Cockpit Redesign – der Saab 9-3 soll cooler werden

Der Aero ist seit 8 Jahren bei mir. Eine lange Zeit, absolut untypisch für mich. Sicher den Umständen geschuldet. Einen Saab zu verkaufen, muss man sich heute zweimal überlegen. Denn nur schwer findet man etwas Besseres. Ich mag den Aero, er ist eines meiner Lieblingsautos, das letzte Schrägheck aus Trollhättan.

Auch, wenn er nicht der beste aller jemals gebauten Saabs ist.

Was mich seit Jahren stört, ist das Armaturenbrett aus Holz. Das Holz ist echt, es ist wertig, kommt von einer Firma,  die für die teuersten Marken arbeitet. Den Unsinn mit dem Plastikholz begann man bei Saab erst mit dem Modelljahr 2006. Da zog Plastikdekor in den 9-5 ein. Ein Tiefpunkt in der Markengeschichte,  von welcher der 9-3 Aero zum Glück noch weit weg ist.

Als sein Erstbesitzer in Gießen ihn von 20 Jahren bestellte, hatte er die Wahl zwischen Holz und echtem Carbon. Er setzte sein Kreuz an der falschen Stelle. Zeit für das Redesign.

Feines Leder, Struktur wie das Original
Feines Leder, Struktur wie das Original

Zeit für ein Redesign – das Holz muss raus.

Damit man mich nicht falsch versteht. Ich mag Holz im 900 und 9000, wo es besonders edel ist. Auch im 9-5, wo es gut zum Charakter eines ziemlich komfortablen Autos passt. Sogar im 9-3 OG, aber eben nicht in meinem Hirsch Performance Aero mit Viggen Body Kit. Da sieht es aus wie eine altdeutsche Schrankwand auf Steroiden. Damit ist klar, das Zeug muss raus!

Nur was soll rein?

Ein Freund hat seinen 9-3 mit Folien im Carbon Design verschönert. Das Material ist gut, außerdem gibt es das Dekor in wirklich fast jeder Farbe. Und teuer ist es auch nicht. Aber es ist geklebt, und wenn man Bescheid weiß, dann sieht man es auch.

Zudem bin ich ein Fan von Saab Original, die Folienlösung scheidet also aus. Mir würde das optional erhältliche Carbon Armaturenbrett von Saab gefallen. Nur, das gibt es nicht mehr. In Schweden hat man die reichlich vorhandenen Bestände vor Jahren für einen Bruchteil ihres Wertes auf den Markt geworfen, um Platz im Lager für VW und Opel Ersatzteile zu schaffen.

Nun, ein paar Jahre später, wären diese Teile ihr Gewicht in Edelmetall wert. Ob man sich jetzt in Schweden ärgert? Denn die Lager sind leer, Carbon ist nicht mehr lieferbar.

Die Suche ist langwierig. Ich bekomme im Laufe der Monate ein paar Gebrauchtteile angeboten. Immer beschädigt, von der Sonne angegriffen. 20 Jahre hinterlassen natürlich ihre Spuren. Und meist sind sie die Angebote zu teuer. Alternativ bekäme ich ein dunkles Armaturenbrett von Saab, das aber Farbabweichungen zu Klima, Entertainment und SID hat. Gefällt mir auch nicht.

Irgendwann bin ich in Frankfurt-Fechenheim und erzähle von meinem Problem, das in Wirklichkeit keines ist. Bei Saab Service Frankfurt fährt ein in Aero Optik umgebauter 9-3 SE, der ein besonderes Armaturenbrett hat. Es ist Grau, Ton in Ton mit der Mittelkonsole, der Klimaautomatik und allem,  was drum herum ist. Sieht aus wie aus einem Guss, sehr schlicht, irgendwie skandinavisch, und es passt.

Redesign – puristisches, kühles Grau zieht ein

Es kommt eigentlich aus dem 900 NG, also der Vorgänger Baureihe. Nach gut 60 Sekunden Nachdenken tausche ich mein altdeutsches Schrankwand-Dekor gegen ein puristisches, kühles Grau.

Zugegeben, Premium ist es nicht. Aber es ist stimmig, und im Laufe der Monate gefällt mir das Redesign immer besser. Und weil ich gerade am Möblieren bin, kommt als Nächstes das Lenkrad dran. Das ist, zugegeben, fast neu. Ein Original Aero Lenkrad, das alte, abgegriffene liegt im Saab Hangar.

