Saab Langzeitbericht
Auf dem SAAB-Blog konnte ich bereits viele spannende und unterhaltsame Geschichten lesen. Als geschäftlicher Langstreckenfahrer in alle Richtungen innerhalb Europas würde ich meine Beziehung zu einem Fahrzeug als eher nüchtern und Nutzen-orientiert bezeichnen.

Trotzdem trifft der Slogan „SAAB – more than a car“ den Kern, weshalb ich zu SAAB gekommen bin.
SAAB war früher was Besonderes. Ich habe die Marke als innovativ empfunden, lange bevor ich ein solches Fahrzeug gefahren bin. Man war mit Seitenaufprallschutz und down-sizing-Motor „grün“ und „sicher“, lange bevor diese Themen auch bei anderen Herstellern zum Standard wurden. Das Image war neutral und klassenlos.
1993 habe ich den ersten SAAB 9000 2.0 i (131 PS, Handschalter ohne Turbo) gekauft. Dieser hat ein nachgerüstetes Holz-Armaturenbrett erhalten, das originale ist im Kinderzimmer bei unserem Sohn zum Spielen gelandet. Er ist damit bereits im zarten Kindesalter zum SAAB-Fan geworden.
Diesen SAAB habe ich problemlos bis 283’000 km gefahren und dann weiterverkauft. Dann wollte ich die Kosten für ein Fahrzeug dieser Klasse nicht mehr tragen und habe 1998 einen Kombi eines deutschen Herstellers gekauft. Dieses Fahrzeug war sehr komfortabel, hat jedoch qualitativ einen sehr schlechten Eindruck hinterlassen, zu viel Benzin und Oel verbraucht und jede Menge ärgerlicher Defekte gehabt.
Deshalb bin ich im September 2000 auf einen SAAB 9-5 2.3 LPT Combi mit Automat und 170 PS umgestiegen. Der Wagen war ein Vorführwagen mit 20’000 km. Mit 50’000 km wurde der SAAB bei Hirsch auf 225 PS getunt und mit Hirsch-Felgen ausgerüstet, da mir die Leistung mit dem Automatik-Getriebe zu schwach war.
Nach dem Tuning war das Fahrzeug auch auf langen Strecken schnell, souverän und stressfrei zu fahren und hat gut mit anderen starken Premium-Fahrzeugen mitgehalten. Aufgrund der Fahrleistungen gehe ich davon aus, dass die zugesicherte Leistung mit Sicherheit erreicht worden ist. Nach Tacho waren über 250 km/h möglich, ich bin jedoch selten das absolute Maximum gefahren, da das Fahrwerk und die Bremsen in der LPT-Ausführung eigentlich nicht dafür dimensioniert waren. Vor allem in Deutschland ist der Wagen jedoch oft in Nachtstunden über Stunden mit >200 km/h unterwegs gewesen.
2007 habe ich ihn mit 255’000 km mit einem defekten Turbolader an einen SAAB-Fan verkauft, der den Turbo ersetzt und den Wagen geprüft hat und wieder damit auf der Strasse ist. Auf Schnee war der Wagen bei schweren Verhältnissen trotz der Winterschaltung zu stark und zu schwer, die Leistung war mit dem Automatik-Getriebe schwer zu kontrollieren, da das Fahrzeug über keine Traktionskontrolle und keine Sperre verfügt hat. Über die gesamte Zeit habe ich im Schnitt ca. 8.4 L Benzin / 100 km benötigt, um über 9L zu kommen musste ich in Deutschland über 180 km/h fahren. Mit einer Füllung des 75L-Tanks, in den bei vollständiger Füllung 83 L hineingepasst haben, konnte ich regelmässig mehr als 900 km fahren. Die Pneus haben 45’000 – 50’000 km gehalten, von einem Pneufresser konnte trotz Frontantrieb nicht die Rede sein. Die ersten Bremsbeläge wurden bei 124’000 km ersetzt, die zweiten Beläge und die ersten Scheiben waren bei 230’000 km fällig. Ein Schwachpunkt waren die hinteren Stossdämpfer: bei 124’000 km mussten diese ersetzt werden. Bei 164’000 km wurden diese ein zweites Mal auf Kulanz von SAAB ersetzt. 3 Mal hat die Airbag-Leuchte im Armaturenbrett aufgeleuchtet, die Werkstatt hat mehrmals den Fehler behoben und schliesslich den Kabelbaum ausgetauscht.
