Zukunftsmarkt Youngtimer
In den letzten Tagen war viel von der Zukunft die Rede…vernetztes und autonomes Fahren, Elektroautos, ein Mobilitätsanbieter mit einer neuen Marke aus Trollhättan. Der Blog übt den Spagat, denn wir haben zwei Zukunftsthemen – eines davon trägt den Namen Saab. Neben den großen Themen, die in aller Munde sind, entwickelt sich ein zweiter Markt, der mindestens ebenso spannend ist.

Youngtimer als Zukunftsthema
Das Zukunftsthema sind Youngtimer, ein sich dynamisch entwickelndes Segment. Eine Studie von BBE Automotive teilt die Autos nach Jahren auf. Der deutsche Youngtimer-Bestand von Fahrzeugen im Alter von 15 bis 19 Jahren wird bis 2020 kontinuierlich anwachsen, prozentual stärker noch ist die Zunahme bei den 20 bis 29-jährigen. Im Jahr 2020 werden 10 Millionen Youngtimer und Klassiker auf unseren Strassen erwartet.

Der Markt hat ein Volumen von jährlich 16,4 Milliarden Euro. Bbesonders von Interesse ist das Segment der Freizeit Youngtimer. Deren Besitzer soll um die 45 Jahre alt sein, im Schnitt jährlich 2.600,00 € für sein Fahrzeug investieren, und einen gewissen Hang zur Vertragswerkstatt haben.
Eine Chance für die Saab Werkstätten, von denen viele das Geschäft mit den Youngtimern erkannt haben und es kontinuierlich ausbauen. Der Markt mit den alten, analogen Fahrzeugen ist eine Art Gegenbewegung zu dem, was auf uns zurollt. Es ist zu vermuten, dass sich das Geschäft umso stärker entwickeln wird, desto mehr die Zukunftsthemen der Mobilität in unseren Alltag vordringen.

Die Chance für Saab
Eine Chance für Saab? Ich denke schon. In das boomende Youngtimer Segment der Fahrzeuge bis 30 Jahre gehören die interessantesten Modelle der Marke. Angefangen vom Saab 900, der charmant und nach wie vor alltagstauglich ist. Oder der technisch unterkühlte 9000, der erste und innovativste Beitrag von Saab für die Oberklasse. Der 9-3 I vereint den Charme des Schräghecks mit starken Turbomotoren, der 902 ist das Mauerblümchen, das erst noch entdeckt werden muss.
Wenn ich die Mails der letzten Tage durchblättere, dann ist die Zukunft klar. Ein Leser importiert zwei Saabs aus den Jahren 2001 und 2002 aus den USA, ein anderer holt einen Toppola Camper nach Deutschland. Eine Sonett III ist fast fertig restauriert und Anwärter auf die Zulassung, in schwedischen Saab Foren beschwert man sich, dass so viele Fahrzeuge nach Deutschland gehen. Die Marke ist lebendig, egal welchen Abgesang man auf sie in den letzten Wochen geschrieben hat.
Warum fahren Menschen alte Autos? Weil sie es spüren wollen. Die Strassen, die Kurven, den Belag der Fahrbahn. Weil dann seltsame Dinge passieren können. Man erwischt sich, dass man mit offenem Fenster fährt, was man im Dienstwagen nie tun würde. Man interessiert sich für portable Navigationsgeräte und Freisprecheinrichtungen. Man schaltet die Klimaanlage ab, öffnet statt dessen das Schiebedach, spürt die Sonne, den Wind. Nimmt die Jahreszeiten wahr, die Landschaften; Steigungen und Gefällstrecken sind plötzlich wieder Ereignisse. Wo waren sie zuvor gewesen? Weg, gestohlen durch perfekte, von der Umwelt abgeschottete Fahrzeuge. Im Youngtimer ist alles intensiver erlebbar.
Problem: Verfügbarkeit
Bremsend für die Zukunft der analogen Autos wird die Verfügbarkeit guter Fahrzeuge sein. Beim 9000 spürt man es bereits heute. Der Kauf des passenden 9000 wird immer mehr zur Frage von Geduld und guter Beziehungen. Nicht selten wechseln Autos innerhalb der Szene den Besitzer. Wenn man keinen 9000 findet, der Vorstellungen und Budget entspricht, dann ist ein früher 9-5 die mögliche Alternative.
Der Erhalt und die Restaurierung von Fahrzeugen wird die Saab Zukunft sein. Damit liegt die Marke im Trend. Ungewollt zwar und mehr den tragischen Verwicklungen der letzten Jahre geschuldet. Dass Saab auch in den 80er und 90er Jahren auf Langzeitkonstruktionen setzte, einige Fahrzeuge absolut “over engineered” sind, ist eine Tatsache, die Hoffnung für die Zukunft macht.
