Mit dem Volvo 343 hatten die Schweden ein Imageproblem
Die Frage, ob er ein richtiger Volvo ist, kann beim Volvo 343 mit Ja beantworten. Okay, werden Kritiker jetzt sagen, ist er nicht in Wirklichkeit ein DAF? Das ist er auch, und er ist eigentlich jener große DAF, der, unter der Projektnummer P900 geplant, später den Namen DAF 77 tragen sollte.
Doch dazu kam es nicht, Volvo übernahm zuvor die Personenwagensparte des DAF Konzerns und die Schweden hatten schon zuvor einige Karten im Spiel. Bereits während der Entwicklungsphase hatten die DAF Ingenieure Zugriff auf Volvo Technologie. In Sachen Sicherheit und Karosseriebau war der 343 so gesehen von Anfang an ein wahrer Wikinger.

Der Volvo 343 hat ein Imageproblem
Doch Volvo hatte ein Imageproblem mit dem 343. Die stufenlose Variomatik war bei der Markteinführung 1976 speziell, vor allem aber sehr typisch für DAF (Link). Und selbst die Käufer waren jenes typische, gesetztere Klientel, welches auch einen DAF 66 bestellt hätte.
So hatte sich das Volvo nicht vorgestellt.
Die Probleme waren rasch benannt. Das Ambiente war DAF und nicht Volvo und die Variomatik war das eigentliche Problem. 1977, ein Jahr nach der Markteinführung, erhielt der 343 die erste DNA Transfusion. Der Kompakte bekam die Sitze aus dem Volvo 242, die Schalter der Heizungsreglung, und ein schwarzes, wertigeres Armaturenbrett im Stil der Marke.
1978 dann der nächste Schlag. Im Herbst führten die Schweden endlich das eigene 4-Gang Getriebe als Alternative zu der bis dahin alleine verfügbaren Variomatik ein. Das Ergebnis war umgehend in der Statistik abrufbar.
Sofort gingen die Verkaufszahlen nach oben.
Außerdem gab es ein Jahr später mit dem Volvo 345 einen lange ersehnter Fünftürer, weitere Ausstattungslinien folgten und ermöglichten ein Marken-typisches gehobenes Ambiente.
Volvo 343 – in Volvo Qualität
Tatsächlich wurde der 343 jetzt auch im deutschen Straßenverkehr sichtbar, aber das Image war noch immer das eines nicht besonders aufregenden Variomatik Autos. Um das zu ändern, ergriff der deutsche Importeur Gegenmaßnahmen. Gemeinsam mit dem Tuner Oettinger (Link) lancierte die Volvo Niederlassung eine leistungsgesteigerte Sonderserie des Volvo 343, die umgehend ausverkauft war.

Das Marketing schaltete Werbung in deutschen Zeitschriften – welche die Volvo Qualität des 343 bewarb. Das klingt etwas merkwürdig, war aber eine offene Wunde, die nach Qualitätsproblemen im niederländischen Werk während der Anlauf-Phase immer noch nicht verheilt schien.
Im Juni 1980 betonte der Hersteller die hervorragende Qualität der Karosserie der kleinen Serie, die Wirtschaftlichkeit und die komplette Ausstattung. Volvo Qualität eben. Noch Fragen?
Nur wenige Monate darauf gönnten die Schweden ihrem niederländischen Nachwuchs eine weitere tiefgreifende Verbesserung. Optisch auffällig waren die Stoßfänger, welche weiter um die Karosserie gezogen. Sie endeten jetzt erst an den Radhäusern und sollten für ein bulligeres, Volvo gemäßes Auftreten sorgen.
Komplett erfolgreich war man damit nicht. Denn der 300 Serie haftete bis zum Ende im Jahr 1991 der DAF Stallgeruch an.
Und schließlich hat Volvo den GTI ins Visier genommen. Die PS waren auf ähnlich hohem Niveau und meines Wissens kam die Abgrenzung eher über das Transaxle Prinzip, Getriebe an der Hinterachse. Für alle Nicht Vauweler und Nicht Opelaner keine schlechte Alternative. Die Nachfolger 440 und 480 sind heute auch schon wieder begehrte Exoten, insbesondere der 480 turbo.