Nach 3 Werkstattbesuchen war der Schaden dann behoben, SAAB hat hier den 3. Besuch auf Kulanz übernommen. Bei einem Service wurde in der Garage auf Kosten von SAAB ein Steuergerät ausgetauscht, da eine frühe Serie davon fehlerhaft war.

Sonst hat das Fahrzeug ausser der Wartung (bis 2002 alle 20’000 km, nachher alle 30’000) nichts benötigt. Der Ölverbrauch war bis 200’000 km nicht messbar, anschliessend ansteigend bis ca. 1L pro 15’000 km. Das hat vermutlich mit dem defekten Turbolader und den von mir verlängerten Serviceintervallen ab 200’000 km zu tun gehabt. Mit korrekt eingehaltenen Intervallen hätte der Turbo vermutlich gehalten. Warum SAAB diese Fehlkonstruktion mit dem Oelschlamm und den kurzen Service-Intervallen so lange nicht gelöst hat, leuchtet mir allerdings auch heute noch nicht ein.
Die Velours-Sitze des SAAB waren trotz konservativer Optik sehr gut und waren auch nach dem langen Gebrauch nicht durchgesessen.
2007 habe ich wieder einen 9-5 Combi, jedoch voll ausgestattet und in der Aero-Ausführung mit 260 PS, Schiebedach und Automatik gekauft. Dieser hat ein viel besseres Fahrwerk, eine direktere Lenkung und wesentlich bessere Bremsen. Es scheint mir, dass generell die Schwachpunkte der ersten Generation im Rahmen der Modellpflege behoben worden sind. Das Risiko Oelschlamm wurde (endlich !!) behoben und eine Service-Intervallanzeige eingebaut. In der Praxis haben sich Intervalle von knapp 30’000 km ergeben. (das macht eine Einsparung von ca. 6000 sfr. auf 250’000km verglichen mit dem Vorgänger aus!) Es klappert nichts. Das Armaturenbrett sieht an der Oberfläche etwas billig aus, die Armaturen sind eine Klasse moderner geworden.
Dieses Fahrzeug hat nun nach gut 8 Jahren ca. 280’000 km abgespult und hat mich noch nie im Stich gelassen. Ca. 24’000 km davon wurden mit dem angehängten Wohnwagen (1300 kg) in etlichen Ländern und über CH-Berge gemacht. Die vorderen Bremsscheiben und Bremsbeläge wurden bei ca. 233’000 km gewechselt, die hinteren sind noch aus der Erstausrüstung. Bis auf einen defekten Sensor für die automatische Höhenverstellung der Xenon-Scheinwerfer und ein klapperndes Schiebebach sind keine Mängel aufgetreten.
Beide Mängel wurden von der SAAB-Garage auf Garantie behoben. Der Motor ist trocken und hat zwischen den Service-Intervallen noch nie Oel benötigt. Das 5-Gang Automatik-Getriebe Sensotronic ist etwas träge, macht jedoch keine Probleme und ist auch für den Hängerbetrieb thermisch sehr gut abgesichert. Zudem ist ein Oelküher serienmässig eingebaut. Bei 110’000 und 230’00 km wurde das Getriebeöl gewechselt. Bei 247’000 km wurde die Zündbox nach einer Fehleranzeige gewechselt.
Für den Wohnwagenbetrieb habe ich die Niveauregulierung mit den Sachs Nivomaten hinten nachgerüstet.