Der Blog steckt in diesem Trend mittendrin, und ohne die alten Saabs hätte der Blog keine Zukunft. Unser 9000, bekannt als Anna Projekt, geht diese Woche nach Frankfurt in die Werkstatt. Der Klimakompressor ist fällig, und einige Kleinigkeiten sollen gleich mit erledigt werden. Falls wir einen Termin bekommen, denn das Team vor Gérard Ratzmann ist gut gebucht, der Hof stets voll. Unser Paul Projekt stockt etwas, familiäre Dinge hatten in den letzten Wochen Priorität, damit verbunden die Herausforderung, den Blog am Laufen zu halten.
Saab Youngtimer begleiten uns in die Zukunft – die wir auf dem Blog, in der Community, den Clubs und bei den vielen Treffen selbst gestalten können. Dass die Saab Fahnen weiter im Wind wehen, das ist von nun an unsere Aufgabe. Die Verantwortung für die Zukunft liegt in den Händen von uns allen.
SAAB – ALS LIEBHABERSTÜCK KLAR IM VORTEIL
Egal welchen Alters – sei es um einen Oldtimer, Young- oder Babytimer zu fahren – gibt es kaum ein besseres Serienfahrzeug als einen entsprechend jungen oder alten SAAB.
Auf Klassikertreffen stapelt sich die Baureihe 123 eines anderen Herstellers in aller Regel nach Farben sortiert und zudem in jedem möglichen und unmöglichen Zustand. Auch im Straßenbild guckt man ja schon gar nicht mehr (oder noch nicht?) hin.
Dagegen sind selbst junge und jüngste SAAB zumindest in Deutschland ein vergleichsweise seltener Anblick – schon heute vom Nimbus des Vergangenen umwehte Hingucker.
Es gibt auch Menschen, die keine Oldtimer mögen. Bei einer Ausfahrt leider selbst erlebt, daß einige Radfahrer über meinen stinkenden 96er geschimpft haben. Diese Ökos kann ich sogar verstehen, schließlich sind Ausfahrten zum Vergnügen streng genommen Rohstoffverschwendung. Dann bedeutet jeder Flug in den Urlaub natürlich ebenso Umweltverschmutzung, die nicht nötig wäre, wenn man in Deutschland bleiben würde. Wieviel Freiheit darf sich jeder einzelne erlauben und dabei Rohstoffe und Energie zu verbrauchen, um dadurch seinem Hobby zu frönen?
Auch die Oldtimerei ist eine Frage der gegenseitigen Toleranz und des Respekts. Leider ist sie auch in der Saab Szene nicht überall verbreitet, wie man auf anderen Plattformen lesen kann.
Schön wäre es ja, wenn im zukünftigen Strassenbild mehr und mehr die Vielfalt zur Geltung kommen würde und man Neuwagen, Wait- Young- und Oldtimer einträchtig nebeneinander existieren sehen könnte; Aber: wer schützt eigentlich die Besitzer älterer Autos vor der Willkür unserer Politiker? Die Einführung der grünen Plakette war durch die damit verbundenen Fahrverbote die größte Enteignung in der Geschichte der Bundesrepublik! Das hätten sich noch nichtmal die Genossen getraut. Jetzt faselt die DHU bereits von Fahrverboten für alle Dieselautos, in Paris wird es schon bald keine Youngtimer mehr geben. Wenn wir nicht laut unsere Stimme erheben und deutlich auf die ökologischen Vorteile bereits produzierter PKW hinweisen, sehe ich eher schwarz für den Zukunftsmarkt Youngtimer
Naja, man muss das eben von beiden Seiten sehen. Ich habe zwar auch einen Diesel im Fuhrpark, fahre aber auch gerne mit dem Fahrrad. Wenn man mal im Stadtverkehr mit dem Rad hinter ein paar Dieseln herfahren muss, wünscht man sich manchmal selbst, dass die Dinger aus den Städten verschwinden.
Die Einführung der grünen Plakette war schon etwas merkwürdig …
Ich kenne Fälle, da sind gerade mal 2 Jahre alte Luxus-SUVs plötzlich nutz- und somit auch fast wertlos geworden. Ja, das hatte was von einer Enteignungswelle!
Gleichzeitig ist mir aber kein einziger betroffener Benziner untergekommen. Vielleicht der eine oder andere Trabant, der noch zu jung für ein H-Kennzeichen war?
Ansonsten war die Einführung der Feinstaubplakette für Benziner allen Befürchtungen zum Trotz ja doch erfreulich unspektakulär …
Bei Youngtimern ist sicher Wachsamkeit angesagt. Der politische Wille altes Blech gegen neues Blech von der Strasse zu holen ist existent. Ich denke nur an die Vernichtung von Ressourcen im Zuge der Abwrackprämie, als gepflegte Ersthand Saabs (und nicht nur die) in die Presse gingen zu gunsten von Billigkisten und kurzfristigen Effekten. Aber wir leben in einer Demokratie und können uns artikulieren wenn uns etwas nicht zusagt.
