Saab Wochenende in Hamburg

Es ist sonnig, trocken, bestes Turbo-Wetter. Die Autobahn nach Norden ist stark frequentiert und verhindert, dass der Aero fliegen kann. So geht es mit eingeschaltetem, definitiv nicht adaptivem Tempomaten mit konstanten 140 km/h in Richtung Hansestadt. Der Saab läuft samtig mit rund 3.000 Umdrehungen, hinter Hannover wartet dann der erste Stau.

1. Hamburger Saab Treffen, Brandshof.
1. Hamburger Saab Treffen, Brandshof.

Warum ist ungeklärt, aber die Autobahn ist an diesem Freitag ein Abenteuer für sich. Zwei kompakte SUV zerstören sich mitten im Stau die Kunststoff- Stoßstangen, ein Rover 75 quittiert auf der äußersten linken Fahrbahn den Dienst. Die Begeisterung des Rover-Fahrers und anderer Verkehrsteilnehmer ist verhalten – ebenso die Anteilnahme. Der Mann muss sein Wrack eigenhändig in Richtung Fahrbahnrand bewegen. Irgendwann löst sich alles auf, Hamburg kommt in Sicht. Die verhaltene Fahrt wird belohnt. Ein Verbrauch von 8.5 Liter pro 100 Kilometer ist für ein 15 Jahre altes Saab Fließheck mit 4-Stufen Automatik eine Sensation, volle Autobahnen haben nicht nur schlechte Seiten.

Hamburg ist voll, komplett ! 1,6 Millionen Besucher beim Hafengeburtstag ! Ich parke den Saab an einer Hochbahn-Haltestelle und bewege mich mit öffentlichen Verkehrsmitteln weiter. In der Hafencity treffe ich Mark und Familie, später sitzen wir alle gemütlich in einem Restaurant und genießen das sonnige Wetter. Um uns herum tobt das automobile Leben. Extrem vielzylindrig, sehr teuer. Mehr Bentley Cabriolets als Dacias, jede Menge AMG, BMW M, S und RS Verschnitte aus Ingolstadt. Von Porsche braucht man gar nicht erst zu reden. Sie scheinen die Volkswagen der Hafencity. Wer das nötige Kleingeld hat, der tut sich schwer mit automobiler Individualität. Zumindest in Hamburg.

Um aufzufallen braucht es etwas Spezielles. Einen DeLorean, der spätestens dann nicht mehr individuell ist,  wenn plötzlich zwei Exemplare nebeneinander stehen. Oder einen Isdera. Der bleibt das ganze Wochenende über ein Einzelstück. Und Saab? Die Saab Dichte in der Hansestadt ist hoch. Aber sie hat spürbar nachgelassen, und wenn man genau hinschaut, dann erkannt man,  dass mindestens die Hälfte aller Saabs ihre guten Jahre schon hinter sich haben und bald verschwinden werden.

Davon, dass es immer weniger Fahrzeuge sind, ist am folgenden Tag nichts zu spüren. Wir sind bereits gegen 10.00 Uhr an der historischen Großtankstelle am Brandshof, der Aufbau läuft noch, aber die ersten Fahrzeuge sind bereits vor Ort. Über den Tag fahren mehr als 50 Saab Klassiker die Tankstelle an. Nicht gerechnet die Menge der 900 II, 9-3 I und Turbo X, die vor der Türe parken müssen. Mit diesen wären es vermutlich 100 Saabs gewesen. Zeitweise stehen auf der Strasse 5 oder 6 9-3 I in Reihe geparkt, mein 2001er Aero mitten drin.

Das 1. Hamburger Saab Treffen war ein Versuch, so lassen es mich die Veranstalter wissen. Eine Probe, ob so etwas in der Stadt und im Umfeld angenommen wird. Das Ergebnis: Es wird, sehr sogar ! Und nicht nur im Umland, sondern weit darüber hinaus. Die weiteste Anreise hatten vermutlich die Schweden und Holländer. Potential liegt brach,  und für das nächste Jahr ist eine Wiederholung angedacht. Mit etwas Programm, schattigen Sitzplätzen, mehr Gastronomie vielleicht. Schön wäre es, aber bereits die Erstaufführung hat mir gut gefallen. Danke von den Bloggern für Gastfreundschaft, tolle Gespräche und viel Saab Engagement !

Am späteren Nachmittag verlasse ich Hamburg. Die Autobahnen sind voll, der Tempomat kommt schon wieder zum Einsatz. Während es gemütlich in Richtung Hannover geht, denke ich über das Treffen am Brandshof nach. Die Menge der Autos, die draußen parken musste, hat mich nicht glücklich gemacht.

