Saab 9-5 Sportkombi 1999 Projekt. Zwischenabrechnung.
Wir wollten es eben wissen! Einen Saab vom Schrott holen ist eine wahnsinnige Idee, selbst wenn man den Saab geschenkt bekommt. Oder was? Mit unserem Saab 9-5 Sportkombi aus dem Jahr 1999, dem Paul Projekt, haben wir uns so alle Probleme eingefangen, die ein älterer Saab haben kann. Heute ist die Stunde der Wahrheit und Zeit für eine erste Zwischenabrechnung. Mal sehen, wieviel Geld in das Projekt gewandert ist.

Der Zustand des 9-5 war erbärmlich, denn eigentlich war er weggestellt worden, um zum Verwerter zu gehen. Markus Lafrentz, immer wieder bei Saab Unfug auf dem Blog beteiligt, schenkte uns den Kombi. Eine Initialzündung für das Projekt, und sein Team sollte den Saab zurück ins Leben holen.
Neuer Turbolader, neue Kupplung
Die erste Ersatzteilaufstellung im März war lediglich die Spitze des Eisbergs. Wir mussten als Auftakt einen neuen Turbolader kaufen, Skandix bezahlte als Pate für Paul eine Menge Kleinteile, und schon standen wie von Geisterhand 1.900,00 Euro auf der Rechnung.
Dabei blieb es nicht, denn kaum lief der Saab wieder, meldete sich die Kupplung als defekt. Ein neuer Kupplungssatz wanderte damit ebenfalls auf die Rechnung. Darauf folgte die große Inspektion mit allen Flüssigkeiten, eine Teillackierung, viele Klein- und Verschleißteile. Ein neuer Schlüsselsatz wurde bei Orio bestellt, denn der Original Schlüssel mit klobiger Vintage-Fernbedienung aus dem Jahr 1999 schien mehr ein Fall für eine historische Sammlung, und der Ersatzschlüssel fehlte.
Dazu kam die Werkstattrechnung für die Demontage der Ölwanne, der Erneuerung der Motorbelüftung. Zuzüglich des Einbaus von Kupplung, Turbolader, komplett neue Bremsen und Beläge hinten und vorne. Neue Buchsen an Längslenker und Vorderrahmen … auch das Fahrwerk war eine offene Baustelle. So wie die Fahrwerksbuchsen waren auch Federn und Dämpfer am Ende. Skandix lieferte uns Sachs Dämpfer, mit Eibach Sportfedern wurde eine dezente Tieferlegung für sportliche Optik verwirklicht.
Mittlerweile hatten wir Paul beim Aufbereiter, die Fenster wurden foliert. Als nette Geste übernahm das Unternehmen einen Teil der Kosten und wurde so zu einem Weiteren von Pauls Paten. Die Rechnung lag damit aber trotzdem schon weit über 6.000,00 €, und immer noch hatten wir nicht über neue Felgen und Reifen gesprochen.
18″ Inca Felgen für sportliche Optik
Zu unserem Glück gab es im Frühjahr die Inca Felgen im 18″ Format bei Orio zum besonders günstigen Kurs, der gerade noch so ins Budget zu zwängen war. Die Wahl der Reifen, unter Sparzwang, fiel auf die Kumho Ecsta SPT im Format 225/40 R18. Im Normalfall bin ich bekennender Michelin Fan, alle meine Saabs rollen auf Reifen dieser Marke. Aber für unter 80,00 € pro Reifen gibt es keinen Michelin, also testen wir die Kumhos. Der erste Eindruck ist gut, viel besser als erwartet. Was die Reifen taugen, wird der Alltag mit Paul zeigen.
Was haben wir bisher investiert?
Achtung: Nicht weiter lesen bei Kreislaufschwäche und Herzbeschwerden!
Auf der Rechnung stehen aktuell 7.157,83 €, womit der Projektsaab unser Budget komplett verbraucht hat. Als Trost dafür ist er technisch runderneuert, optisch akzeptabel, aber immer noch nicht beklebt, versichert oder zugelassen….
Ist es Wahnsinn, einen alten Saab vom Schrott zu holen?
Die Frage steht im Raum, wie durchgeknallt das Projekt eigentlich ist? Der investierte Betrag wird niemals zu erlösen sein, der Wert des 17 Jahre alten Kombis ist viel niedriger. Aber darum ging es uns nie.
Beim Paul Projekt ging es darum, einen frühen 9-5 auf der Strasse zu halten. Und zu zeigen, dass man einen alten, vergammelten Saab wieder zu einem sinnvoll nutzbaren Alltagsauto verwandeln kann. Geht man davon aus, dass man den Kombi jetzt weitere Jahre als braves Familienauto nutzen kann, ohne außerhalb der üblichen Wartung viel zu investieren, dann war die Aktion nicht teuer.
Geht man weiter davon aus, dass man nicht bei jedem alten Saab das komplette Programm fahren muss, Turbolader, Fahrwerk, Kupplung, Bremsen, Rostschutz, Teillackierung und so weiter, dann ist ein 9-5 eine preiswerte Art, ein stilvolles und individuelles Auto zurück ins Leben zu holen.
Frühe Saab 9-5 stehen für wenig Geld zum Verkauf auf den Kiesplätzen der Republik. Sie sind ungeliebte, zähe Standuhren, keine Schnelldreher. Vom Klassiker meilenweit entfernt, als Youngtimer zu modern, haben sie eine bescheidene Prognose für die Zukunft. Wer sich aber für wenig Geld ein gutes, gepflegtes Auto holt ( keinen Paul bitte ! ), der macht nichts verkehrt. Denn diese alten, unterbewerteten und unterschätzten Autos sind angenehme und zeitlose Freunde für den Alltag.