Mich regt etwas die sparsame Polsterung auf, die irgendwie Saab typisch war. Bis auf das tolle Turbo X Lenkrad sparte man in Trollhättan an der falschen Stelle. Denn man hätte den willigen Kunden, gegen satten Aufpreis versteht sich, bessere und griff-sympathische Lenkräder anbieten können.

So wie andere Marken das seit Jahrzehnten tun und gut verdienen.

Redesign – ein neues Lenkrad für den Saab

In einem Anflug von Leichtsinn fahre ich zum Sattler meines Vertrauens und gebe, ohne nach dem Preis zu fragen, das alte Lenkrad ab. Das Design möge man beibehalten, nur feineres Leder, schön vernäht und aufgepolstert. Alles gut.

Ein paar Wochen später erhalte ich, was ich bestellt habe. Das wohl feinste Leder meiner an Autos reichen Laufbahn. Sehr angenehm, der Hand schmeichelnd. Jeden einzelnen Euro wert, ein Meisterwerk der Handwerkskunst.

Das Lenkrad ist “wow”, die Rechnung auch!

Monate später ist der Schmerz der Rechnung vergessen. Das Lenkrad macht immer noch Spaß, ist der Luxus im kommenden Klassiker und wird mich noch lange begleiten.

Der Innenraum ist damit schick neu möbliert. Kurz bevor ich den Beitrag schreibe, kommt die Mail eines Freundes. Er hat ein nagelneues Original Carbon Armaturenbrett aufgetrieben. Ob ich noch Interesse habe? Natürlich, der Preis ist fair und ich überweise das Geld. Das Armaturenbrett ist großartig, rund 10 kleine Aufkleber mit Namen dokumentieren die Namen der an seiner Entstehung beteiligten Personen und die Produktionsschritte.

Rührend, Handarbeit, keine Massenware von einem Roboter. Produktion 2007, als Saab Zubehör. Bestimmt nicht billig in der Herstellung.

Seitdem habe ich ein Saab Carbon Armaturenbrett am Lager. Als Reserve und Option. Nur so mal für den Fall, dass ich meine Meinung ändere. Der Saab 9-3 Aero rollt weiter. Ich mag den Schweden, auch wenn er so seine Eigenheiten hat. Im nächsten Beitrag wird es einmal wieder technisch. Und ich tappe in die Altauto-Falle.

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Schwarzer Schwede
Schwarzer Schwede
3 Jahre zuvor

Wird nicht gut aussehen. Ich würde zu einem neuen (gebrauchten) Armaturenbrett raten.

Jupp
Jupp
3 Jahre zuvor

Hallo, Guten Morgen. Ich bin seit gestern stolzer Saab 9-3 (1.) Besitzer. Leider hab ich auch das erwähnte Problem der sich lösenden Carbon-Dekorfolie und würde diese einfach gerne entfernen und frage mich: Liegt unter dem Carbon-Dekor nicht sowieso das „original“-Kunststoff und es reicht, die alten Kleberückstände zu entfernen?

Alter Schwede
Alter Schwede
3 Jahre zuvor

Es ist nun wirklich nur reine Optik. Und die Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Ich glaube so war es auch immer gedacht, weil, wie Sie richtig geschrieben haben, Gewichtsersparnis gibt das nicht. DerArmaturenträger wird ja nicht durch ein reines Carbonteil getauscht (was auch nur eine zu vernachlässigbare Gewichtsreduzierung bringen würde), sondern eine zusätzliche Folie aufgebracht (die auch nur nach Carbon aussieht).

Alter Schwede
Alter Schwede
3 Jahre zuvor

Es gibt doch diesen Wassertransferdruck. Wäre das nicht eine Alternative?

Tetsuo
Tetsuo
3 Jahre zuvor

Hi,
mir kam die Idee auch neulich, das Holzdekor rauszuwerfen. Das skandinavisch schlichte Grau ist viel sachlicher und zeitloser. Cool, dass Du das dokumentiert hast. Daumen hoch. Mir gefällt dein Aero sehr gut.
Frage: ist die graue Fascia vom 900 NG und 9-3 OG identisch? Im EPC finden sich unterschiedliche Teilenummern. Im 9-3 gab es eben auch die graue Kunststoff-Variante. Ich frage eben deshalb, weil Du die vom 900 NG gewählt hast. Vielleicht hat das ja einen Grund?

