Saab als Geschäftsgrundlage und Spekulationsobjekt

In wenigen Wochen ist das Jahr 2020 vergangen,  und bald wird es 10 Jahre her sein, dass der letzte Saab vom Band lief. Wirklich 10 Jahre? Die Reflexion bereitet mir Gänsehaut, auch weil ich seit fast einem Jahrzehnt, mit leichten Variationen, über das gleiche Thema berichte. Dass Saab immer noch als Geschäftsgrundlage und Spekulationsobjekt taugen würde, hätte ich mir vor 10 Jahren nicht träumen lassen.

Saab als Spekulationsobjekt und Geschäftsmodell

Das Blech aus dem die Träume sind

Interessant ist das Geschäft mit den letzten Modellen von Saab. 9-5 NG und 9-4x sind das Blech, aus dem die Träume sind. Hätte man darauf wetten wollen, 2010 und 2011? Wohl nicht. Heute sind sie Legenden auf 4 Rädern,  und ein Ende dieser Geschichte scheint nicht in Sicht. Das verleitet zur Spekulation, und meist geht die Rechnung auf.

Jüngstes Beispiel ist ein Saab 9-5 NG Aero aus der Schweiz. Manuelles Getriebe, 43.000 Kilometer. Ein Privatverkauf und, ganz ehrlich, zu günstig angeboten. Der Preis deutlich unter 20.000 CHF machte klar, dass dieses Auto innerhalb von Stunden vom virtuellen Marktplatz verschwinden würde. Und so war es auch.

Mit Spannung kann man warten, wo das Auto auftauchen wird. Hat ein Saab Fan stolze Beute gemacht, ist er bei einem Händler gelandet? Und wenn er bei Letzterem auftaucht, was gar nicht so selten ist, wie wird der Preis sein? Natürlich, auch ein Händler muss Geld verdienen. Er repariert, gibt oft Garantie, und nimmt einen vernünftigen Aufpreis. Vernünftig, das ist eine betriebswirtschaftlich gesunde Kalkulation,  die beiden Seiten Spaß gibt. Kunden und Händler.

Wie ist das, wenn kein Markt da ist

Nur, den Markt für gebrauchte 9-5 NG gibt es eigentlich nicht. Nicht für die Menschen da draußen, jenseits der kleinen Welt von Saab. Denn der Saab Mikrokosmos wird nur von ein paar wenigen, eigentlich recht vernünftigen Akteuren gestaltet. Zurück zum Saab 9-5 Aero. Es dauert nicht allzu lange, da er ist wieder aufgetaucht. Bei einem Händler im Schweizer Jura, nicht weit vom Genfer See entfernt. Der Preis? Spannend, mit einem Aufschlag, der mehr als gesund kalkuliert ist.

Der Saab 9-5 NG ist längste Teil einer schwedischen Saga
Der Saab 9-5 NG ist längste Teil einer schwedischen Saga

Aus recht deutlich unter 20.000 CHF wurde eine Preisidee von nur knapp unter 30.000 CHF. Oha, dachte ich mir. Und mit mir vielleicht auch die Lesenden. Geht das? Aber ein 9-5 Aero mit nur 43.000 Kilometern ist nun einmal ein Ausnahmeauto. Und eine rollende Legende, Teil einer Saga. Da geht Manches.

Unsere Welt ist so arm an Geschichten

Dafür reich an Computerautos und Defiziten an automobilen, bezahlbaren Träumen. Einige dieser Träume steuert die untergegangene Marke Saab bei. Schnell, sehr schnell war der Saab von der Page des Händlers verschwunden. Ein paar Tage nur – und höchst wahrscheinlich verkauft. Wohin? Wir werden sehen. Irgendwo, das ist sicher, wird der Saab wieder auftauchen.

Was wäre passiert, hätte Saab überlebt und es hätte keine dramatisch, traurige Saga aus Schweden gegeben? Das sehr wahrscheinliche Schicksal kann man beobachten, wenn man nach der ersten Opel Insignia Generation sucht. Technologisch musste der Opel hinter seinem sehr engen Saab Verwandten einen Schritt zurückbleiben. Die Strategen wollten es damals so.

Dennoch ist der Vergleich legitim. Gebrauchte Insignia vergleichbarer Baujahre dümpeln auf der Gebrauchtwagenbörse vor sich hin. Lange Standzeiten, das Preisniveau liegt bei 40 – 50 % der Verwandtschaft aus Schweden.

Kein großes Drama, keine Saga.

Lediglich ein altes Auto. Und das taugt weder für Spekulation noch als Geschäftsmodell.

7 thoughts on “Saab als Geschäftsgrundlage und Spekulationsobjekt

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    Bei so einem geringen Kilometerstand stellt sich dann wohl auch wieder die Frage, ganzjährig bei jedem Wetter nutzen oder nur bei schönem (Sommer)Wetter damitfahren. Ich würde beim NG so oder zu letzterem greifen. Bin gespannt ob der tatsächliche Wunschpreis des Verkäufers erziehlt wird, oder ob er dann nicht doch einiges drunter liegt und der Händler immer noch einen Gewinn gemacht hat und der Käufer sich auch freut. Da wir Saabfans ja wohl auch alle regelmässig die bekannten Plattformen abchecken denke ich, dass viele dann eben auch versuchen einiges rauszuhandeln, weil sie ja wissen was er vorher gekostet hat. Hier in Österreich kann man bei manchen Fahrzeugen beobachten, dass die wenn sie dann von einem Händler aufgekauft wurden, sehr lange Standzeiten haben.
    @ Chris. ich denke der österreichische Saabmarkt ist besonders speziell. Die österreichischen Saabfans haben zumeist schon mindestens zwei Saabs, da überlegt man es sich wohl ganz besonders noch einen weiteren zu kaufen. Da muss dann der KM Stand und Preis sehr niedrig sein, dass gekauft wird. Ich habe letztes Jahr einen 9-5NG Vector XWD versäumt, wo der hingegangen ist…würde ich gerne wissen.
    Was die Cabrios betrifft, ich glaube da musst die bekannten Saabwerkstätten persönlich fragen. Auf Plattformen wird selten was auftauchen.