Für das eingebaute Navi sind seit 2010 keine Karten-Updates mehr erhältich. Weil der DVD-Leser in 2012 defekt gegangen ist und das Gerät keine Schnittstelle zu einem I-Pod hat, habe ich dieses durch ein Alpine INE-W925R ersetzt. Das Gerät ist mit dem Telefon mit Zugriff auf Kontakte und dem Bus-System des Fahrzeugs verbunden.
Ein Phänomen ist, dass die Blende um das Gerät mit dem neuen Gerät nicht mehr warm wird und der Benzinverbrauch messbar gesunken ist. (1-2dl / 100km) Das dürfte an der eingebauten fixen Festplatte des neuen Gerätes liegen, die wie eine SSD-Karte beim PC funktioniert.
Der Tempomat hat irgendwann die Funktion eingestellt und die Tankanzeige war sehr ungenau. Beides konnte weder von der Werkstatt noch vom Elektriker behoben werden. Die Werkstatt hat mit Hilfe von Orio den Tank und die Benzinpumpe inkl. Schwimmer ersetzt und den Tempomaten durchgemessen, ohne einen Fehler zu finden.
Ein Mechaniker im Ausland (durch den SAAB-Blog identifziert) hat sich dann den elektrischen Problemen angenommen und einen Teil davon gelöst. Der Tempomat hat wegen einem Kabelbruch im Motorraum nicht funktioniert und konnte repariert werden. Zusätzlich wurde noch ein oxidierter Kabelbaum bei den vorderen Schweinwerfern festgestellt und ersetzt, weshalb die Xenon-Scheinwerfer in der untersten Stellung waren.
Die Tankanzeige ist jedoch noch immer ungenau. Ein Test mit einer Benzinpumpe ähnlichen Jahrgangs aus einem 9-3 hat eine einwandfrei funktionierende Tankanzeige ergeben. Eine neue Benzinpumpe oder einen Ersatz hatte er leider nicht vorrätig. Die Benzinpumpe wurde deshalb nach der Rückkehr von meiner Werkstatt mit Hilfe von Orio noch ein 2. Mal ersetzt, mit dem gleichen Resultat.
Orio sagt auf meine mehrmalige Beschwerde hin ich solle mich an die SAAB-Werkstatt wenden, die Werkstatt sagt, man hätte alles getan, anscheinend gäbe es Probleme mit den neuen Benzinpumpen. Hier investiere ich keine Zeit mehr.
Der Verbrauch liegt zwischen knapp 7 Litern bei konstant 100 auf Langstrecken auf der Autobahn und 15-16 Litern bei Passfahrt mit dem Wohnwagen. In der Ebene wird mit dem angehängten Wohnwagen ca. 11 – 13 lt / 100 km benötigt. Im Schnitt liegt der Verbrauch bei 8.1 Litern. Die 235/45 17-er Pneus halten 40’000 – 50’000 km.
Verglichen mit den Produkten des Wettbewerbs ist das Facelift mit der Chrombrille eine etwas veraltete Konstruktion, aktuelle Fahrzeuge haben Automatikgetriebe mit 6-8 Gängen, Direkteinspritzung, und weitere Features im Multimedia-Bereich. Auch das Image von SAAB hat durch GM und die Unsicherheiten der vergangenen Zeit gelitten.
Weil die Sitze nach wie vor das Beste für Langstrecken sind, was ich je gehabt habe, das Fahrzeug nach wie vor sehr zuverlässig ist und ich mit einer Tankfüllung regelmässig um die 1000 km fahren kann, werde ich voraussichtlich diesen SAAB so lange wie möglich fahren. Mein Freundlicher traut dem Fahrzeug >400’000 km zu. An mir soll’s nicht liegen, wenn er hält, dann mache ich es möglich. Mehr als 2/3 davon hat er schon nahezu problemlos erreicht.
Alles in allem ein gelungenes Fahrzeug für Leute, die mit einem Turbo umgehen können und die keine Massenware fahren wollen.

