in den endlosen weiten der Mecklenburgischen Pampa sind 76km nichts … ich fahre jeden Tag 100km zur Arbeit, eine Richtung… aber im Saab macht mir das nicht viel aus 😉

        • Und genau da liegt meiner Meinung nach der Denkfehler von NEVS was die Märkte in Schweden und Europa betrifft. In China mögen die mit Unterstützung des politischen Willens und mit nun guten Beziehungen zur politischen Elite ja auf einem guten Weg sein wenn sie nur reine EV`s bauen wollen. Aber was will NEVS in den Weiten der Schwedischen Pampa mit einem Fahrzeug ausrichten, dass bei sparsamem Gebrauch eine Reichweite zwischen 300 und 400 Km erreicht. Ich bleibe dabei, sich auf reine EV`s zu beschränken ist Blödsinn, zumindest was die Märkte außerhalb von China betrifft.

          • Ich glaube, die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Mich erstaunt immer der große Erfolg der EVs in Norwegen. Dort wird es wie in China politisch unterstützt.
            Bei unserer Lobbygesteuerten Politik (der Wähler darf zwar alle vier Jahre ein Kreuz machen , hat aber nichts zu melden) liegen die Schwerpunkte natürlich anders. Zur Beruhigung gibt es ab und zu mal ein EV-Showcar, das ist aber meist praxisfremd und finanziell unattraktiv.

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