Citroën CX Concorde Turbo – ein Flugzeug für die Straße
Es gibt Marken, die bauten oder bauen erfolgreich Flugzeuge und Autos. Saab tat es, Subaru tut es noch immer. Bei Citroën, der französischen Traditionsmarke, ist man sich vielleicht nicht so ganz sicher. Haben sie, oder haben sie nicht? Bekannt ist die Citroën RE2, zumindest in Fankreisen. Ein Hubschrauber, von dem es ein Exemplar mit Wankelmotor gab. Daraus hätte etwas werden können. Dann jedoch holte die wirtschaftliche Realität die wankelnden Träume vom Himmel.
Ganz konkret für die Straße verwirklichte Citroën ein völlig anderes Projekt. Die Citroën CX Concorde Turbo war eine Hommage an das Überschallflugzeug und das Fahrzeug für Concorde Piloten, Air France Mitarbeiter und Enthusiasten der Marke.
Unsere Geschichte nahm 1986 ihren Anfang. Die Welt war damals noch technikbegeistert, mit Überschall über den Atlantik zu jagen, war weder von Bedenken noch von Flugscham geprägt. Das Wort existierte noch nicht. Was technisch machbar schien, wurde verwirklicht. Ohne Rücksicht auf Kosten und spätere Wirtschaftlichkeitsberechnungen zu nehmen.
1986 feiert die Concorde schon 10 Jahre Flugbetrieb. Air France beschloss, das Ereignis zu würdigen. Mit einem Jet für Straße. Was lag näher, als dafür die futuristische CX Turbo zu wählen?

Citroën CX Concorde Turbo
Kaum ein anderes Fahrzeug dieser Jahre versinnbildlichte so gut wie die CX die Idee vom schnellen Fliegen, kein anderes aus nationaler Produktion war annähernd komfortabel und extravagant wie sie. Peugeot? Die hatten nur den konservativen 604 zu bieten. Renault? Der R25 war gut, aber auch uninteressant. Talbot mit der Tagora? In jeder Hinsicht unterlegen.
Also griff Air France zur CX. Natürlich kam nur der starke Vierzylinder Turbomotor mit 168 PS infrage, der herausragende Fahrleistungen lieferte. Die Hydropneumatik, damals wie heute unerreicht, war in Serie an Bord. Das Design – völlig klar – musste an die Concorde angepasst werden. Die Karosserie sollte Perlmutt-weiß lackiert werden, ganz im Stil des Rumpfs des Überschall Fliegers.

In den Innenraum zogen, wie bei der Concorde, rote Stoffe für Sitze und Seitenteile ein und auch die Gurte wurden wie beim Vorbild rot. Dicke Teppiche und die Vollausstattung mit einer Klimaanlage waren Serie, am Heck zeigte ein dezenter Aufkleber in den Farben der Fluggesellschaft, dass hier keine normale CX unterwegs sein konnte.
Die CX mutierte zu einem roten Überschall Traum für die Straße, das musste man lieben.

Probleme mit der Lackierung
Was verlockend ausgedacht war, das lief nicht so reibungslos wie erwartet. Perlmutt-weiß war zu dieser Zeit der angesagte Lack, den nur Supersportwagen und Luxusfahrzeuge trugen. Als Ausnahme von der Regel auch zwei Kreidler Mopeds, was eine andere Geschichte ist, aber meine Kompetenz in Sachen Perlmutt-weiß unterstreichen soll. Saab übrigens bot die Lackierung gegen einen heftigen Aufpreis von fast 2.000 DM für den 9000 CC Turbo an, aber jetzt schweife ich endgültig ab.
Bitte zurück nach Frankreich.
Citroën jedenfalls hatte Problem mit der Lackierung, vermutlich gab es die Anlage im Werk nicht her, denn der Lack besteht aus besonders vielen Schichten, die keine Fehler tolerieren. Effektiv blieb die Herausforderung zu komplex, die Entwicklung der Concorde CX verzögerte sich, und Air France verlor die Lust an dem Projekt.