Ein früher Saab 9-5 kann ein Schnäppchen sein.
Es werden viele Verbrauchsautos angeboten, die man besser ignoriert, aber immer wieder tröpfelt Garagengold aus 1. oder 2. Hand auf den Markt. Regelmässig gewartet, meist von älteren Herrschaften chauffiert. Sie sind günstig zu haben, die Situation ist vergleichbar wie mit der des Saab 9000 vor einigen Jahren, auch wenn das Angebot beim 9-5 viel dünner ist. Orio hat die Ersatzteilpreise in den vergangenen Jahren dem Marktgeschehen immer wieder angepasst, die Versorgung ist gut, Lücken werden auch von Drittanbietern immer wieder geschlossen und Teile nachproduziert.
Wie alltagstauglich Paul ist, wie der Spaß- und Stilfaktor sein wird, werden die nächsten Monate zeigen. Das Projekt ist für Mark und mich eine Lektion mit ständig steigender Lernkurve. Denn es brachte uns personell und finanziell an die Grenzen und hat sich erheblich verzögert. Der Blog ist eben keine professionelle Veranstaltung, sondern nur Hobby von zwei unverbesserlichen Saab Menschen.
Der Saab 9-5 Sportkombi wird uns daher länger begleiten als geplant, wir werden Paul bis in den Sommer 2017 hinein fahren…damit wir genügend Zeit haben, um Paul`s Paten zu besuchen, mit Paul zu Saab Treffen zu fahren, und um Fans die Möglichkeit zu geben, Paul selbst bewegen zu können.
Klar ist auch, dass ein Fahrzeug, welches so lange stand, unangenehme Überraschungen bereit halten wird. Die erste deutet sich bereits an, Paul wird demnächst das Team von Saab Service Frankfurt besuchen.
Stellt sich noch eine Frage zur Zwischenabrechnung:
Haben wir es bereut, diesen Wahnsinn – das Paul Projekt – angestoßen zu haben?
Nein.
Fortsetzung folgt…
Ist es Wahnsinn, einen alten …
Ja, aber einen neuen SAAB kann man sich ja nicht mehr holen!
Heute habe ich ungewöhnlich viele auf dem Weg ins Büro gesehen. 5 SAAB, was für ein Fest. Darunter auch ein gepflegter Zwillingsbruder von Paul. Schöner Anblick. Ansonsten ein früher 9-3 SC sowie 3 Fließhecks (9-3 I oder 900 II).
Der neueste und 6. SAAB auf meinem Weg war eine Chrombrille und zugleich der, den ich von innen gesehen habe. Auch der braucht immer mehr Zuwendung und ich ertappe mich immer häufiger dabei, über dessen Wirtschaftlichkeit nachzudenken …
Ja, es ist eindeutig Wahnsinn! Aber war das nicht schon zu SAABs besten Zeiten und auch mit neuen SAABs so? Soll heißen, haben SAAB-Fahrer sich nicht schon immer etwas geleistet, dessen Wert sich eben nicht der gesamten Nachbarschaft, sondern nur den Eingeweihten erschlossen hat?
Es mag (wirtschaftlicher) Wahnsinn sein, aber eben auch seit jeher vornehm skandinavisches Understatement, einen SAAB zu fahren. Je älter und bedürftiger sie werden desto mehr!
da hab ich für Wartung und Reparatur in den letzten 12 Monaten aber mehr ausgegeben, denk ich :-(. Bj 2009, TiD.
Gerade ist die Lichtmaschine bei 245000 verreckt (nach Reifen, Bremsen, Turbo, Zweimassenschwungrad, Kupplung). und er macht noch mehrere komische Geräusche, die bestimmt auch noch mal 1000-2000 kosten.
Ich finde es ist eine Investition in die Zukunft und ich würde es mit meinem genauso machen
Das mit der günstigen Art, sich zu fortzubewegen, kann ich bestätigen. In den Jahren 2013 – 2016 (nach Abzahlung des Kredits) lagen die Kilometerkosten für meinen alten 9-5er bei 25 Cent pro Kilometer. Das ist günstig…
Was mich schockiert: 7 Jahre lang hat mir der Klopper von Fernbedienung sämtliche Hosentaschen ruiniert und zerbeult, und es gibt eine Alternative?!?
Ja den “Klopper” kann man bei Orio gegen eine FB späterer Modelljahre ersetzen. So wie er auch beim 9-3 I Serie war. Ist viel besser für jede Hosentasche!
Die Auflistung der erledigten Arbeiten wie auch die hineingesteckte Summe weckt doch gewisse Erinnerungen an die Instandsetzung meiner “alten Dame”…
Mit dem kleinen, aber feinen Unterschied, dass ich einen gewissen Gegenwert zurückerhalten habe, so wie es auch beim 9k sicher der Fall gewesen wäre. 😉
BTW: Wie kommt ihr eigentlich auf den Spitznamen “Paul”???
Wäre nicht “Adam” (benannt nach dem Gründer einer großen deutschen Nähmaschinen-, Fahrrad- und Gurkenfabrik) passender gewesen? 😉
Der Erstkontakt mit dem 9-5 fand am Paul`s Tag statt (Namenskalender)… Ist so eine Art Saab Tradition die Namen zu übernehmen 😉
Wir hatten bei der Aktion auch Erinnerungen an ähnliche Projekte mit älteren Saabs, auch mit unseren 9k. Da hat man mittlerweile wirklich einen Gegenwert. Paul ist eben zu jung dafür, Spaß macht es trotzdem!
Paul ist ein cooles Auto geworden! Gratulation dem Team!
Freue mich schon Paul auf einem Treffen zu sehen!
Wow! Da steckt aber viel SAAB Spirit drin. Hut ab, so ein Projekt durchzuziehen verlang schon einiges ab!