Saab News Deutschland: Situation in Schweden und Deutschland

Saab Händler haben in den letzten Jahren in Deutschland etliches erlebt. Wie die aktuelle Situation in Deutschland für die Händler ist und wie die Unterstützung für die Vertriebspartner von Schweden aus läuft konnten wir bislang immer nur aus persönlichen Gesprächen erahnen.
KFZ Betrieb-Online hat einen interessanten Artikel über die Situation im Lande publiziert, auch Saab Deutschland Chef Schuhmacher kommt zu Wort, spricht über Saab Verbindlichkeiten und Auftragseingänge.
Deutsche Händler warten auf sechsstelligen Betrag
Trotz chinesischer Unterstützung scheint für den schwedischen Autobauer Saab die Luft noch dünner zu werden. Zahlreiche Zulieferer und Gläubiger haben sich mit ihren ausstehenden Forderungen an „Kronofogden“, das in Schweden für Vollstreckungen zuständige Amt, gewandt. Dies berichtet die schwedische Zeitung „GT“ in ihrer Online-Ausgabe. Demnach haben die Unternehmen Forderungen bis zu knapp 750.000 US-Dollar.
Laut einer Liste, die die Onlinezeitung veröffentlicht hat, sollen bis Dienstagabend knapp 50 Unternehmen den Schritt unternommen haben, darunter diverse Dienstleister wie Personalberater Michael Page International, aber auch Zulieferer wie Kongsberg Automotive und Benteler. Die ausstehenden Beträge belaufen sich demnach auf knapp 3,7 Millionen US-Dollar.
Allerdings dürfte es sich bei dieser Summe lediglich um einen kleinen Teil der Schulden handeln, die die einstige GM-Marke unter ihrem neuen Besitzer Spyker angehäuft hat. Zudem scheinen große Gläubiger wie General Motors einen anderen Weg zu suchen. Zuletzt hatte sich Brancheninsidern zufolge der französische Zulieferer Valeo quer gestellt.
Die Zeitung „Dagens Nyheter“ schätzt den Saab-Schuldenstand auf aktuell rund 500 Millionen Kronen (54,7 Millionen Euro). Das kurzfristig benötigte Geld könnte vom Verkauf der eigenen Fabrikanlagen an schwedische Immobilien-Investoren kommen, die nach Medienangaben 900 Millionen Kronen hinblättern und danach Miete einstreichen wollen. „Es gibt keine Deadline, wir tun, was wir können“, sagte die Saab-Sprecherin.
Schuhmacher: „Die Händler werden ihr Geld bekommen.“
Er wisse nichts von einem drohenden Insolvenzantrag, sagte Jan-Philipp Schuhmacher, der seit Anfang April als Country Director bei Saab für Deutschland zuständig ist, auf Anfrage von »kfz-betrieb ONLINE«. Zu den Gläubigern gehören auch die deutschen Saab-Händler: Laut einer Umfrage des Händlerverbands haben derzeit 32 Händler Forderungen in Höhe von über 200.000 Euro, die noch nicht durch eine Gutschrift festgestellt wurden.
„Die Händler werden ihr Geld bekommen“, stellt Schuhmacher klar. Ursprünglich wollten die Schweden, die jüngst nach monatelanger Suche zwei chinesische Partner präsentiert hatten, ihre Schulden gegenüber den deutschen Händlern bis Anfang Juni begleichen. „Es wurden Zusagen gemacht, im Juni Zahlungen zu leisten“, erläutert Schuhmacher. „Diese sind noch nicht erfolgt, sie werden aber schnellstens angewiesen.“ Allerdings verwies er dabei auf den schwedischen Mutterkonzern.
Schuhmacher versucht den deutschen Händlern Mut zu machen. „In Deutschland hat der Auftragseingang gegenüber Mitte Mai um 50 Prozent zugelegt“, so Schuhmacher, ohne konkrete Zahlen zu nennen. 9-5, 9-4x und Sondermodelle würden sich positiv entwickeln.
Das bestätigt auch der Vorsitzende des Saab-Händlerverbands, Frank Jaenicke. Allerdings sei, da die erste Jahreshälfte für die Partner offenbar ganz gut gelaufen ist, die derzeitige Situation umso ärgerlicher: „Trotz der schlechten Nachrichten kaufen die Leute bei uns Autos, aber wir können ihnen jetzt nicht mehr verlässlich sagen, wann geliefert wird.“
Zudem fehle es im Tagesgeschäft an elementaren Dingen: Es gebe zurzeit zum Beispiel keine aktuellen Preislisten – weder in Papierform noch digital. „Wir behelfen uns mit Konfiguratoren oder ergänzen die Preise zum Teil auch handschriftlich“, so Jaenicke. Vor diesem Hintergrund scheue sich Saab aber nicht, mit den Händlern über neue Verträge und Standards diskutieren zu wollen. „Wir möchten aber eigentlich erst mal wissen, wie lange es Saab überhaupt noch gibt“, betont der Händler.
Derzeit laufen die Bänder in Schweden nicht. „Am 9. Juni hat Saab die Produktion eingestellt, weil der Materialfluss nicht reibungslos war“, sagt derweil Jan-Philipp Schuhmacher. Man tue alles Erdenkliche, um die Produktion schnellstmöglich wieder aufzunehmen. Allerdings stünden die Bänder bis mindestens Freitag still. Zuvor bereits hatte der Autobauer seine Produktion für sieben Wochen stoppen müssen. Nun will Saab den wegen ausgebliebener Lieferungen ausgelösten Produktionsrückstand durch Halbierung der Sommerferien aufholen.
Große Unsicherheit trotz neuer Partner
Anfang der Woche hat der niederländische Eigner Spyker Cars einen neuen Partner präsentiert. Demnach will der chinesische Autohersteller Zhejiang Youngman Lotus Automobile bei der bereits vereinbarten Partnerschaft der Schweden mit dem Autogroßhändler Pang Da aus Peking einsteigen. Mit der Bereitstellung von insgesamt 245 Millionen Euro wollen die neuen chinesischen Partner laut Absichtserklärung der schwedischen Traditionsmarke wieder auf den richtigen Weg helfen.
Die Gegenwart für die seit über einem Jahr um ihre Jobs bangenden 3.700 Beschäftigten sieht weit trister aus als die schöne Zukunft „Made in China“: Ganze 10.888 Autos konnten sie im ersten Quartal fertigen. Im zweiten aufgrund des Produktionsstopp sogar nur einen Bruchteil davon. Wenn die Bänder wieder anlaufen sollten, wartet ein Auftragsbestand von 10.000 Wagen auf die 1.400 Beschäftigten in der Produktion.
Quelle: kfz betrieb-online