Saab – Treffen am Wochenende in Belgien

Samstag

6:30 Uhr Es gießt wie aus Eimern, 8 Grad, böiger Wind. Gutgelaunt wecke ich meine Frau, weil wir früh aufbrechen wollen. Sie will weiterschlafen, was ich natürlich nicht zulasse. Beim schnellen Frühstück telefoniere ich mit dem Sattler in Lüttich, wegen der Lederausstattung für meinen 96er.

Saab 95, bereit fuer das Wochenende in Belgien?
Saab 95, bereit fuer das Wochenende in Belgien?

7:15 Uhr Endlich geht es los. Vor der Haustür erste Diskussion: Sie will der Bequemlichkeit wegen mit dem 9000 fahren, aber ich will den 95er nehmen, habe es einem Kumpel versprochen. Ich setze mich durch, lade unsere Taschen ein.

7:25 Uhr Der Kombi springt nicht an, irgendwas mit der Batterie. Frau muss schieben. Am Ende der Strasse klappt es endlich. Frau ist nass, verschwitzt und sauer. Immer dieses Geschrei, der Nachbar mit dem Hund guckt auch schon komisch. Endlich geht es los.

8:40 Uhr Der Saab läuft wie ein Uhrwerk, super.

8:41 Uhr Der Motor nimmt kein Gas mehr an. Scheiße, ich wollte doch noch volltanken. Zum Glück sehe ich schon die Autobahntankstelle auftauchen und lasse den Wagen ausrollen. Es muss reichen, weil der Reservekanister im 9000 liegt. Es reicht, also fast. Frau muss nur 300 Meter schieben. Frau ist nass, verschwitzt und sauer. Besonders sauer, weil ich telefoniert habe, während sie geschoben hat.

8:55 Uhr Erleichtert tanke ich voll, besorge zwei belegte Brötchen, es kann weitergehen. Der Kombi springt nicht an, irgendwas mit der Batterie. Frau muss schieben. Am Ende der Autobahnauffahrt springt er endlich an. Frau ist nass, verschwitzt und sauer.

9:10 Uhr Ich kaue mein Brötchen, meine Frau schmollt. Warum nur?

9:30 Uhr Wassereinbruch auf der Beifahrerseite, eigentlich wollte ich ja noch die Dichtung an der Tür gewechselt haben. Immerhin, bei mir ist alles trocken. Frau spricht nicht mehr.

9:50 Uhr Entnervt wirft meine Frau ihr Brötchen aus dem Fenster, weil es angeblich nass geworden ist.

10:40 Uhr Endlich erreichen wir Lüttich, wurde auch Zeit. Scheiße, habe das Navi im 9000 vergessen. Wo ist der Sattler, bei dem ich schon um 10 Uhr sein wollte? Meine Frau weigert sich, in einer Kneipe nach dem Weg zu fragen. Also gehe ich mal wieder. Zufällig kennt der Wirt den Autosattler und lädt mich auf einen Kaffee ein.

11:10 Uhr Jetzt muss ich aber wirklich weiter, meine Frau sitzt schließlich allein im Auto.

11:25 Uhr Ich frage sie, warum sie so lange im kalten Auto sitzt. Sie giftet zurück, ich hätte beim Aussteigen den Schlüssel abgezogen. Stimmt, hab ihn in der Hosentasche. Schnell weiter.
Der Kombi springt nicht an, irgendwas mit der Batterie. Frau muss schieben. Am Ende der Strasse klappt es endlich. Frau ist nass, verschwitzt und sauer.

11:30 Uhr Der Sattler (war nur zwei Strassen weiter!) hat zu. An der Tür hängt ein Zettel für mich, ich solle zum Flohmarkt im Zentrum kommen, dort können wir alles regeln. Prima.
Ich kann meine Frau mit der Aussicht auf einen Bummel über den Flohmarkt etwas aufmuntern.

