Projekt oder Schrott? Saab Sonett II Relikt!
Die Eckpunkte: Ein Sportwagen, recht selten, europäische Traditionsmarke. Eindeutige Fakten, die ein automobiles Wrack begehrenswert erscheinen lassen könnten. Würde statt einer Saab Sonett II das Relikt eines frühen Porsche 911 zum Verkauf stehen, die Dinge wären rasch geklärt. Aber eine Sonett? Hat sie das Zeug zum Projekt?

Missverstanden
Das Sonett II Projekt stand von Anfang an unter keinem guten Stern. Es gab einen besseren Entwurf von Sixten Sason, der heute im Museum in Trollhättan steht. Und es gab, innerhalb von Saab, warnende Stimmen. Der Vorstand entschied sich, allen Hinweise zum Trotz, für den Entwurf von Björn Karlström. Und gegen die eigenen Designer und besseres Wissen.
In einem letzten, verzweifelten Versuch, zeichneten Björn Envall und Sixten Sason einen weiteren Entwurf. Ein formschönes, kleines Sportcoupe. Aber auch das nutzte nichts, der Vorstand in der Stallbacka blieb bei seiner Entscheidung. Aus Prinzip, wie man heute sagt.
Und die Probleme kamen schnell. Die mangelnde Erfahrung von Karlström, es war der erste Entwurf des Designers, der es wirklich in die Realität schaffte, wurde zum Problem. Dazu kam die Beauftragung von ASJ in Malmö mit dem Bau des Saab Sportwagen. Das Unternehmen hatte zuvor Eisenbahnwagons hergestellt, und konnte keine Erfahrung mit dem Produktion von Automobilen vorweisen. Den Krimi, rund um das Entstehen der Sonett II, kann man hier nachlesen.
Toxische Mischung
Mit dieser toxischen Mischung wundert es nicht, dass die Kommentare der Autopresse durchweg unfreundlich ausfielen. Lieblos zusammengebaut, an ein englisches Kit-Car erinnernd, das war noch nett. Die Kunden sahen es nicht viel anders, die Stückzahlen blieben stets hinter den Erwartungen zurück.
Dazu kam, die Sonett hätte als Targa auf den Markt kommen sollen. Aber dieses Detail wurde gestrichen, wie auch die große, sich öffnende Heckklappe. Beide Merkmale, Bestandteil des ursprünglichen Lastenhefts, erwiesen sich in der Produktion als zu kompliziert und hätten sich negativ auf die Stabilität der Karosserie ausgewirkt.
Richtig übel wurde es mit der Umstellung auf den V4 Motor. Der hochgezüchtete Zweitaktmotor hatte der Sonett II zuvor einen sportlichen, nervösen Charakter verliehen. Der im Vergleich zum Zweitakter behäbige V4 raubte dem Sportwagen jegliche sportive Ambition. Er schläferte die Sonett II förmlich ein. Mit dem V4 veränderte sich außerdem die bereits negative Gewichtsverteilung. 60 % des Gewichts lagen schon beim Zweitakter auf der Vorderachse, jetzt wurde es noch mehr.
Projekt oder Schrott
In Dallas, Texas, ist das Relikt einer Sonett II V4 aufgetaucht. Und hier stellt sich die Frage: Projekt oder Schrott? 1968 gebaut, ist sie eine von 899 V4 Exemplaren, die in diesem Jahr das ASJ Werk in Malmö verließen. Eine kleine Stückzahl eines Sportcoupes einer Marke, die einen großen Namen trägt.
Macht das aus dem Relikt ein Projekt? Der Zustand ist jenseits von gut, was bei einem Porsche 911 kein Problem wäre. Im Gegenteil, ein 911 des gleichen Jahrgangs wird sechsstellig gehandelt. Als Targa mit einem erheblichen Aufschlag. Selbst als Wrack würde er ein Vielfaches der Sonett bringen.
Ja, Saab hatte in den 60er Jahren mal wieder eine Chance nicht genutzt. Targa stand zwar im Lastenheft und wurde nicht geliefert. Wurde dann, wie wir wissen, Kult in Stuttgart und bei Porsche feiern sie ihre Targa Geschichte bis heute in immer neuen ideenreichen Varianten. Die Kunden zahlen gerne und großzügig dafür.
Wie also sieht es aus? Kein Porsche – sondern ein Saab. Eine untergegangene Marke und ein Sportwagen, der nicht zu den Glanzleistungen aus Trollhättan zählt. Das Relikt eines Fahrzeugs, aber weitgehend komplett. Motor in einem unbekannten Zustand und viel Rost unter der Kunststoffkarosserie. Die Front und Heckscheibe mit Rissen, und so gut wie alles in einem Zustand, der Arbeit erfordert.
Eine von 899 – hat sie eine Chance oder nicht?
