Zeit der Träume – Saab verkündet Start der neuen 9-5 Generation

Trollhättan im Jahr 2010. Die Bänder in der Saab Fabrik laufen endlich wieder und die neue 9-5 Generation darf auf den Transport zu den Kunden gehen. Saab ist plakativ hoffnungsvoll, veröffentlicht eine Pressemeldung und gibt ein Video für die Medien frei. Voran gegangen war ein Pokerspiel um die Zukunft der Marke.

Dass der neue Saab 9-5 überhaupt in die Produktion ging, war alles andere als selbstverständlich. Sein Schicksal hing lange Zeit am seidenen Faden.

In der Erprobung - 9-5 NG
In der Erprobung – 9-5 NG

Die neue Saab 9-5 Generation – ein deutsches Auto

Eigentlich hätte die neue 9-5 Generation ein deutsches Auto werden sollen. Die Produktion in Rüsselsheim gemeinsam mit dem ebenfalls neuen Opel Insignia war eine vereinbarte Sache. So wie es ebenfalls einen Beschluss von GM gab, auch den 9-3 Nachfolger bei Opel, und nicht in Trollhättan bauen zu lassen.

Die Frage, was aus den Produktionsanlagen in Schweden geworden wäre, darf man sich gerne stellen. Die Antwort? Etwas Opel Astra wäre für die Schweden übrig geblieben. Für eine gewisse Zeit.

Produktion in Trollhättan statt Rüsselsheim

Aus Opel Sicht war das Verlangen nach mehr Auslastung verständlich. Auch aus der Perspektive der Verantwortlichen für die Produktion. Insignia und Saab 9-5 teilten sich die gleiche Plattform, auch wenn der Saab technisch anspruchsvoller war und als Flaggschiff die aktuelleren Systeme an Bord hatte.

Der Insignia hätte erst mit dem ersten Facelift aufgeschlossen, während im Gegenzug der große Saab einige neue Features bekommen hätte, um seinen preislichen und imagemäßigen Abstand weiter sichern zu können. Der Plan ging für keine Seite auf. GM trennte sich von Saab.

Die Presswerkzeuge aus dem Opel Karosseriewerk wurden für den Transport nach Schweden verladen. Erst ihr Eintreffen vor Ort stellte sicher, dass aus der Vision Wirklichkeit werden würde. Im Film steht Victor Muller im Saab Pressezentrum vor der Glasscheibe, die Produktion und Medienbereich trennt.

Muller gibt sich optimistisch. Die Auftragslage entwickelt sich gut, die Presse selbst begleitet die Wiederauferstehung von Saab weitgehend mit Wohlwollen. Eine tolle Geschichte für die Medien, die so etwas nicht alle Tage erleben.

Der schwierige Weg in die Unabhängigkeit

Die neueste Saab 9-5 Generation erhält nicht den ungeteilten Applaus. Die Abstimmung des Fahrwerks ist noch nicht gut, die Verarbeitung ebenfalls nicht, und selbst der Innenraum entspricht in vielen Details nicht der Preisklasse. Das ist der Preis für einen überhasteten Produktionsstart, mit einer Crew, die nicht Monate lang die Montage des Fahrzeugs trainieren konnte.

Im Werk selbst wird ziemlich viel improvisiert, was aber nur Insider wissen.

Veteranen werden zurückgeholt, sie nehmen uralte Systeme neu in Betrieb. Die Abhängigkeiten von GM erstrecken sich vom Einkauf bis zur Produktionsstraße. Das Freischwimmen wird schwierig. Einen fairen Schnitt, der die beiden Welten trennt, gibt es eigentlich nicht und wird es auch nie geben.

Doch die Saab Mitarbeiter zeigen Mut und Kampfgeist. Sie bringen, unter extrem schwierigen Bedingungen, die neuen 9-5 Generation auf die Straße. Sie träumen vom kleinen, unabhängigen Hersteller. So wie Victor Muller, der den Saab 9-4x und den Sportkombi schon in den Startlöchern wähnt. Und der glaubt, dass Saab in zwei Jahren profitabel sein wird.

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Kochje
Kochje
3 Jahre zuvor

BergSaab sagt es;”Danke Victor Muller das wir noch einen SAAB 9-5NG kaufen und fahren durften!”
Das ist ganz Richtig und die Wahrheit.
Ich selbst habe die 9-5 NG in Diesel Version noch kaufen koennen von meine Saab Dealer. Mit diese tolle Wagen mehr als 120.000 KM ohne Problemen gefahren. Dann in Holland einen “neue” 9-5 Aero Benzin gekauft den aus den KVD Versteigerung kam. Das war mein Lieblingsfahrzeug womit ich bis Ende 2018, wieder ohne Problemen, gefahren habe.
Dank VM das du diesen Versuch zumindestens gemacht hat, ich habe davon Maximal profitiert.

Heiko
Heiko
3 Jahre zuvor

Auch wenn es zum Überleben nicht gereicht hat, so war es zumindest eine sehr elegante Art von der Automobilbühne abzutreten. Ohne V. Muller hätte ich nicht diese wunderschöne Limosine in der Garage. Danke

Aero-9-3
Aero-9-3
3 Jahre zuvor

Weiterhin “Hut ab” oder heutzutage Daumen hoch vor Victor Muller!
Er hatte Mut und eine Idee bis zur Vision für SAAB. Den Erfolg hätte ich ihm gegönnt. Die Modelle waren ja, aus meiner Sicht, Erfolg versprechend! Wenn gleich ich anmerke, ein PKW über 5 m Länge, wäre bei mir nie (!) auf den Hof gekommen. Mit VM verbinde ich mehr SAAB als spyker.

Herbert Hürsch
Herbert Hürsch
3 Jahre zuvor

Spannend. Freue mich auf die Fortsetzung und es stimmt, man vergisst so schnell …

Das Drama um den Produktionsstandort und verschiffte Werkzeuge, das Hauen und Stechen zwischen Germanen und Wikingern, die wie Marionetten von einem Dritten gegeneinander ausgespielt werden sollten und auch wurden – das alles kommt jetzt wieder hoch …

Der Tod in Würde und in der Heimat nimmt Anleihen an griechischen Tragödien – hat in jedem Fall aber das Zeug für eine echte und originär nordische Saga.

Trotz aller Begeisterung für Mut und Spirit, aber ein paar weitere Jahre wären mir als Moral von der Geschicht noch lieber gewesen.

Den 9-5 NG SC als 2.0T wäre ich schon noch verdammt gerne gefahren. Aber vielleicht hat er es ja statt auf die Straße und in die Verkaufsräume noch knapp an Odins Tafel geschafft? Ich hoffe, es geht ihm gut. R.I.P.

Bergsaab
Bergsaab
3 Jahre zuvor

Danke Victor Muller das wir noch einen SAAB 9-5NG kaufen und fahren durften!