Saab Krise: Schocktherapie in Stockholm
Schocktherapie ist das Wort dieser Woche. So bezeichnete mein Freund aus Stockholm gestern die Ereignisse am Wochenanfang in Stockholm. Für die Delegation von Youngman, so erzählt er, sei es ein Schock gewesen plötzlich mit der reelen Konkursgefahr konfrontiert zu werden.
In dem Verhandlungsmarathon der letzten Wochen hatte man über all den Verträgen und juristischen Feinheiten die Realität wohl etwas aus den Augen verloren. Vermutlich dachte man bei Youngman zuerst an eine neue Pokerrunde, als das böse Konkurswort auf den Verhandlungstisch kam.
Die Schocktherapie scheint heilsam gewesen zu sein, sagt unser schwedischer Freund. Denn jetzt könnte alles ganz schnell gehen und man konzentriere sich auf die wesentlichen Dinge. Auch das Klima der Verhandlungen habe sich merklich geändert, alles sei offener und postiver als in den vergangenen Tagen Die Konstruktion zur Saab Rettung hat Charme und Chance. Denn sie ist, so sagt er, nicht zustimmungspflichtig von irgendeiner Seite. Nicht von General Motors, nicht von der EIB, der Regierung in Stockholm und auch nicht von der NDRC. (Anmerkung: Ich bin da noch etwas skeptisch)
Die Zuversicht, dass die Rekonstruktion weitergführt werden könnte, ist merklich gestiegen. Dazu trägt natürlich der ehrenwerte Abgang von Lofalk, der am Montag aber trotzdem vor Gericht erscheinen muss, und der Einstieg des neuen Administrators bei.
Heute haben wir Donnerstag. Die Deadline ist Montag, 13:00 Uhr. Victor Muller und Rachel Pang werden in Vänersborg vor dem Gericht auftreten und Ihre Statements abgeben. Die wichtigste Person der nächsten Tage ist Rachel Pang, an ihr liegt jetzt alles. Bis zum Termin vor Gericht muss sie und ihre Delegation Fakten schaffen. Die Löhne und Gehälter sollten bezahlt werden und das Konto von Saab muss mit liquiden Mitteln versorgt sein.
Nur dann wird das Gericht den Fall Saab wohlwollend beurteilen. Ein Abbruch der Rekonstruktion und ein Konkurs sind sonst wahrscheinlich. Wir werden sehen, wie Youngman diese Probleme lösen wird.
Gestern hat die Volksrepublik China einen Schritt unternommen um symbolisch die heimische Autoindustrie zu stärken. Vielleicht auch, um den Herren in Detroit eine kleine Warnung über den großen Teich zu schicken. Autos, die in USA gebaut werden, sollen mit Strafzöllen belegt werden. BMW soll für die US Produktion 2.0 %, Daimler 2.7 % und Chrysler 8.8 % bezahlen. Für GM hat man sich satte 12.9 % ausgedacht.
Rein symbolisch ist die Zahl, weil in den USA von GM nichts produziert wird was die Welt irgendwie interessieren könnte. Oder fällt einem Leser ein attraktives GM Modell mit Produktionsstandort USA ein ? Mir nicht. Das Saab 9-4x Derivat von Cadillac läuft in Mexiko vom Band und ist damit nicht vom Strafzoll betroffen.
Trotzdem, es ist für die Buchhalter in Detroit ein Schuss vor den Bug und vielleicht eine Retourkutsche weil man chinesische Investitionen in Schweden behindert und verhindert. Mal sehen, ob sie die Zeichen richtig deuten.
Text: tom@saabblog.net
die GM BUICK Modelle , die in China zu kaufen sind , werden bei GM Shanghai ( Joint venture mit
SAIC ) gebaut und fallen nicht unter die Importzölle für Komplettfahrzeuge
Es steht doch zu vermuten, dass niemand in China ein 100 Mio Geschäft angeht, ohne dass jemand Wichtiges genickt hat. Wie kurzsichtig muss ein CEO sein, wenn er, nachdem er selbst mit chinesischem Geld gerettet worden ist, anders haben die USA nämlich nicht, dann um ein paar Prozente pokert. Es war doch nur eine Frage der Zeit bis dem “God Father” in Detroit erklärt wird, wo Bartel den Most holt. Könnte es nicht sein, dass sich die guten Kaufleute in China mit dem Zoll von GM ein wenig mehr Geld holen, als sie an Lizenzen zahlen sollen? Das wäre doch eine echte Pointe: GM seine Forderungen mit GM-Geld zu bezahlen. Da knallen die Sektkorken. (oder was man in China sonst trinkt.) Man muss kein Stratege sein und CEO bei GM zu werden. Das hat die SAAB Vergangenheit gezeigt.
Es haben im Land der unbegrenzten Möglichkeiten bisher nur wenige kapiert, dass die Vorherrschaft des weißen Mannes langsam aber sicher der Vergangenheit angehört…
Zur Produktion von GM-Fahrzeugen noch eine Frage hinsichtlich der in China käuflich zu erwerbenden Buicks: Wo werden diese Modelle denn hergestellt? Kommen die nicht aus Amerika?
Ich habe von einem Bekannten gehört, dass GM jährlich ca. 200000 Fahrzeuge in China absetzt – wo werden die denn insgesamt alle produziert? Die Annahme, dass es sich bei diesen Einfuhrzöllen nur um eine symbolische Zahl handelt, trifft wohl doch nicht für alle GM-Produkte zu. Gibt es hier genauere Infos?
Joachim
“Grü0e aus Hildesheim!”
klarer Fall von zu dicken Fingern, so ist’s richtig:
Grüße aus Hildesheim!
🙂
“Heute haben wir Freitag.”
Also in Hildesheim ist noch Donnerstag. 😉
Danke für die laufende Berichterstattung. Nach den neuen Nachrichten keimt ja wieder etwas Hoffnung auf, hoffentlich nicht unbegründet.
Weiter so,
Grü0e aus Hildesheim!
Ups, ja so gehts, Donnerstag gedacht – Freitag geschrieben 😉 . Keine Angst, nicht nur in Hildesheim ist Donnerstag. Danke !
Noch ein Hildesheimer! 🙂
Welchen Saab fährst du? Ich bin mit einem schwarzen 9-3 II Vector unterwegs (da kenne ich aber mind. noch einen weiteren hier in der Stadt).
Und von mir natürlich auch ein Dank an das Saabblog-Team für die tolle Berichterstattung.
Hallo,
weißes 9-3 II BioPower Vector Cabriolet, MY 2008, ich hab’ noch kein anderes mit HI gesehen.
Hm, ein weißes Cabrio ist mir hier noch gar nicht aufgefallen. Ich werde aber die Augen offen halten und ggf. heftig winken 😉
Dieser Titel des heutigen Blogartikels trifft ganz genau ins Schwarze! Jetzt wird die ganze Geschichte noch zu einem Spielball (Spielbällchen) zwischen den USA und China und wer gewinnt? Sicher nicht die Händler und Kunden. Und schon gar nicht nicht Automarke SAAB……