Unsere Freune aus Frankreich protestieren übrigens am 10. Juli gegen das Aussperren älterer Autos.
Das ist genau der Punkt. Nachhaltiger Umgang mit den Autos, wie wir SAAB-Fans es gezwungenermaßen machen, findet immer mehr Anhänger, ist aber von der lobbygesteuerten Politik nicht gewollt. Dabei kommt es nicht darauf an, wer grade in der Regierung sitzt.
Ich wage sogar zu behaupten, dass auch die Elektromobilität von den “Entscheidungsträgern” solange wie möglich verhindert werden muss. Womit sollen die Mineralöl-Steuerausfälle aufgefangen werden, wenn EVs weiter steuerbefreit sind.
Und die Industrie könnte uns keine alte Technik – aufgepeppt mit sinnfreier Elektronik – zu utopischen Preisen mehr verkaufen. Eventuell hält ein E-Motor viel zu lange.
Wenn man heute einen Testbericht liest, ist ein Kompaktwagen ohne das volle Paket Assistenten inklusive Rückfahrkamera und elektronischer Handbremse nicht fahrbar – ist schon komisch, dieser Youngtimerboom 😉 .
@ Troll4ever: Solange Nordseekrabben in Chemielake zum Puhlen per LKW nach Marokko und zurück gefahren werden, täglich hunderte Flieger Früchte und Blumen um die Kugel fliegen, brauchen wir uns bei einer Ausfahrt keine Gedanken um Rohstoffe zu machen. Ohne die viel zu billigen Transportkosten gäbe es die Globalisierung mit ihrer Umweltzerstörung in dieser Form gar nicht. Es ist aber einfach, dem “kleinen Mann” ein schlechtes Gewissen zu machen und ihn damit abzukassieren.
Mich würde nicht wundern, wenn ein wichtiger Faktor das elende Design heutiger Fahrzeuge wäre. Surface Entertainment mit tuberkulösen Konkavformen geht jetzt ja schon in die dritte Generation.
Ich finde es bezeichnend, dass der eigentlich recht langweilige Phaeton einen kleinen Boom erfuhr, nachdem sich die Konkurrenz ins Knie geschossen hatte, und dass die ansprechender designte neue S-Klasse ein solcher Erfolg ist. Nix Technik, Design.
Eigentlich wäre dem 9-5 II eine große Zukunft beschieden gewesen.
Das kann ich alles sehr nachvollziehen. Ich sehe das auch genau so, ich will das Auto spüren und auch noch irgendwie selber bestimmen wo das Ding hinfahren soll! In diesem Sinne werden meine beiden 9-3 I gehegt und gepflegt!
SAABs waren schon immer individuell und waren nicht nur Autos 😉 Sondern viel mehr. Von daher ist die Chance hoch, dass etliche überleben.
“Deren Besitzer soll um die 45 Jahre alt sein, im Schnitt jährlich 2.600,00 € für sein Fahrzeug investieren, und einen gewissen Hang zur Vertragswerkstatt haben.”
Die Chance haben sie, wenn ich mich dabei wohl fühle und wenn das Miteinander wieder auf das Niveau von vor 10 Jahren kommt.
Zum Glück haben wir hier die Wahl zwischen Werkstätten die Saab wirklich leben. Dass man sich gut aufgehoben fühlt ist extrem wichtig, sonst funktioniert es nicht.
Diese Werkstätten kann man aber in Deutschland an einer Hand abzählen. In der Schweiz schien mir der Sachverstand noch deutlich höher. Hier sieht kein ehemaliger Vertragshändler mein Saabfahrzeuge. Entweder kannten die sich mit Modellen die älter als 10 Jahre waren nicht aus oder man musste der Werkstatt ihre eigenen Service Bulletins erklären. Wenn es dann für eine Reparatur kein Originalersatzteil mehr gibt steht man da. Nicht bei jedem Ex-Saabhändler kann ich mit einem Karton von Skandix ankommen und wenn die selbst nicht bei einem dieser Händler bestellen (wollen) hat man Pech. Gerade wenn der Wagen etwas “exotischer” ist. Mit einem 901 8V Turbo zum Saabhändler? Da kann ich auch gleich bei VW vorbei, denn da ist sogar die Chance höher, dass man da jemanden trifft der sich noch mit der k-Jetronic auskennt.
Der 9k Kauf ist extrem schwierig geworden. Die meisten Exemplare sind abgerockt, da lohnt sich gar nichts mehr. Beim 9-3 I ist es besser, wenn man nicht unbedingt einen AERO sucht. Da kommen immer noch gute Exemplare zum kleinen Kurs in den Verkauf. Wer jetzt zuschlägt macht nichts verkehrt, denn es kommt nichts mehr nach.