11:45 Uhr Am Flohmarkt angekommen, stelle ich fest, dass die Schirme im 9000 liegen. Der Flohmarkt (eigentlich mehr ein Teilemarkt) ist trotz Dauerregen interessant, da ich die von mir lange gesuchten Fußballfelgen für den 96 und einen neuen Tankgeber für den Kombi finde, mit dem wir hier sind. Die Felgen sind in perfektem Zustand, mein Bargeld reicht so gerade.

13:20 Uhr Mit dem Sattler werde ich schnell einig, dass er mir am Abend die Teile der Innenausstattung ins Hotel bringt. Ein super Service, finde ich. Er zieht noch schnell meine Kreditkarte durch und ich kann los.

14:40 Uhr Wir verlassen den Flohmarkt ohne Klamotten für meine Frau (Bargeldmangel), aber jeder mit zwei Felgen an der Hand. Meine Frau nölt schon wieder rum, es wäre ihr zu schwer, also nehme ich noch den Tankgeber dazu.

15:20 Uhr Wo hatte ich denn geparkt, verdammt noch mal???

15:55 Uhr Endlich finde ich dank meines guten Orientierungssinns unser Auto. Nass und erschöpft lade ich die Felgen ein. Wir wollen schnell zum Treffen, das seit 15:00 läuft. Der Kombi springt nicht an, irgendwas mit der Batterie. Frau muss schieben. Am Ende der Strasse klappt es endlich. Frau ist nass, verschwitzt und sauer.

16:05 Uhr Ich weiß nicht, wo ich hin muss, da die Unterlagen zum Treffen im 9000 liegen. Wir fahren erstmal nach Huy. Da der Wassereinbruch auf der Beifahrerseite schlimmer wird, bitte ich meine Frau, den Tankgeber auf die Rückbank zu legen. Sie schnaubt vor Wut.

18:00 Uhr Als wir am Platz eintreffen, brechen die Anderen gerade zum Hotel auf. Also suchen auch wir unser Hotel. Die Adresse hatte ich schon im Navi eingegeben. Das liegt leider im 9000.

19:50 Uhr Dank meines guten Ortsinns habe ich das Hotel auch so gefunden. Leider findet meine Frau Ihre Reisetasche nicht. Ich vermute, sie steht an unserem neuen Carport, hinter dem 9000, im Regen. Oder auf dem Parkplatz in Lüttich, wo ich die Felgen eingeladen habe.

20:00 Uhr Ich habe mich schnell umgezogen, damit wir pünktlich zum Essen kommen. Meine Frau beschließt, auf dem Zimmer zu bleiben. Warum nur?

23:30 Uhr War ein schöner Abend. Ich komme leicht beschwipst vom Essen zurück, sie stellt sich schlafend. Typisch.

Sonntag

8:30 Uhr Erfreut stelle ich fest: Gestern Abend war der Sattler da und hat mit meiner Frau die gesamte Lederausstattung ins Auto gepackt, während ich beim Essen war. Hatte ich in der Hektik ganz vergessen.

9:00 Uhr Beim Checkout nach dem Frühstück muss die Kreditkarte meiner Frau ran, weil mein Limit durch die gestrigen Käufe ausgereizt ist. Jetzt aber schnell zum Treffen.

9:01 Uhr Der Kombi springt nicht an, irgendwas mit der Batterie. Frau muss schieben. Am Ende der Strasse klappt es endlich. Frau ist nass, verschwitzt und sauer. Obendrein muss sie meine Reisetasche auf den Schoß nehmen, da das Auto voll mit Teilen ist.

9:30 Uhr Beim Treffen will meine Frau gar nicht aussteigen. Die Kumpel gucken schon komisch beim Haubentauchen. Ich stelle durch Zufall fest, dass an der Lichtmaschine ein Stecker lose ist. Daher die Startschwierigkeiten, kleine Ursache, große Wirkung. Da hätten wir uns das dauernde, kräftezehrende Anschieben sparen können! Ich rücke den Stecker zurecht, hoffentlich hat sie nichts gemerkt!

