Spyker – das schleichende Ende des Saab Retters

Trollhättan im Sommer 2010. Das Festival läuft auf vollen Touren, im Saab Museum parken Sportwagen von Spyker inmitten historischer Artefakte. Spyker ist der Saab Retter, aber die extravaganten Fahrzeuge wirken wie Fremdkörper. Es ist die Zeit der großen Träume, alles scheint möglich zu sein, die Sterne sind greifbar. Tatsächlich geht es für Spyker aber nur noch in eine Richtung. Bergab.

Spyker als Saab Retter im Museum 2010

Warum eigentlich? Andere Hersteller höchstpreisiger Exoten finden mehr als nur ein Auskommen in der Luxusnische. Vor der Corona-Krise wurde dem Super Premium Segment die höchsten Wachstumsraten auf lange Sicht prognostiziert. Wie es danach sein wird, ist unklar. Aber Spyker bekam schon seit 2012 kein Rad mehr auf den Asphalt.

Der B6 Venator wurde 2013 vorgestellt, fuhr aber nie aus seiner Box. 5 Jahre später – 2017,  sollte dann mit dem C8 Preliator der Neustart gelingen. Nun dockte Spyker an Koenigsegg an, der alte Kreis der Saab-Schweden Verbindung schien sich zu schließen. Ängelholm sollte mit seinem unglaublichen V8 Motor Audi als Techniklieferanten ablösen. Tatsächlich wurde kein einziger Motor bei Koenigsegg für Spyker gebaut, die Kooperation wurde aufgelöst. Im selben Jahr könnten nochmals 3 C8 Aileron als Le Mans Sonderserie gebaut worden sein. Belegbar ist ihre Fertigstellung aber bisher nicht. 2018 machte Spyker ein letztes Mal auf der Autoshow in Monaco von sich reden. Dann wurde es sehr ruhig,  und Gerichtsvollzieher und Insolvenzverwalter arbeiteten sich zunehmend an der Marke ab.

Nulla tenaci invia est via

Im Gegensatz zu anderen Unternehmen im Super Premium Segment war Spyker immer nur Konfektionär auf hohem Niveau. Der Antrieb wurde bei Audi zugekauft, das Design mit spektakulärem Detail entwarf man bei Spyker. Während sich Marken wie Koenigsegg einen Namen mit ausgefeilten, technischen Innovationen machten, blieb ein Spyker stets ein kostspieliges, modisches Accessoire.

Man legte Wert auf Kleinigkeiten und hochwertige Details. Den Leitspruch des Unternehmens “Nulla tenaci invia est via” – Für den hartnäckigen ist kein Weg unpassierbar” fand man nicht nur im Firmenlogo mit dem stilisierten Propeller. Auch auf der Abgasanlage, was vielleicht nicht so gelungen war. Aber prägend für die Marke. Nicht immer sicher im Geschmack, manchmal schlicht von allem zu viel. Vielleicht wirkt auch aus diesem Grund ein Spyker heute einfach wie ein altes Auto, während andere Fahrzeuge zu Klassikern reifen.

Spyker Service aufgelöst, Ersatzteile verkauft

Ein bis zuletzt funktionierender Teil der Spyker Gruppe war Spyker Services B.V. Das Unternehmen wurde in der letzten Woche auf Antrag der Steuerbehörden für insolvent erklärt, die sechs Mitarbeiter entlassen. Spyker Services kümmerte sich um die Wartung und Reparatur der 250 weltweit existierenden Fahrzeuge. Das umfangreiche Ersatzteillager wurde laut Insolvenzverwalter Dennis bereits an einen Kunden verkauft. Das vermittelt etwas Hoffnung für die Zukunft, das Lager könnte mittelfristig Gold wert sein. Denn Spyker hatte, jenseits technischer Komponenten, eine sehr hohe Fertigungstiefe,  und fast jedes Teil ist ein teures Unikat.

Eine Wiedergeburt der Marke schließt der Insolvenzverwalter aus. In der weit verzweigten Gruppe, die zwischenzeitlich von Großbritannien aus operierte, gibt es immer noch Firmen, die nicht in der Insolvenz sind. Sie stehen jetzt im Fokus der Behörden, die versuchen,  das Geflecht zu entwirren. Darunter ist die Spyker IP B.V., welche die Markenrechte hält und lizenziert. Sie könnte das letzte werthaltige Pfand in diesem Drama sein.

8 thoughts on “Spyker – das schleichende Ende des Saab Retters

  • Herbert Hürsch,dann müsste man die verkauften SAAB‘S unter VM aber auch dazu zählen.

  • @ Herr Nordmann,

    stimmt so nicht. Was ist mit den 9-3 von NEVS?
    Allerdings hat VM tatsächlich die Nase vorne und mehr Autos als NEVS gebaut, wenn man ihm alle Saab der VM-Ära anrechnet.

  • Immerhin 250 Fahrzeuge das sind mehr als bei NEVS…

  • Ich habe 2 der 250 …

    tatsächlich in freier Wildbahn gesehen. Beide in Berlin, einen davon auf dem P vor einem Baumarkt, was einen ausführlichen Rundgang zuließ.

    Zur Verteidigung Spykers und VMs könnte man anführen, dass die vielen überflüssigen Details am realen Objekt in dessen Gesamtheit weitgehend untergehen. In Natura sind sie weniger verstörend als auf (Detail-) Fotos. Das macht sie nicht weniger überflüssig.

    Mehr Accessoire als Auto trifft es. Zielgruppe Bling-Bling-Fraktion. Streng genommen ist ein Spyker ein Antisaab.

  • Ich weiß nicht ob ich die Autos schön oder weniger schön finde. Das liegt sicher im Auge des Betrachters. Ich hatte aber immer geglaubt das Muller Saab verstanden hat. Was ich aber als Unternehmer nicht mag sind diese verschachtelten Unternehmen und Firmen die meinen ihr Heil in der Verschleierung zu finden.

  • … ich fand die Wagen einfach irgendwie immer “hässlich” –
    … andere Marken schienen mir da doch meist etwas ansprechender.

    Vielleicht sahen einige der pot. Käufer das ja teils ähnlich … 😉

  • 250 existierende Fahrzeuge weltweit?? Und die wollten/sollten mit einer derartigen Expertise im Fahrzeugbau und Service Saab “retten”? Wie konnte daran jemals jemand glauben? Einfach irre! (Oder gab es 2010 viel mehr und inzwischen sind alle verschrottet? Würde es nicht besser machen!)

    • Andere Zeiten damals. Spyker hatte 2006 und 7 ein eigenes Formel 1 Team am Start. Da schien viel möglich.

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