Saab Festival 2019 – Rückblick Teil 2: Erster Festivaltag
Festival, erster Tag. Es gilt den ersten spannenden Programmpunkt abzuarbeiten. Zum ersten Mal hat man die Möglichkeit an zwei Standorten selbst Hand anzulegen und lange gesuchte Teile auszubauen. Wer sich die Mühe macht, um nach Lidköping zu fahren wird außerdem mit einer großen Auswahl an Neuteilen belohnt. Auch für uns ist das der Grund den Sport-Combi stehenzulassen und im 900 in Richtung Lidköping zu starten.

Auf dem Weg treffen wir diverse Saab, das nordische Fernlicht schießt im Dauereinsatz Grüße an jeden Saab-Fahrer, der uns entgegenkommt. Nach der Hälfte der Strecke schließen wir zu zwei weiteren 900ern auf und es geht im Konvoi in Richtung Schrottplatz.
Neuteile zum fairen Preis
Auf dem Parkplatz bietet sich ein schon fast klassisches Bild – 100% Saab, aus allen Ecken Europas. Es wird nicht das letzte Mal sein, dass wir ausschließlich von Saab umparkt werden.
Drinnen warten wie angekündigt zunächst diverse Lagerbestände an Neuteilen. Fein säuberlich sind Sie in den Saab Original-Kartons aufgestapelt. Neben Griffin und Aero Frontschürzen für den 9-3 warten z.B neue Lichtmaschinen und Wasserpumpen für alle 9-5 NG Besitzer. Unweit der Lichtmaschinen liegen zudem Klimabedienteile für die alten 9-3 und 9-5 Modelle. Die Anfälligkeit der kleinen Displays ist bekannt und oftmals ist guter Rat teuer. Auch bei Justus altem 9-3 verabschiedete sich die Anzeige zusammen mit dem SID. Beide wurden ausgetauscht und fielen kurze Zeit später erneut aus. Hier hätte man für wirklich schlankes Geld komplett neue Teile erwerben können, um dem Problem ein für alle Mal ein Ende zu schaffen.
Wir lassen die Neuware hinter uns und suchen uns den Weg auf die Freifläche, wo ordentlich sortiert und geordnet nach Baujahr alle gängigen Saab stehen. Wobei – alle gängigen? Das ist falsch, 80 % der Wagen sind Baujahr 2000 oder jünger, ein paar wenige 9000 sowie 900 und ein 96 – das war’s dann auch schon an Altbestand. Wir halten uns kurz auf, nehmen die Fensterhebereinheit des 96 für unsere Freunde vom Saab Projekt 96 mit und befreien den einzigen CD von seiner Heckstoßstange. Zusammen zahlen wir umgerechnet knapp 28 EUR, für eine fast neue Stoßstange und die Fensterheber. Ein wirklich sehr fairer Preis. Wir verstauen die billig geschossenen Teile und machen uns auf den Weg zurück in die Trollstadt.
Der Vortrag von NEVS
Unter Anderem fehlt uns nämlich noch das wichtigste „Accessoire“ für dieses Wochenende – der Festival-Pass. Knapp 20 EUR p.P haben wir bezahlt, erhalten dafür an allen drei Festivaltagen Zutritt zum Museum, den dortigen Vorträgen und auf besagten Schrottplätzen noch einmal 15 % auf alle Teile. Eine lohnende Investition, die sich am Ende als Win-win-Situation für Festival-Besucher und Museum herausstellt.
Wir nehmen das Angebot des Festival-Passes auch direkt in Anspruch und besuchen den Auftritt von Frank Smit. Ein ehemaliger Saab-Mitarbeiter, der zu NEVS gewechselt ist und auf dem Festival die glorreiche Aufgabe bekommen hat, etwas Öffentlichkeitsarbeit für NEVS zu betreiben. Der Saal ist voll, Ehrengäste wie Simo Lampinen werden mit viel Applaus begrüßt, aber wirklich viel hängen bleibt nicht. Der Vortrag ist typisch für NEVS, wieder viele Ankündigungen was man alles vorhat, welche Werke kurz vor der Serienproduktion stehen und welche Partner man gewinnen konnte. Entscheidende Fragen wie etwa die nach einem Modell für Europa werden mit „in ein paar Jahren“ beantwortet. Wir sind nach dem Vortrag genauso schlau wie vorher und wer den Blog fleißig aus der Ferne liest, ist auf dem gleichen Stand.
Ein Satz aber bleibt hängen, mit dem sich Smit sicherlich wenig Freunde macht. Auf eine Frage aus dem Publikum antwortet er, das die Pleite von Saab das Beste gewesen ist, was Trollhättan und der Forschung zur E-Mobilität hätte passieren können. Prozesse seien dadurch enorm beschleunigt worden, dem Unternehmen NEVS stünde eine großartige Zukunft bevor.