14:40 Uhr Jetzt müssen wir aber los, die meisten sind schon weg.

14:41 Uhr Der Kombi springt nicht an, irgendwas mit der Batterie. Frau muss schieben. Am Ende der Strasse klappt es endlich. Frau ist nass, verschwitzt und sauer. Immer dieses Geschrei! Ist doch klar, die Batterie muss erst geladen werden, fällt mir ein.

15.20 Uhr Auf der Autobahn stelle ich fest: Die Batterie wird geladen. Ein Saab 95 ist doch ein zuverlässiges Auto. Ich überlege, wann ich Zeit habe, den Tankgeber zu wechseln.

15:30 Uhr Der Saab läuft wie ein Uhrwerk, super.

15:31 Uhr Der Motor nimmt kein Gas mehr an. Scheiße, ich wollte doch noch volltanken. Zum Glück sehe ich schon die Autobahntankstelle auftauchen und lasse den Wagen ausrollen. Es muss reichen, weil der Reservekanister im 9000 liegt. Es reicht, also fast. Frau muss nur 300 Meter schieben. Frau ist nass, verschwitzt und sauer. Besonders sauer, weil ich telefoniert habe, während sie geschoben hat.

15:50 Uhr Meine Frau weigert sich, die Tankrechnung zu begleichen. Ich gebe zu Bedenken, dass ich am Montag arbeiten muss. Einer muss schließlich für Geld sorgen. Das wirkt, sie zahlt. Während meine Frau schiebt, starte ich mit dem Anlasser, ganz normal. Ich schaue sie unschuldig an, sie schaut mich mit wirrem Blick an.

17:30 Uhr Wir kommen nach Hause. Die Reisetasche meiner Frau steht tatsächlich hinter dem 9000, leider völlig durchweicht vom Dauerregen. Glück gehabt, war eigentlich doch ein schöner Wochenendausflug, trotz des Dauerregens.

17:31 Uhr Meine Frau geht ohne ein Wort unter die Dusche, ich muss das Auto alleine ausladen. Kriege sie heute nicht mehr zu Gesicht. Bestelle mir aus Protest eine Pizza (vom Haushaltsgeld).

Montag

7:00 Uhr Ich muss alleine frühstücken. Was ist jetzt schon wieder los? Ist sie immer noch sauer?

7:45 Uhr Die Sonne kommt heraus. Ich fahre fröhlich zur Arbeit (mit dem 9000). Der Kombi soll erstmal trocknen.

18:00 Uhr Ich komme von der Arbeit nach Hause und freue mich auf das Abendessen.

Wieso passt mein Haustürschlüssel nicht in das Schloss? Niemand öffnet auf mein Klingeln.

Saab Lesertasse 2015
Saab Lesertasse 2015

Der Bericht war, natürlich, fiktiv… Danke an Jörg  für seine Saab Geschichte! Habt auch Ihr etwas zum Thema Saab zu erzählen?

Die Geschichte einer unvergesslichen Urlaubsreise, eine Restauration, der erste Kontakt mit der Marke aus Trollhättan oder einfach warum Saab zum automobilen Leben dazu gehört. Was immer es ist, schreibt uns. Wir belohnen jede Veröffentlichung auf dem Blog mit einer exklusiven Saab Lesertasse!

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Jörg
Jörg
8 Jahre zuvor

Nachtrag

Dienstag: Nach einer unbequemen Nacht im Bürostuhl übergibt mir ein Bote einen seltsamen Brief des Anwalts meiner Frau. Ich soll meinem Haus fernbleiben, sie will die Scheidung. Ich kaufe mir eine Luftmatratze, schlafe die nächsten Nächte im Büro.

Freitag: Mein Chef möchte nicht, dass ich weiterhin im Büro übernachte, bietet mir aber einen kleinen Werkstattcontainer auf dem Hinterhof der Firma an.

