Der Verführwagen – ein Saab Turbo X

Der Verführwagen ist ein Vorführwagen. Der Kilometerzähler signalisiert 3.580 gefahrene Kilometer. Unbeschwert darf man davon ausgehen, dass es sich hier um sehr lustvolle Kilometer gehandelt hat. Denn der Verführwagen ist ein Saab Turbo X. Und der hat es bekanntlich in sich.

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Als man sich im Jahr 2007 entschloss den Turbo X in das Rampenlicht zu rollen, war es höchste Zeit. Die Modellpalette der Jahre zuvor war ziemlich betulich geworden. Zu wenig emotional, um es klar zu benennen. Man vermisste das spektakuläre Sportmodell. Das hatte es zuvor bei Saab immer wieder gegeben. Zuletzt mit dem 9-3 Viggen, was aber auch schon einige Jahre her war.

Endlich wieder emotional

Der Turbo X appellierte an Unvernunft und an den Spieltrieb. Für das Image der Marke war er gut, und für die automobilen Herzen der Fans. Ein Saab, der endlich wieder ein bisschen krawallig sein durfte. Mit einem Auspuffklang, der während des morgendlichen Kaltstarts der Welt von der Lust am Verbrenner und an Leistung berichtete.

Und der so verabscheuungswürdig inkorrekt ist, dass man sich im Zeitalter der Elektroautos davon nur distanzieren kann.

Aber, so ganz verwerflich ist die Sache dann doch nicht. Saab produzierte gerade mal 2000 dieser emotionalen Fahrzeuge, sodass die CO2 Bilanz des Planeten kaum betroffen sein dürfte. Vermutlich waren es sogar ein paar weniger, einen Einblick in die Werksunterlagen haben wir nicht.

Aktuell ist der Turbo X Kult, den es vor 4 – 5 Jahren gab, ein wenig am Abflauen. Es fehlt an Fahrzeugen und es mangelt an Menschen, welche das Interesse aktuell halten. Der erste Allrad Saab und das erste Serienfahrzeug der Welt mit Haldex 4 Kupplung ist ein wenig unsichtbar geworden. Was aber der Faszination und dem Status als Verführwagen nichts anhaben kann.

Der Turbo X kann auch vernünftig

Denn, der Saab ist auch heute noch erstrebenswert. Man kann mit ihm Frankfurt – Hamburg hin und zurück an einem Tag fahren und dabei eine Menge Spaß haben. Zwischendurch noch ein paar Termine absolvieren, sich auf die nächsten Kilometer freuen, und das gute Gefühl haben, etwas für die Staatskasse zu tun. Denn der Bundesfinanzminister reist immer mit, sobald man dem Spieltrieb frönt und den Turbo über die Strecke hetzt. Dann donnert er über die Autobahn als ob es kein Morgen mehr gibt, und verheizt fossile Energie, dass einem die Tränen kommen.

Natürlich, der Turbo X kann auch langsam. Und sparsam. Und ist das vernünftigste Auto der Welt, wenn die Pisten mal von Schnee und Eis voll sind. Dann beißt er sich in den Schnee und geht an die Grenzen der Physik. Wohlgemerkt, ein Auto, das vor rund 13 Jahre Premiere feiert.

Die Lust auf einen Verführwagen kann man bedienen, wenn man seinen Blick nach Madrid wendet. Dort parkt ein Turbo X, der ein Vorführwagen ist. Die Präsentation ist etwas lässig, doch die Fakten lassen aufhorchen. 3.580 Kilometer, erste Hand. Mit Premium Leder und Automatik, eine Limousine. Es fehlt (leider) das Schiebedach, das zur Perfektion dazu gehört.

Trennungsschmerzen drohen

Tja, und jetzt? Um den Saab nach Deutschland zu bringen, kann man eine Spedition beauftragen. Kein Problem. Vorher die Kaufberatung (Teil1 und Teil 2) lesen, damit man sich darüber klar wird, welche lustvolle Unvernunft man sich nach Hause holt.