Also die Sonett, vor allem Nummer 2, finde ich ja doch sehr schön und auch dem V4 könnte ich was abgewinnen. Aber in dem Zustand ist leider sogut wie alles verloren denke ich. Im Endeffekt gibt es nichts, was nicht irgendwie kaputt aussieht bzw nicht geschweißt oder wieder hergerichtet werden müsste und auch der Motor wird neuteile brauchen und naja… Schade ist es schon, aber ich denke nicht dass sich da jemand drum kümmern möchte. was soll das Ding denn noch kosten?
@Tim Weber Kostet 1.999 US Dollar
Wenn rettbar, dann Projekt (und sich dabei gleich von dem Gedanken verabschieden, das gesamte Projektgeld jemals wiederzusehen). Sonett ist cool, leider ein Entwicklungszweig von Saab, der nach Nummer 3 nicht mehr weitergeführt wurde.
Bin auch nicht richtig begeistert von Saab Sonett II und eben III. Nur den Sonett I finde ich bemerkenswert. Diese Sonett hiet wuerde ich eher als Schrott bewaren und als ein “Barfind” wegstellen. Vielleicht wird noch jemandem etwas als Ersatzteil nuetzen koennen.
Ganz schön negativ …
was hier bislang kommentiert wurde. Und jetzt kommt es noch schlimmer und zugleich besser.
Ich sehe das einerseits alles ganz ähnlich. Anderseits sehe ich in der Sonett ein authentisches Kind seiner Zeit mit dem Status einer Rarität.
Zwischen 1950 und ’70 plus sind reihenweise Derivate der Serientechnik als Sportwagen gebaut worden. Allen ist gemeinsam, dass man für mehr Geld weniger Nutzwert bekam.
Manchmal haben die Automarken 5 PS mehr aus den Motoren gequetscht, häufig aber sogar auf solche ohnehin eher kosmetischen Maßnahmen auch noch verzichtet.
Man hat sich komplett auf reduzierte Gewichte und Windwiderstände verlassen, um auf dem Datenblatt die interne Konkurrenz zu überflügeln. 155 Km/h statt 150 reichten manchmal schon für das Prädikat “Sportwagen”.
Man kann die allermeisten “Sportwagen” von damals nicht an den Maßstäben unserer Zeit messen. Schon zu ihrer Zeit waren sie vielen Limousinen hoffnungslos unterlegen. Das gilt sogar für Porsche, die die Sektkorken knallen ließen, als sie 190 Km/h knackten – obwohl sie damit noch immer nur am Heck von manchem Bonzen hingen, der bei 193 Km/h auf dem Rücksitz eine Zeitung las und seinem Chauffeur Zigarrenrauch in den Nacken blies.
Eine Sonett ist eben eine Sonett. Man muss sie nicht selber haben wollen und kann sich trotzdem über jede freuen, wenn man denn mal wieder eine sieht. Die hat schon auch ihre (historische) Berechtigung.
Definitiv schwierig. Ich glaube Saab hatte damals wirklich eine Gelegenheit vergeben. Wie ich es auch drehe, die Sonett ist nicht wirklich schön. Ich befürchte das Relikt wird keine Zukunft haben. So schade das auch ist. 🙁
Ich denke, der Kommentar von Hans S. bringt es, auch für mich, auf den Punkt.
Altmetall.
Die Sonett, egal welche, sind Modelle die ich ohne das Saab Emblem niemals als Saab identifizieren würde.
Ein Langzeitprojekt
Die Sonett bringt bei mir gefühlsmäßig sofort die Assoziation einer lebensgefährlichen, klapprigen, rasenden Seifenkiste hervor. Catharina wäre viel besser gewesen. Für mich persönlich steht Saab ohnehin für die späteren Modelle, die sich durch Sicherheit, geniales praktisches Design mit hohem Nutzwert und Turbomotoren auszeichneten.
Aber jedem Tierchen sein Pläsierchen! 🙂 Das war damals eine andere Generation. Es wäre schön, wenn sich ein Liebhaber mit der erforderlichen großen Portion an Leidenschaft, Enthusiasmus, Mut und Geld fände.
Schwierig, die Sonett wollte ich nie haben. Ich fand sie immer häßlich und weit von der Ästhetik anderer Saab Modelle entfernt. In meinen Augen Schrott, ohne Chance.
Meine Bewunderung wäre einem “Projektmanager” für dieses Projekt, äh, wohl eher Wrack sicher! Da muss einer viel Verständnis, Wissen, Können und Stehvermögen, auch finanziell, mitbringen.
Sonett, ich weiss nicht. Nicht alles was mit Saab angeschrieben ist muss gefallen. Mir gefallen die Sonett nicht und als Sportwagen sehe ich dieses Auto auch nicht.
Mal gucken was die Saab Gemeinde sonst noch für Meinungen zum Sonett hat?!