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    Es ist doch ganz einfach. Ein Fahrzeug, jedes, ist soviel wert wie jemand bereit ist dafür zu zahlen. Da bei Saab die “Kundschaft” per se ziemlich dünn ist, ist eben auch der Markt nicht üppig. Die meisten Saab Fans die ich kenne besitzen ihre Schätze bereits, meistens sind es 3,4 oder nochmehr Autos. So denke ich der 9-5NG aus dem Schweizer Jura wird mit diesem stolzen Preis zur Standuhr. Schade.

    Der grösste Bluff auf dem Automarkt ist doch der Porsche 911. Oder glaubt wirklich jemand diese Fantasiepreise werde von irgend jemanden bezahlt? Das habe ich von einem der im Grossaum München versucht Klassiker von Porsche und anderen Sportwagen zu verkaufen. Er sagt, das Geschäft mit den 911er ist vorbei, beinahe tot.

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    Ja, was wäre wenn…

    Eine kurze Periode hatte ich noch die Hoffnung, dass mit Sergio Marchionni etwas zukunftträchtiges laufen könnte.
    Auch ich dachte dazumal an eine Konstellation SAAB/Alfa/Lancia
    http://www.saabhistory.com/2009/05/07/fiat-president-sergio-marchionne-speaks-about-saab-automobile-interest-in-bloomberg-interview/

    Letzte Woche hatte ich meinen 9-3 TTiD SC MY11 beim 120′ grossen Service. Auto ist picobello; kein Rost (Lanolinöl behandelt) und keine anderen Mängel; ausser einer Lampe fürs Nummernschild.

    Mein fünfter ist zugleich mein bester aber auch mein letzer SAAB. Der hält glatte 10 zusätzliche Jahre.

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    Die Spekulation scheint im Einzelfall zu funktionieren. In diesem Fall für den reaktionsschnellen Händler.

    Insgesamt scheinen mir Saabs aber keine Anlageobjekte mit Rendite zu sein. Außer der Rendite Freude/Km …

    Was will man mehr und wozu? Niedrige Kilometerstände (und hohe Ausstattungsniveaus) sind Trumpf auf dem Gebrauchtmarkt. Aber Kasse macht man damit längst noch nicht.

    Je weniger ich fahre, desto geringer der Wertverlust pro Jahr – aber nicht je Kilometer. Für mich sind Saabs unter dem Strich noch immer am besten, wenn sie fahren und man selbst am Steuer sitzt.

    Anlageobjekte würde ich lieber jenseits der Saab-Welt suchen.

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    Na mein 900NG und der aero9k waren auch rot,… geht schon 😉
    Aber das ich meinen aero9-5xwd wegstelle, nein! Zum Glück verdiene ich mein Geld andersweitig und muß daher nicht auf das Vergnügen SAAB zu fahren verzichten. Und wenn der 9-5ng dann glänzend auf dem Hof beim Kunden steht und dieser fragt ob SAAB wieder produziert ist der Tag gerettet,.. es folgt dann leider eine traurige Aufklärung über die aktuellen Zustände. Da bin ich dankt Toms Blog immer gut informiert!

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    Ich glaube auch, dass wir hier einen extrem limitierten Markt haben. Man sieht es deutlich an den Standzeiten. 9-5 NG wo echt alles passt sind ratzfatz weg. Ich glaube sogar, da spielt der Preis die geringste Rolle.

    Kompromisse, wo Austattung fehlt oder die Farbe nicht stimmt, oder was auch immer, die bleiben stehen und haben es schwer. Rot zum Beispiel – das ist so ein Fall. Geht bei einer großen Limo gar nicht.

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    Schöner Artikel, vielen Dank dafür.
    Anscheinend dürfte der Markt wirklich sehr begrenzt sein und nur auf Autos mit wenigen Kilometern fokusiert sein.
    Liest man immer wieder von waren Traumpreisen von 9-5 NGs in den Niederlanden, der Schweiz oder auch Deutschland kann man sich in Österreich wohl mittlerweise getrost davon verabschieden, nicht ganz so billig wie in UK oder den USA, aber schon ziemlich “billig” gibt’s diverse 9-5 NG.
    Mittlerweile seit gefühlt einem Jahr steht ein 9-5NG mit 2.0T, XWD, belüftenden Sitzen und vielem mehr bei mehreren Verkaufsplattformen herum, sieht zumindest aufs Erste tadellos aus. Da dürfte nichts zu machen sein. Knappe €16.000 Euro (da ist schon die österreichische NoVa miteinkalkuliert) und ein roter 9-5 mit relativ schwacher Ausstattung, dafür mit wenigen Kilometern um fast das selbe Geld. Traurig irgendwie.
    Jeder gut erhaltene 9-3 (ab 2008) Cabrio oder Sportcombi mit halbwegster Ausstattung erzielt locker um einige Tausender mehr.
    Und ich, einen 9-5 besitzend, frage mich, für den kommenden Sommer: Wo sind die ganzen schönen 9-3 Aero Cabrios mit 2.0T hingekommen? Auf den Plattformen findet man nur Vectors, Diesel oder V6, der klassische 4 Zylinder mit guter Ausstattung dürfte nach wie vor sehr begehrt sein, begehrter als wohl die letzten 9-5 NG wenn man sich die Preise ansieht.

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