Dann folgt der schwerste Teil.

Um den Traum zur Wirklichkeit werden zu lassen, und um den Händler zu überzeugen, den Saab auf den Hänger zu laden, muss man sich von einigen Scheinen trennen. 35.000 € hätte man weniger auf dem Girokonto, dafür aber etwas Lustvolles zum Fahren.

Zu kostspielig? Vielleicht. Unter Umständen auch nicht. Neu waren rund 60.000 € fällig. Der Abschlag für einen Vorführwagen ist, so gesehen, dann schon wieder üppig.

Mit Bildmaterial von Arguelles Automovile

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Ken-Daniel S
Ken-Daniel S
3 Jahre zuvor

Bei der motorbezogenen Verischerungssteuer, also der KFZ Steuer würde man der Staatskasse auch gutes tun. Spaß macht so ein V6 allemal.

Andreas Kleina
Andreas Kleina
3 Jahre zuvor

Hatte ichvon 2008 bis 2015 180000 km lang..war ein geiles fahren bei jedem wetter. erst mit hirsch und dann mit bar…..die dummen gesichter in den überautos ..göttlich.
allerdings auch zwei “gelängte steuerketten ” a 4000,- Euro sagt mein gedächtnis. und die beste aller ehefrauen hat dieses auto gehaßt .der einzige saab den sie nie angefaßt hat und das ständige kopfschütteln wenn sich der turbo zum dienst gemeldet hat. war geil,brauch ich nicht mehr ,ich bin jetzt 63 jahre ,irgendwann muß man auch vernünftig werden.
hab ja noch einen 9-4 X aero, so nun wißt ihr es burschen !

Volvaab Driver
Volvaab Driver
3 Jahre zuvor

@ Aero-93,

mancher Käufer der EVs wird sich noch mächtig ärgern.
Viele E-Fahrzeuge werden Erwartungen enttäuschen. Kaum jemand macht sich bewusst, wie dramatisch die Reichweiten neben dem Tempo auch von der Temperatur abhängig sind.
Thermofenster ist ein Stichwort aus dem Dieselskandal. Ich finde es auch hier passend. Ein Tempofenster gibt es gratis obenauf. Zack und die Batterie ist leer – nach nur einer Stunde bei Richtgeschwindigkeit. EVs mit großen Batterien (100 kW/h) schaffen bei 0° auch bis zu zwei. Ernüchternd. Und ohne staatliche Förderung nicht ohne Grund unverkäuflich.

Eric
Eric
3 Jahre zuvor

Ich besitze seit 2016 einen Turbo X Sportcombi, , 300 Hirsch PS, nur sagenhafte 90000 km und ich bereue nichts, er ist und bleibt gerade im Taunus auf Schnee eine absolute Wucht, auch sonst kann er vernünftig, 7,9 l /100km sind möglich, aber es ist auch anderes möglich, aber die Sucht weiter zudenken, ihn in der Tiefgarage zu wissen, lohnt sich den Erhalt dieses phänomenalen Autos! Ich liebe ihn!

Aero-9-3
Aero-9-3
3 Jahre zuvor

Der Preis ist fair…, zumindest aus meiner Sicht.
Das “Problem” ist der Transport aus Spanien hinaus…, aber auch dafür gibt es ja (bekanntlich ;-)) Lösungen.
Leider habe ich keinen Tankwart als Freund…, und den X nur in moll nutzen…, ich weiss nicht. Ein bisschen “Unvernunft” darf sein, auch in den zukünftigen Zeiten. Also, ich bin aus dem Rennen um diese Begehrlichkeit raus.
Schiebedach in Spanien? Wozu? Entweder ich hole mir ein Cabrio für den sonnigen Frischluftanteil, oder ich nutze die Klimaanlage. Aber dazwischen gibt es bestimmt noch einige andere Möglichkeiten… ;-).
@ Volvaab Driver: Der NDR hat ein Podcast zur E-Mobilität vor einiger Zeit herausgebracht, hörenswert. Da haben die 2 Journalisten einen Opel Bj. 2018 genutzt. Oh je, das war keine (indirekte) Werbung für Opel. Durchschnittlich 200 Km Reichweite und dann deutlich über 75 (!) Min. nachladen…, da wurde die Geldbörse arg strapaziert: Essen gehen, statt Coffee to go. Es wurde schnell klar, pendeln im 100 km Radius, ok. Aber Strecken fahren (Urlaub z.B.), lieber mit einem “Schnelllade”-Fahrzeug.