Scheidungstermin: Gewonnen!!! Zwar kriegt meine Frau das Haus, ich muß Unterhalt zahlen und meine halbe Rente ist weg, aber ich kann alle drei Saab und mein umfangreiches Teilelager behalten.

Eine Woche später: Erneut ein Anwaltsschreiben. Ich soll innerhalb 3 Tagen alle Teile abholen!

Drei Tage später: Da ich nicht weiß, wohin mit den Teilen, „leihe“ ich mir in der Firma einen 7,5 – Tonner aus und fahre zu meinem ehemaligen Haus. Schock! Sie hat trotz des Dauerregens schon vor Tagen alles ins Freie gestellt, viele Teile sind total verrostet.
Im Carport steht der Jaguar ihres Anwalts, ist der Kerl etwa hier eingezogen?

Am nächsten Morgen: Mein Chef tobt wegen des angeblich unterschlagenen LKW, der voll mit Teilen auf dem Hof steht, und kündigt mir.

Ich suche dringend eine preiswerte Einraumwohnung mit großem Keller und mindestens drei Garagen.

ulf
ulf
8 Jahre zuvor

könnte man gut verfilmen! schönes Drehbuch!

Gerald
Gerald
8 Jahre zuvor

Genial geschrieben!!!
Sogar meine Freundin hat herzlich gelacht. Warum nur? ;-)))

900S16V
900S16V
8 Jahre zuvor

So oder ähnlich hatte ich mal 1998 an Pfingsten das Land Belgien erlebt. Ich musste 3 Tage um mein Auto bangen….Der belgische Staat hätte damals meinen Volvo 850 T5 im Wert von 15000 DM eingezogen, wenn ich nicht innerhalb von 2 Tagen 500 DM Strafe bezahlt hätte. Da aber alle Banken in D wegen den Feiertagen erst Dienstags aufmachten, konnte ich erst dann mir das Geld auf eine deutsche Bank in Grenznähe (Aachen) überweisen lassen. Nix Euro und EC-Kartenbezahlung….

PhiBo
PhiBo
8 Jahre zuvor

Ich schlage die Einführung einer neuen Rubrik “SAABtire” vor 😉

Ganz real hatte ich nur vor 3, 4 Jahren folgendes:

Freitag, 17. August 2011. Ein geplanter Wochendausflug zur Rallye Deutschland ruft bei J. (Ex-Freundin des Autors) ein mäßig enthusiasmiertes Schulterzucken hervor. Weder die Aussicht auf Wein, noch auf gute Zuschauerplätze können daran etwas ändern.

Freitag, 27. April 2012. Ein geplanter Wochenendausflug zum Festival “Afrika meets Saarschleife” ruft bei P. (Autor des Kommentars) ein reflexhaftes Augenrollen und Grimassieren hervor. Und auch die Beschreibung “Ein Hauch von Karibik (!!) weht durch die Saarschleife” kann die schiefhängende Stimmung nicht mehr retten.

Samstag, 23. August 2012. Der Autor vergnügt sich in den Trierer Weinbergen. Die Beziehung ist zu dem Zeitpunkt Geschichte.

Daniel
Daniel
8 Jahre zuvor

Bitte drei Mal in hartgebundener Form. Vielen Dank! ;D

saabyurk
8 Jahre zuvor

LOL! Danke! 🙂

SportCombi
SportCombi
8 Jahre zuvor

Toll geschrieben und könnte jedem einmal passieren

cutsick
cutsick
8 Jahre zuvor

köstlich, danke!!! 🙂

Uli
Uli
8 Jahre zuvor

Fiktiver Bericht? Wohl eher treffend und köstlich. Und ein wunderbarer Spiegel, der da vorgehalten wird. Ein Hoch auf die Besseren Hälften. Vor allem aber auf die eigene Besserung.