Ja, den 480 sieht man tatsächlich auch noch auf der Straße. Der hat schon was!
Und der 343 war auch besser als sein Image. Sie war 18, ich war 16. Meine erste Freundin hatte einen …
Ein Schalter mit den hier bereits erwähnten Modifikationen. Fühlte sich innen und außen wie ein Volvo an, dem 245 Bj. 1984 meiner Eltern durchaus ähnlich genug, um ganz klar die Markenzugehörigkeit zu sehen und zu spüren. Und das Fahrwerk war vielleicht sogar besser. Die 240er basierten im Wesentlichen bis zum Schluß noch immer auf dem Fahrwerk der Amazone aus den 1950ern, hatten eine erstaunlich schmale Spur und anfangs auch einen sehr, sehr kurzen Radstand, bis sie den etwas längeren der 260er übernommen haben. Die Volvos 140, 160, 240 und 260 sehen immer nach etwas zu viel Auto auf zu wenig Fahrwerk aus und fühlen sich auch manchmal so an – positiv, wie negativ. Legendär sind die kleinen Wendekreise und auch immer wieder beworben worden. Diese Kisten noch in die engsten Parklücken zu zirkeln ist ein Kinderspiel und auf Feld- und Waldwegen funktionieren die Fahrwerksdimensionen ebenfalls erstaunlich gut. Die Dinger können da gnadenlos geknüpelt werden und gewinnen in ihrer Klasse auch schon mal die Midsommar vor mehreren, einige Jahre jüngeren Porsche …
Den 480 Turbo hatte ich auf dem Radar bevor ich meinen ersten Saab Neuwagen kaufte. Ich fand, der Volvo war ein Designerstück und er hätte mir gut gefallen. Die Technik konnte allerdings nicht so überzeugen, der Turbo (Renault) kam bei weitem nicht mit dem 900 mit.
Aber ich mag die Form des 480 heute noch.
Der 480 siedelt eben eine Fahrzeugklasse unter dem 900. Kein Vergleich! Irgendwie trotzdem gut.
Es ist der moderne schwedische Kleinwagen für Designaffine, den Saab nie hatte …
Das Heck mit dem gläsernen Zitat des Schneewittchen Sargs hat was. Die Front auch und es gab originale und unverwechselbare Felgen, die ihm gut standen …
Aber er ist speziell und auch etwas disfunktional. Man musste ihn schon genau so wollen oder eben ein anderes Auto kaufen. Fällt wohl in die Kategorie, sehr reizvoll aber letztlich nicht überzeugend. So ging es mir zumindest immer …
Heute ist er ein Klassiker und solchen Maßstäben entwachsen.
In der Theorie hast Du recht. In der Praxis nicht so, aber daran ist der 900 schuld. Der baut ziemlich schmal und ist, obwohl einen halben Meter länger, in der Breite dem 480 sogar leicht unterlegen. Das Raumgefühl ist auf den vorderen Sitzen daher ähnlich (und der Volvo hat auch noch das modernere Ambiente).
Es war damals wirklich alleine der Motor und der besondere Charme des 900, der den Ausschlag gab.
Grund genug.
Der kleine 70 PS Motor mit 1,4 Liter Hubraum
kam auch noch von Renault.
In der 400er und ersten 40er Serie gab es auch immer noch teilweise Motoren und Getriebe von Renault.
Alle diese Fahrzeuge wurden auch in Holland gebaut.
War halt eine Zeit, in der auch die 6-Zylinder (Euro V6) der Volvos sehr französisch waren …
Hier finde ich die Volvo Story der Saab Historie erstaunlich ähnlich. Gab eine lange Phase, in der Volvo ausschließlich Benziner und nur 4-Zylinder von 2,0 (Italien) bzw. 2,1 oder 2,3 Litern aus konsequent eigener Konstruktion und Fertigung hatte. Alle anderen Motoren waren zugekauft oder das Produkt einer Beteiligung …