Saab News: Automobil Industrie in Schweden

Die anhaltende Unsicherheit über die Saab Zukunft in Schweden hat Konsequenzen für die komplette Autoindustrie des Landes. Mag Saab auch klein sein, für manche Zulieferer waren die 20 – 30 % ihres Umsatzes mit Trollhättan ein wichtiges Argument um den Standort Schweden mit hohen Löhnen und Abgaben zu halten.

Svenake Berglie, der Chef der schwedischen Zulieferervereinigung, sieht schwerwiegende Konsequenzen. Duch die Krise unseres Autobauers haben bereit fast 1000 Mitarbeiter der Lieferanten die Stellung verloren. Schlimmer noch, Berglie hat Informationen, dass internationale Zulieferer die schwedischen Produktionsstätten in Frage stellen. In der Regel sind es kleinere Ableger der großen Konzerne, die zu halten nicht mehr rentabel ist, gäbe es nur noch Volvo.

Berglie sieht daher den kompletten industriellen Cluster angeschlagen. Offene Worte, die er sich leisten kann, denn er geht im September in den Ruhestand. Für Schweden, jetzt im Abschwung, könnte es schmerzlich werden, wenn der ein oder andere Zulieferer seine Produktion verlagert. Denn, wie schreibe ich seit Monaten, sind die Arbeitsplätze weg – kommen sie nicht wieder. Zumindest nicht nach Nordeuropa.

Auch für Volvo wird es teurer werden, wenn Zulieferer nicht mehr in Västragötland, sondern in Rumänien sitzen. Warum die Regierung Saab nicht stützt bis zum Eintritt neuer Investoren und Arbeitsplätze riskiert, die Weisheit der Administration in Stockholm bleibt mir verborgen.

Eines ist klar. Gehen in Trollhättan die Lichter aus, was wir nicht hoffen und wo wir aktiv dagegen halten, dann wird es in Schweden erheblich mehr Arbeitslose geben als die angedachten 10.000.

Hej, Frau Oloffsson, die Zeit ist reif. Investieren Sie in die Zukunft. Danke.

Text: tom@saabblog.net

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TM7374
TM7374
12 Jahre zuvor

Nur mal so eine Theorie und ohne die Absicht Schwarzmalerei zu betreiben (ich will ja nicht “getrollt” werden): Es ist doch durchaus möglich, dass die schwedische Regierung überhaupt kein Interesse hat SAAB zu helfen, weil man widerrum überhaupt kein Vetrauen in das derzeitige SAAB Management hat. Ohne den Glauben an die Chance eines “Return of Investments” werden so schnell auch keine Steuergelder zur Rettung von SAAb bereitgestellt werden.

HP
HP
12 Jahre zuvor
Reply to  TM7374

Aber was ist denn mit der Gegenrechnung: was kostet es den Staat – und das sicher langfristiger – wenn SAAB es nicht schafft und einige andere mit in den Abgrund zieht? Sicher kann man auch die Nebeneffekte nicht außer acht lassen: wie wird sich eine (lokale) höhere Arbeitslosigkeit auf die allgemeine Stimmung (Depression) auswirken? Welchen Einfluss wird dies auf Kaufverhalten haben? Was passiert mit der möglichen Abwanderung von Fachkräften in andere Regionen? Das kann man doch nicht alles ignorieren?

Ich bin kein Freund von Subventionen, aber soweit ich das verstehe, stellt sich die Regierung ja gerade zu quer. Das ist für mich unverständlich. Hier fehlt es doch auch ganz eindeutig an Signalen, die eine gewisse Solidarität zeigen. Es geht doch nicht darum, dass tolle Autos weiter gebaut werden (zumindest nicht primär), es geht doch in erster Linie um viele Menschen, die direkt davon betroffen sind. Wir könnten im schlimmsten Fall auf eine andere Marke umsatteln und unser Leben würde trotzdem weiter gehen.

TM7374
TM7374
12 Jahre zuvor
Reply to  HP

Für mich ist die Haltung bzw. das Desinteresse der Regierung auch unverständlich.
Durch die Presse geistern heute ziemlich viele schlechten Nachrichten zum Thema Saab, u.a. auch eine mögliche Umstrukturierung des Unternehmens, die jedoch wiederrum eine Chance für einen Neuanfang bieten könnte. Vielleicht wäre SAAB danach für die Regierung wieder attraktiver für Investitionen.

Julie
Julie
12 Jahre zuvor

Die z.Zt. amtierende schwedische Regierung hat es eigentlich nicht verdient, dass weltweit SAAB-Enthusiasten für den Erhalt der Marke kämpfen. Hier etwas zu bewegen (wie in anderen europäischen Administrationen und insbesondere in der amerikanischen Administration hinsichtlich Autoindustrie) wäre eigentlich die Aufgabe von Reinfeldt, Olofsson etc. gewesen – darf gerne auch noch nachgereicht werden!

Das bisher sichtbare Desinteresse bei den erwähnten Personen ist vor allen Dingen hinsichtlich der Menschen in der Region um Trollhättan mehr als fraglich – obwohl es natürlich auch in der Bevölkerung Menschen gibt, denen alles am ….. vorbeigeht. Die gibt es bei uns in Deutschland auch.

Die Lethargie der schwedischen Politiker ist aber leider nicht mal mehr “grenzwertig” – hier fehlt es schlicht und einfach an Durchblick und Verantwortungsgefühl (wäre man nicht selber SAAB-Fan, würde man fast schon den Kollaps der Region als “Lehrmeister” für 0815-Politker begrüßen).

Hoffen wir dennoch auf Unterstützung durch die “geistge Elite” und wirken natürlich weiterhin dabei mit, dass es nicht zu einem Kollaps kommt!

Viele Grüße
Julie

HP
HP
12 Jahre zuvor

Die schwedische Regierung bekommt so wenigstens mal eine Aussicht auf die Quittung, die für ihr Verhalten wohl oder übel erhalten wird. Und dass das eben doch nicht ganz so einfach ist, einfach mal ein Dienstleistungs-Statt aus Schweden zu machen! Ich bin kein Wirtschaftsprofi und auch kein Politik-Wissenschaftler, aber langsam müsste doch jedem einleuchten, dass alle Wirtschaftszweige eng verzahnt sind… und in Abhängigkeit zu einander stehen und das ein Wegbrechen von SAAB gehörigen Einfluss auf das allgemeine Wohlbefinden des Staates haben wird.

Im übrigen stimmt es mich optimistisch, dass (ich beziehe mich hier auf einen anderen Beitrag) die Ingenieure nicht in Massen zu Volvo überlaufen. Ich denke, hier geht es nicht nur um Loyalität – am Ende steht sich doch üblicher Weise jeder selbst am nächsten. Immerhin haben viele sicher eine Familie zu versorgen und/oder andere Verpflichtungen. Wenn hier Angebote abgeschlagen werden, dann hat dies sicher viele (gute?) Gründe.

HP
HP
12 Jahre zuvor
Reply to  HP

ich entschuldige mich bei allen Blog-Teilnehmern für meinen schlampig geschriebenen Kommentar. Das muss nicht sein. Sorry!