Ein Raunen geht durch die Menge, ungläubig gucken mein mir unbekannter Sitznachbar und ich uns an. Hat er das wirklich gesagt? Vielleicht muss man als NEVS-Mitarbeiter so einen Satz sagen, vielleicht hätte man es im Herzen des Museums besser gelassen. Egal. Der Punkt ist schnell abgehakt, wie das meiste von NEVS bewerte ich die Aussage nicht sonderlich über.
Auch am NEVS-Stand scheint man nur kurzes Interesse am Festival zu haben. Wer Infos zum letzten Saab haben wollte musste sich sputen, schon am frühen Nachmittag aller drei Veranstaltungstage weist der NEVS-Stand leere Stühle auf. Schade um die vertane Chance.
Der 9-4x und der Saab Jahrgang 2020
Der Rest des Tages bleibt unspektakulär. Wir treffen verschieden Saab-Freunde aus ganz Europa, unterhalten uns mit jungen Piloten aus Holland, Israel und Schweden. Zum Abschluss werden beide Autos für den nächsten Festivaltag gewaschen, denn morgen wartet der „Exhibition Day“ des Festivals. Dass wir einen 9-4x Probe fahren, und einen überragenden Vortrag mit 5 komplett neuen Concept Autos des ehemaligen Saab Chef Designer sehen werden, ahnen wir noch nicht. Das Festival geht also spannend weiter!
Wieso zum 1sten Mal an Schrottplätze selbst Hand legen + günstigen Neuteileverkauf?
Gab’s doch in vergangenen Festivals gerne, seitens von ANA oder/und SSDS! Jedenfalls hatte ich an diesen Anlässen immer die Gelegenheit genutzt, nötiges Material zu besorgen.
U.a. hattet Ihr vor 2 Festivals auch schon darüber berichtet, siehe “https://sv.saabblog.net/2015/06/25/Saab-festival-originaldelar/”
Diesbezüglich gibt es zu uns in Mittel-EU keinen Vergleich dazu, denn in Schweden werden bei solchen Anlässen z.T. auch Neuware zu Spotpreisen angeboten. Dies war und ist für mich jeweils einen Mitgrund den Urlaub in Verbindung mit diesen Anlässen zu verbinden.
Saabige Grüsse
Gi.Pi.
Zwei Gegebenheiten die jetzt nicht unmittelbar mit dem Festival in Verbindung stehen, aber so schön zum Sonntag und zu Saab passen.
1. Im Schweizer Fernsehen war wieder einmal die Zurich Autoversicherung Werbung mit dem Saab 9-3 Cabrio zu sehen! Einfach toll, wie dieses schöne Auto auch noch über 10 Jahre nach seinem Erscheinen eine gute Figur abgibt!
2. auf der Internetseite http://www.classic-autos.ch gibt es immer wieder tolle Klassiker und Youngtimer zum Erstehen. Neulich war ein Saab 9-3 I Coupe in Weiss mit 185PS und Automatic zum verkaufen. Das Coupe war keine 10 Tage auf dem Netz schon war es verkauft! Ich gucke diese Seite jeden Tag an und weiss wie sich teilweise andere Fabrikate schwer tun mit verkauft werden!
Schönen Sontag und allzeit gute Fahrt!
Herr Smit hat seinem Arbeitgeber mit dieser Aussage sicher keinen Gefallen getan. Sehr unüberlegt!
Hintergründe
Meinen Daumen (selbstverständlich hoch) haben Sie …
Wenn ich aber darüber nachdenke und es mit beruflichen Erfahrungen abgleiche,
bin ich mir gar nicht mehr so sicher, wo und bei wem die wahre Schuld zu suchen ist …
Die PR-Abteilung (Leitung) ist im Organigramm eines Unternehmens zumeist direkt der Geschäftsführung
unterstellt, die es nur ungern dem Zufall überlässt, welches Licht sie und das von ihr geführte Unternehmen in
den weiten Raum öffentlicher und medialer Rezeption wirft (inkl. potentieller Investoren, Aktionäre usw.) …
Anders gesagt, ein Missverständnis ist möglich. Ein überzogener und vorauseilender Gehorsam nicht ausgeschlossen.
Am wahrscheinlichsten ist aber, dass Herr Smit tatsächlich das Unternehmen NEVS und dessen Führung authentisch
und weisungsgebunden repräsentiert hat …
Never shoot the messenger.
Zwei Blödmänner:
Erstens ich, weil ich diesen Sommer trotz Urlaub in S keinen einzigen Schrottplatz besucht habe …
Ja, lacht nur. Mit zwei Schweden auf dem Hof ab Jahrgang 1970 habe ich es mir mehr als redlich verdient ! ! !
Zweitens Smit, weil sein Auftritt max. unprofessionell war.
