Wirtschaft. Administratoren möchten weiteren Vorschuß.
Ein Blick zurück in die Vergangenheit, auch wenn die Zukunft möglicherweise schon vor der Türe steht. Saab ist verkauft, und mit den neuen Eigentümern soll es in diesem Jahr nach vorne gehen. Für den August sind Neueinstellungen im Produktionsbereich angekündigt, und wenig später soll sich der Bürotrakt füllen. Während wir auf gute Nachrichten noch einige Wochen zu warten haben, arbeiten Anwälte immer noch an den Altlasten der Spyker-Zeit.
Die Administratoren Anne-Marie Poteaux und Hans Bergqvist haben gestern beim zuständigen Amtsgericht eine weitere Vorauszahlung für ihre Arbeit in Höhe von knapp 35 Millionen Schwedenkronen angefordert. Bereits im November 2012 wurden 129 Millionen Kronen vorab für geleistete Arbeiten überwiesen. Üblich ist dies nicht, denn im Normalfall werden die Gebühren erst nach Ende eines Verfahrens ausgezahlt. Die jetzige Anforderung bezieht sich auf Arbeiten im Fall Saab, die vom November 2012 bis 30. April dieses Jahres geleistet wurden.
Die Entscheidung, ob weitere Gelder fließen, liegt nun in Vänersborg. Das Verfahren um Saab gilt in Schweden als größter Fall der letzten Jahre und wird die Anwälte noch lange beschäftigen. Gleichzeitig hat die Presse ein kritisches Auge auf die beteiligten Administratoren. Denn diese verdienen bei einem so umfangreichen Verfahren gut. Anwältin Anne-Marie Poteaux konnte ihr Einkommen durch die “Akte Saab” erheblich steigern. Statt 1.8 Millionen Kronen wie im Jahr zuvor hat sie im abgelaufenen Jahr 14.6 Millionen (1.675 Millionen €) an privaten Einkünften verbucht. Das schreibt gestern der “Expressen”. Große Verfahren bringen große Einkünfte. Das ist nicht nur in Schweden so.
Text: tom@saabblog.net
Bild: saabblog.net
Als Käufer in spe der zu erwartenden Produkte unter NEVS könnte man gnädig über die hohen Honorare hinwegsehen, wenn demnächst bei SAAB die Richtung stimmen würde – nur dann hätten die gezahlten hohen Honorare in meinen Augen eine gewisse Berechtigung!
Auch die Gläubiger, die als künftige Zulieferer wieder mit im Boot sind, hätten evtl. sogar Glück und kämen wirtschaftlich wieder auf die Beine, wenn demnächst die Richtung stimmen würde.
Leider kann jedoch derzeit immer noch nicht beurteilt werden, ob das Auswahlverfahren letztendlich wirklich mit einem geeigneten Investor gekrönt wurde. Noch ist also höchst unklar, ob es sich um angemessene Honorare handelt oder nicht – zumindest was unser Gefühl diesbezüglich angeht.
Ja, an Insolvenzen kann man richtig, ich meine RICHTIG gut verdienen. Was da teils eingestrichen wird, muss manchem Gläubiger (die zahlen es ja letztlich mit Verzicht und Genickbruch) wie der blanke Hohn erscheinen.