Die Fluggesellschaft stornierte, je nach Quellenlage sollen nur 6 oder 7 Exemplare vollendet worden sein. Drei CX wurden an Citroën Händler in Frankreich geliefert, der Rest wurde von Mitarbeitern des Herstellers gefahren, einige davon sollen intern zerstört worden sein.
Geplant war eine viel größere Stückzahl. 200 Citroën CX Concorde Turbo sollen es ursprünglich gewesen sein, angeblich wären nach deren Produktion weitere 800 Exemplare auf Basis der günstigeren CX 22 TRS hinzugekommen. Die Quellenlage ist etwas unklar, die Stückzahlen sind nicht gesichert.

Eine Citroën CX Concorde Turbo für 170.000 €
Geht man davon aus, dass maximal im besten Fall ein Handvoll Exemplare überlebt haben dürften, dann ist klar, wie selten die Concorde für die Straße heute ist.
Verwundert es da, wenn ein komplett restauriertes Exemplar für 170.000 € zum Verkauf angeboten wird? Ein französisches Unternehmen, das mit feinen Restaurationen den Spirit der alten Marke am Leben hält, bietet sie an. Über den Preis, oder auch den möglichen Marktwert, muss man nicht diskutieren.
Einen Markt als solchen gibt es nicht, dazu ist die Citroën zu selten. Man hat das Geld parat, möchte den Jet kaufen, und tut es einfach. Oder vergisst den Traum aus der glücklichen, zukunftsbejahenden Überschall Epoche wieder.
Mit Bildmaterial von Citro Collection
Ja, ein cx musste es sein. Leider hat man sich schon zuvor von den viel schickeren Instrumenten (Tocho- und Drehzahllupe) verabschiedet. Bei Citroen war es leider öfters so, dass anfängliches innovatives der langen Weile geopfert wurde. Beispiele sind die Instrumente und Türöffner innen beim GS und wie schon erwähnt die Modifizierungen beim CX.
Helmut
Was für ein Überflieger! Leider ist Citroën mittlerweile sehr konventionell aufgestellt, die Ikonen von früher haben keinen Einfluss mehr auf das Design und die Technik von heute. Etwas mehr alten Spirit würde ich mir sehr wünschen!
Fahre seit 1969 Citroen. Begonnen mit einem GS, später CX. Das waren geniale Konstruktionen. Jetzt bin ich 88, da muss es ein C4 Picasso tun. In so einem Concorde würde ich aber gern noch einmal mitfahren.
Klasse Artikel, danke :-)!
Und was für ein genialer PR-Coup…, wenn es denn “so richtig” geklappt hätte.
So bleibt nur die Hoffnung, das es mindestens 1 Person gibt, die sich diesen Traum in perlmutt-weiß gönnen möchte…
Sportlich der Wagen, speziell der Preis.
Was für ein Gerät. Schon alleine die Stoffe – einfach genial. Irgendwie hat Tom recht, die Zeiten müssen optimistischer gewesen sein.
Köstlich geschrieben. Und das Auto ist lecker. Und logisch, für ein Sondermodell Concorde kam einzig ein Citroën in Frage …
Da ist die Front der spitzen Nase der Concorde am ähnlichsten, der Anspruch auf Avantgarde vorhanden und vor allem schweben, fliegen bzw. fahren nur diese beiden auf einem “Luftkissen” dem Ziel entgegen. Es musste natürlich zwingend eine Hydropneumatique sein! Was sonst?
Einander ähnlicher können sich Schlag- und Luftlöcher ja gar nicht anfühlen, als ihnen am Boden eine Hydropneumatique und in der Luft den Überschall zu entgegnen.
Ach, wie schade, dass das Thema nicht größer aufgezogen und nur so wenig Exemplare realisiert wurden. Was für ein Citroën ! ! !
Der perfekte Markenbotschafter …
Ein Traum!
Übrigens von den Innen- und Außenfarben meinem ersten 9000CC von 1987 sehr ähnlich. Auch wenn das Leben damals bunter war, das waren schon Hingucker 😉