Olaf
Olaf
3 Jahre zuvor

Sehr interessanter Artikel.
Ich habe eine 9-3I Limited Cabrio seit 5 Jahren. Ein wirklich schönes Auto mit beigen Ledersitzen.
Jedoch ist das Holz im Armaturenbrett an einigen Stellen gerissen und ich würde es gerne mal austauschen . Auch finde ich das das Holz zu dunkel für die helle Innenausstattung ist. Aber das ist jammern auf hohen Niveau.
Das Holz gibt es nicht mehr zu kaufen. Folie kommt für mich nicht in Frage. Vielleicht existiert aber noch die Firma die das damals für SAAB hergestellt hat.
Weis jemand eine Lösung?
Danke und viele Grüße,
Olaf

Anddeu
Anddeu
3 Jahre zuvor

Holz hatte mein Aero auch. Ich hatte es damals nach Kauf dann gegen ein originales Armaturenbrett in “Titan”- Optik tauschen lassen (gab damals Holz, Carbon oder Titan im Zubehör- Katalog). Ist sicher nichts für jeden.

Auf das Lenkrad bin ich ein wenig “neidisch”. Die wenig vorhandene Polsterung stört mich auch schon sehr lange. Da ich für mich aber immer noch nicht entschieden habe, ob ich überhaupt noch etwas in das Auto investiere, bleibt es auch bis auf weiteres auf der Liste.

Ken-Daniel S
Ken-Daniel S
3 Jahre zuvor

in den alten Saabs gefällt mir das Holz sehr gut,beim 9-5I wie Paul finde ich das Holz auch schön. Ab dem Baujahr finde ich Holz irgendwie nicht mehr passend. Am wenigsten passend finde ich Holz im 9-3II oder 9-5NG. Da passt Holz irgendwie gar nicht mehr rein.

GP362
GP362
3 Jahre zuvor

Sehr gute Aktion, das passt!
In meinem 900II SE Talladega, der ja einige Designelemente des späteren AERO enthält, ist auch der dunkle Kunststoff verbaut – absolut stimmig mit der Umgebung.
Im 900II SE Cabrio (skarabäus grün, mit beiger Inneneinrichtung) würde ich nicht auf die Idee kommen, das Holz zu tauschen. Da habe ich sogar einen Holz-Schaltknauf nachgerüstet.
Nun überlege ich, das originale Lenkrad gegen eine Holz-Leder-Kombination zu tauschen, da das alte Leder nun nach 23 Jahren leichte Auflösungserscheinungen zeigt. Es gibt da eine Lösung im tiefen Süden…

Viele Grüße von der Küste 🙂

Jörg
Jörg
3 Jahre zuvor

Schöne Überlegungen und wie immer ein interessanter Blog Beitrag. Man sieht/liest wie immer: Erlaubt ist was gefällt bzw. schön ist im Auge des Betrachters. Ich kann nur für mich sprechen: Im silbernen 9-3 CV S meiner Frau gefällt mir das schlichte, graue Plastik sehr gut, in meinem schwarzen 9-3 CV Aero mit Viggen Kit gefällt mir Carbon in Kombination mit dunklem Interieur sehr gut (Carbon in Top Zustand, Vorbesitzer hat es mal erneuern lassen), würde ich einen SE mit beigem Interieur haben, wäre Holz mein Favorit. Wahrscheinlich sogar bei einem Aero mit beigem Interieur. Aber manche Fragen stellen sich halt nicht, daher leben wir einfach glücklich mit unseren Autos weiter und erfreuen uns einfach unserer SAABs 😉 Bleibt gesund!!!

Linus
Linus
3 Jahre zuvor

Sieht wirklich gut aus, das Ton-in-Ton, hätte ich nicht gedacht.

Carbon finde ich schrecklich und auch ein wenig lächerlich, weil die erreichte Gewichtsoptmierung in einem Sport-Coupé keinen Sinn macht, aber Hauptsache es gefällt.
Mein erster 900 Turbo 16s hatte die Echtholz-Blende und das Nardi-Lenkrad. Heute finde ich das etwas altbacken und habe daher bei meinem aktuellen 900 Turbo 16s ein Armaturenbrett in Klavierlack schwarz verbaut, incl. Deckel des Handschuhfaches. Da mir die Originalität nicht besonders wichtig ist – insbesondere im Innenraum, habe ich dann noch ein Radio mit 10″ Bildschrm verbaut, auch wegen der besseren Lesbarkeit. (Ich hoffe, es bekommt jetzt keiner einen Herzinfarkt 🙂 ).
Mir gefällt es sehr gut. Am Wochenende habe ich noch die Türtaschen und die Türeinsätze mit schwarzem Leder bezogen – auch um die in den Türtaschen verbauten Lautsprecher besser zu integrieren.