Saab hat so wenige Modellreihen, die Anzahl der Autos geht dramatisch zurück; sollte man zukünftig nicht alle Fahrzeuge auf den Hof lassen? Und, ganz ehrlich, ein gut erhaltenes 900 II Turbo Coupe ist heute rarer und aufregender als 10 schwarze Saab 900 I, die auf Treffen in der Reihe parken. Ein heikles Thema, das ist mir bewusst. Aber vielleicht etwas,  worüber wir uns Gedanken machen sollten…

Nach Hannover leert sich die Autobahn. Es wird ruhiger, die Strecke freier. Der 2001er 9-3 Aero dockt an einen wunderschönen, neuen Carrera an. Die Fahrt wird flotter, 200 plus X auf schnellen, langgezogenen Autobahnkurven machen Spaß. Jetzt wird klar,  was Spoiler und Viggen Body Kit bewirken. Der Saab ist , in bester Tradition, auf Hochgeschwindigkeit ausgelegt. Aerodynamisch stabil, er liegt umso fetter auf der Strasse,  desto schneller man fährt. Klar, es gibt moderne Autos,  die das noch besser können. Aber an diesem Tag beeindruckt mich der Aero mal wieder. Saab hatte eben gute Arbeit geleistet.

Logisch, dass der Verbrauch nach oben klettert. Bis nach Hannover waren noch mehr als 75% Füllstand im Tank. Vor der Haustüre ist er leer. Der Verbrauch liegt um die 12 Liter, was immer noch moderat ist,  wenn man recht zügig über die Piste beschleunigt. Vor allem: 15 Jahre, Hirsch Performance, 4 Gang Automatik! Genial. Was ist schöner als ein Saab Wochenende mit netten Menschen und reichlich freier Strecke?

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Chrombrille
Chrombrille
7 Jahre zuvor

Moin liebe Saabianer, Saabisten,

ich fahre auch einen Saab 9-5 Chrombrille 2008 als TID. Ich weiß bei vielen auch kein echter Saab genannt, aber ein Saab ist und bleibt nach meiner Meinung ein Saab. Egal ob als Diesel oder Benziner oder oder. Wir Saabfahrer müssen in den nächsten Jahren immer mehr zusammen halten. Auf einem Saab Treffen sollten meiner Meinung alle Saab daher erwünscht sein. Ansonsten war die Veranstaltung für das erste Mal gelungen. Danke und MfG aus Itzehoe.

Hans S.
Hans S.
7 Jahre zuvor

Saab 9-3 I, als Aero oder Viggen, einfach genial! Zeitlos schön und immer noch verdammt schnell

Bergziege
Bergziege
7 Jahre zuvor

Eine Bitte/Gedanke an den Veranstalter:
Bitte das 2. SAAB-Treffen ohne (!) den gleichzeitigen Hafengeburtstag.
HH ist beim Hafengeburtstag so irre überfüllt, es “beflügelt” die Massen…
SAABianer mögen es vielleicht etwas “ruhiger”… 😉 und ungefährlicher auf den Strassen.
HH bietet touristisch auch ohne Hafengeburtstag, Harley Days, Cruise-Days etc. eine Menge Input!!!

PhiBo
PhiBo
7 Jahre zuvor

Also, ich fand das “gemütliche” Gleiten bei 130, 140 km/h eigentlich immer die entspannteste Art, anzukommen. Auf einer Fahrt von Saarbrücken nach Göttingen lag der Verbrauch am Ende mal bei 7,2 Litern – zugegeben allerdings mit einer langen Baustelle, in der Tempo 80 herrschte. Bei der Rückfahrt lagen dann 7,8 Liter/100 km an.

Im Gegenteil, wenn ich den alten 9-5 “fliegen” ließ, wurde es spätestens bei 180 km/h ungemütlich – das Heck wurde leicht, die Straßenlage war irgendwie entkoppelt und indirekt, das Ausfedern nach Bodenwellen war sehr verzögert. Technisch war das wohl möglich, aber entspanntes Ankommen ist dann nicht mehr drin.

Saab Sigi
Saab Sigi
7 Jahre zuvor

Ich wäre gerne in HH dabei gewesen. Schön zu wissen dass es eine Fortsetzung geben wird!

900S16V
900S16V
7 Jahre zuvor

Naja…Für 900 II und 9-3 I bekommt man im Opel/GM Regal noch Ersatzteile….Nicht aber für die anderen, die fast komplett von Saab gebaut und mit Teilen bestückt wurden, die von anderen Zulieferern kamen, die z.T. nicht mehr existieren wie z.B. die Fa. Lucas, die ihr eigenes Einspritzsystem für den 900 I 16V hatte, für die LH-Jetronic von Bosch für das gleiche Modell gibt es Teile oder eben so Zulieferer wie Hella mit den SW, die das nicht herstellen/nachfertigen lassen….

tom7364
tom7364
7 Jahre zuvor

Ja, 900II- und 9-3I-Coupé werden langsam auch zu Klassikern. Ich besitze selbst ein laserrotes 9-3I-Coupé und werde zunehmend darauf lobend angesprochen, meine Schwester fährt ein 900II-Coupé und berichtet ähnliches. Auch die Preise für gut erhaltene Fahrzeuge mit vertretbarer Laufleistung scheinen zuletzt anzuziehen…