Francis
Francis
3 Jahre zuvor

Aufregend wo diese tollen Autos plötzlich alle herkommen. Der Preis ist natürlich heftig gesalzen. Mir ist klar, dass er trotzdem verkauft werden wird, schon weil es nur den einen gibt, der ein Vorführwagen ist.

Das Wortspiel Verführwagen trifft es ganz gut. Die alten Dinger (sorry) haben das, was die elektrische Fraktion so gar nicht hat. Nach einer Zoe Probefahrt habe ich jede Idee so ein Ding zu erwerben beerdigt. Es mag die Zukunft sein und es mag seine Berechtigung in Innenstädten haben. Aber der hoch giftige Batteriecocktail wird weder die Welt retten, noch macht die per Zwang eingeführte und subventionierte Zukunft Spaß.

Nur wer im Kopf digital tickt, wird diese Dinger wirklich mögen.

Volvaab Driver
Volvaab Driver
3 Jahre zuvor

Mein Lieblingssatz:
“Mit einem Auspuffklang, der (…)”

Herrlich geschrieben & unbedingt lesenswert – ganz gleich, ob man einen TurboX sucht oder nicht.

Und da auch dieser Artikel das EV-Thema streift, hier noch eine weitere Anmerkung:
Der E-Opel Mokka und seine absurd niedrige Leasingrate war hier neulich Beispiel für Auswüchse der Förderpolitik. Also habe ich dessen Hompage mal abgerufen. Beworben wird er mit über 300 Km Reichweite …

Als wäre das nicht schon wenig, gibt es dazu noch eine Fußnote. Immerhin eine ehrliche und einen Rechner für Fahrbedingungen & Reichweite.
Bei 0° und konstant 120 bleibt die Reichweite tatsächlich auch ohne Heizung/Klima unter (!) 180 Km. Ich war fassungslos und so absurd günstig schien mir die Leasingrate gar nicht mehr.

Wie viel darf ein nutzloses Objekt kosten? Wie viel Ressourcen darf es in der Fertigung verschlingen? Und wie viel Förderung und Steuergelder ist ein Stadtwagen wert?

Das Steuergeld wäre im ÖPNV und für den Ausbau von Radwegen besser verwendet. Das eigene besser für einen TurboX …

Heijo Red
3 Jahre zuvor

´´VERFÜHRWAGEN´´???

´´Ohne Schiebedach mit Automatik … wo bleibt da der Reiz …
… einzig in der Sportlichkeit und besseren Traktion´´??

´´Wäre mir persönlich zu wenig … und geschaltet habe ich immer gern´
sonst schläft man womöglich noch ein´ bei langen Reisen im komfortablen Saab´´!

Joe
Joe
3 Jahre zuvor

Einen Turbo X kann ich nur wärmstens empfehlen. Das Auto macht Spass! Im Winter wie auch im Sommer, auf kurvenreichen Strassen und mit der überlegenen Leistung ist das Auto ein Traum auf 4 Rädern, die noch alle angetrieben sind und mit dem perfekten Haldex-System auf der “Strasse kleben”.

In unserer Familie gibt es bereits schon 3 Kombis dieser Art. Wobei die Limousine noch einen Tick “aggressiver” daher kommt.

Und ein Top modernes Auto was jedem aktuellem Wagen die Stirn bieten kann. Meiner hat statt dem originalen Radio das Pioneer bekommen und bin so mit der gesamten Multimedia wieder auf Top-Niveau.