Muss man als NEVS-Mitarbeiter (“vielleicht”) so einen Satz sagen?
Gegenfragen und Antworten:
• Kann und darf man als NEVS-Mitarbeiter an diesem Ort und vor diesem Publikum so einen Satz sagen? Nein.
• Wäre dieser wenigstens mit max. Wohlwollen betrachtet plausibel und glaubwürdig? Nein.
• Ist er dem Unternehmen NEVS also zu- oder abträglich? Abträglich.
Ganz egal, wie es derzeit tatsächlich um NEVS steht, eine derart brachiale Flucht nach vorn löst Fragezeichen aus, klingt eher nach dem Rücken an der Wand und Verzweiflungstat, als nach Startblock und siegesgewisser Zuversicht. Und ganz egal, wie es derzeit tatsächlich um NEVS steht, eine professionelle PR geht anders …
Ein kopfschüttelndes Publikum zu entlassen, das geht gar nicht ! ! !
Aber genau das tue wohl auch ich mit meinem vorausgehendem Eingeständnis?
Urlaub in Schweden ohne Schrottplatz ? ? ?
Wie unglaublich dumm und kurzsichtig von mir …
Sei es drum, in Vorfreude auf Teil 3 sage ich Dank für Teil 2.
Das man zum Festival selber Hand anlegen durfte, ist für schwedische Verhältnisse eher untypisch. Die Umweltauflagen verschärfen sich in Schweden von Jahr zu Jahr immer mehr, viele begehbare Plätze (wie wir es aus Deutschland kennen) müssen schließen.
Zwar ist dies nachvollziehbar – oft werden die Autos auf unversiegelten (Wald)Böden abgestellt- aber dennoch schade, da m.M.n nicht mehr Nachhaltig genug mit alten “Schrott”Autos umgegangen werden kann.
Interessante Info.
Man fragt sich tatsächlich in vielfacher Hinsicht, was nachhaltiger ist.
Die globale Bodenversiegelung selbst wird immer mehr zu einem Problem.
Vom Eingriff in den ober- und unterirdischen Wasserkreislauf, in Verdunstungs-
und Versickerungsprozesse, mal abgesehen, wird auch die Erwärmung insbesondere
dunkel geteerter Straßen und Flächen (Stell- und Parkplätze) immer mehr zum Problem …
Sie sind mit ihrer Erwärmung durch Absorption einfallenden Sonnenlichts (im Sommer bis zur
Teerschmelze) so ziemlich das Gegenteil von Gletschern oder der polnahen Eismaßen, die
bereits seit mind. 30 Jahren als fragiler und ob ihrer Reflexion als wesentlicher und somit
schützenswerter Beitrag wider die globale Erwärmung begriffen worden sind.
Es ist schon absurd, jeden verlorenen qm weißen Eises zu betrauern, und dennoch
weiterhin jeden qm versiegelten Boden als menschliches Fortschreiten und somit
als fortschrittlich zu werten – zumal schwarze Erdoberflächen.
Und was die alten Autos und deren Ersatzteilversorgung betrifft, sehe ich das ebenso, wie Sie.
Erst dieses WE berichtete mir jemand von seinem Freitag in Wolfsburg abgeholten neuen Diesel-SUV.
Die Heimfahrt (viel Landstraße und zudem AB mit max. 145) hätte der Wagen mit “nur” 6,0 Litern Diesel absolviert.
So what? Den gleichen CO2-Ausstoß je Km hat mein Vater in den 1970ern schon mit einem Benziner realisiert.
7,0 Liter je 100 Km Landstraße mit gleichem Hubraum, gleicher Zylinderzahl und schnödem Einfachvergaser.
Man muss sich das auf der Zunge zergehen lassen und bewusst machen …
Dazwischen liegen immerhin knapp 50 Jahre automobiler Entwicklungsgeschichte ! ! !
Unter dem Strich steht aber (und mal wieder), dass der Erhalt und Betrieb des Älteren in Sachen
CO2-Bilanz und dem Einsatz von Ressourcen günstiger wäre – noch nach einem halben Jahrhundert …
Unfassbar, aber trotzdem wahr.
Davon mal abgesehen, bezogen sich mein Blödmann-Kommentar und meine Selbstbezichtigung aber nicht auf
das Festival und spezifische, zeitlich limitierte (Schrottplatz-) Konditionen.
Wenn man in S urlaubt und schwedische Autos fährt, die nicht mehr zu den aktuellen Neuwagen zählen,
dann lohnt der Besuch schwedischer Schrottplätze jederzeit und in jedem Fall. Ich Blödmann* ! ! !
*
Umso blöder, da ich sehr wohl etliche Loppissar besucht und an
der schwedischen 2nd-Hand-Economy partizipiert habe …
Dass ich meine Autos im Urlaub ausgeklammert
habe, ist und bleibt mir selbst unerklärlich.