Ich trauere schon jetzt, wenn ich fertig bin…

Alter Schwede
Alter Schwede
3 Jahre zuvor

Mir gefällt die pure Variante auch sehr gut. Macht durch seine Schlichtheit etwas her. In meinem 9-3 I Cabrio habe ich das Carbon Design drin. Gefällt mir auch sehr gut, leider löst es sich an einigen Stellen ab und ich frage mich ob es sich reparieren lässt, oder was ist darunter wenn ich es abziehen würde(wenn das überhaupt geht)?!

Herbert Hürsch
Herbert Hürsch
3 Jahre zuvor

Sattler & Ton in Ton

Verdammt schick sieht er aus. Ich mag Saab-Cockpits so am liebsten. Das ist Design. Gleichwohl hat die Abteilung Dekoration auch Gutes geschaffen …

Ich finde es faszinierend, wie gut (je nach Außenfarbe und Innenausstattung) die Dekore mit den Saabs harmonieren können, obwohl sie ja eigentlich einen Kontrast zu Schaltern, Bedienelementen und Einbauten bilden …

Mit der Betonung auf können. Auch misslungene Kombinationen konnten geordert werden.

Der Sattler und die Abwrackprämie

Letztere ist ja schon wieder Thema. Mich würde brennend interessieren, wie viele Jobs in D durch den wiederholten und völlig phantasielosen Abwrackaktionismus vernichtet werden.
Ein arbeitsloser/ehemaliger Sattler hat mich mal auf meinen Oldtimer angesprochen und sein Leid geklagt.

Schlosser, Schweißer, Lackierer, Sattler, Karosseriebauer und so weiter und so fort …

Auf der Gegenseite stehen zunehmend Industrieroboter, die selbst für dt. Marken und Konzerne immer mehr Modelle im Ausland produzieren.

Wie viele Arbeitsplätze rettet und wie viele vernichtet eine nationale Abwrackprämie also und wem kommt das Geld der dt. Steuerzahler zugute, wenn wir alle paar Jahre global produzierte Neuwagen kaufen?

Ich halte diese Form einer “Konjunkturspritze” für völlig verantwortungslos in jeglicher Hinsicht. Sei es umwelt- oder sozialpolitisch, wirtschafts- oder sonstwaspolitisch.

Genau so gut könnte man ein paar A-Bomben zünden und hoffen, dass der globale Fallout schon irgendwie von selbst weiß, wie er wo und wann selektiv zu wirken hat.

Um so cooler finde ich es, dass der Blogger ein so großes Herz für sein Lenkrad und einen der letzten Sattler hat.

elsch
elsch
3 Jahre zuvor

Mag sein, dass ich bei Lichtreflexen empfindlich bin… Bei mir fahren auch die Gurtzungen der Rückbank auf der Oberseite der Lehne liegend herum, statt auf den Fangknöpfen hängend. Das schräg einfallende Licht erreicht sie schlechter und die Reflexionen gehen dann ins Dach statt nach vorn zum Fahrer.

Herbert H.
Herbert H.
3 Jahre zuvor

Das Cockpit. Meiner einer ist da ja immer etwas hin und her gerissen. Das SE Cabrio trägt schickes Holz zur Schau, aber man sieht ihm das Alter an. Der Winter 5-Türer in S zeigt das stille, aber auch stimmige grau. Vielleicht wird es ja ebony zebrano, wenns denn nicht zu künstlich aussieht. Reflexionen mit dem original Holzdesign sind mir bisher, auch offen, noch nicht aufgefallen. Ist der Sattler des Vertrauens in Estenfeld beheimatet?

elsch
elsch
3 Jahre zuvor

Das Armaturenbrett in Kunststoff: Ich schaue seit über 10 Jahren darauf und finde es weder billig noch unpassend. Der Farbton passt zum Rest des Cockpits und die Oberflächenstruktur ist unaufgeregt und dezent matt. Das passt nicht zuletzt zum fahrerorientierten Design.
Einen Austausch gegen Holz (wegen des beigen Velours die einzig stimmige Option) habe ich vorübergehend erwogen, aber dann verworfen: Die glänzende Holz- oder Karbonoberfläche zerstört nach meinem Empfinden einerseits die gestalterische Zurückhaltung des Cockpits an sich und sorgt zudem auch für störende Reflexionen im Sichtfeld des Fahrers.