Danke an Thomas für seine Saab Geschichte! Habt auch Ihr etwas zum Thema Saab zu erzählen?
Die Geschichte einer unvergesslichen Urlaubsreise, eine Restauration, der erste Kontakt mit der Marke aus Trollhättan oder einfach warum Saab zum automobilen Leben dazu gehört. Was immer es ist, schreibt uns. Wir belohnen jede Veröffentlichung auf dem Blog mit einer exklusiven Saab Lesertasse!
Hallo Thomas!
Im Großen und Ganzen kann ich deine Erfahrungen bestätigen. Ich habe den gleichen Aero nur als Limousine. Die qualitative Anmutung im Innenraum ist gegenüber meinem Vorgäger (9-5 Aero Bj. 2001) aber wesentlich schlechter. Alles knarzt und knackt irgendwie, das Schiebedach macht auch komische Geräusche. Erstaunlicherweise hatte dies der “Alte” nicht. Das Fahrwerk und die Lenkung knacken wie altes Fachwerk. Laut mehrerer Werkstätten ist aber alles fest (Lager, Buchsen, Koppelstangen, Querlenker, Stoßdämpfer, ect. )!!??
Deine Verbräuche kann ich auch bestätigen. Ich fahre im Durchschnitt mit 9,0 Liter auf 100 Kilometer-dann aber auch keine 250. Die Bremsen sind leider unterdimensioniert. Sie sind schnell überfordert und die Scheiben verziehen sich und rubbeln.
Trotz dieser Wewechen lieben wir unsere Saabs, und hoffen das sie noch lange halten.
Das schöne Auto (9-5 SC) habe ich schon. Auch die gleichen 17″ Felgen …
Jetzt hätte ich gerne noch die gleiche Reichweite und die gleichen Verbrauchswerte, wie im Beitrag für beide 9-5 beschrieben …
Die Verbräuche entsprechen den Tatsachen und werden nach den Tankrechnungen in der Buchhaltung, nicht nach der Anzeige gemessen. Beide Fahrzeuge wurden / werden fast nur auf Langstrecken gefahren. Bei Bleifuss ist der Verbrauch natürlich entsprechend höher, liegt im Mix jedoch selten über 9L.
Nur schon 140km/h durchzufahren ist bei der heutigen Verkehrsdichte fast nirgendwo mehr möglich, das macht dann auf den Mix wenig aus, wenn dazwischen in D mal 200 km/h gefahren werden.
Beim Aero ist der Verbrauch von Anfang an schon etwas tiefer als beim LPT und ist ab 100’000 km noch etwas gesunken. Auf Kurzstrecken liegt der Verbrauch zwischen 9 und 10L.
Bei mir hat die Tankanzeige auch letztens gesponnen. Morgens: Viertel voll, nachmittags: Reserve, während der Rückfahrt dann irgendwann wieder viertel voll. Weil die DTE-Anzeige mitgesponnen hat (von 180 km morgens auf 90 nachmittags auf 150 während der Rückfahrt), gehe ich mal von einem Aussetzer der Elektronik aus.
Hat sich allerdings wieder von selbst repariert.
Bin schon mal mit unserem 9-5 SC stehen geblieben, obwohl die DTE-Anzeige 35 km angezeigt hatte…
Naja, die DTE ist eben ganz von der Gaspedalstellung abhängig – auf die alleine sollte man sich nie verlassen. Ich bin auch mal so in den Bereich runtergekommen. Bin zwar nicht stehengeblieben, aber man hat schon gemerkt, dass auch zwei Benzinpumpen da nur noch wenig Druck aufbauen konnten. Nimmt man das Tankvolumen (72 Liter) und die getankte Menge (70 Liter) mal als Fixpunkte, dann kann man ja ausrechnen, was noch drin war…
Übrigens hat auch die Uhr eine Macke, anscheinend der Tankform geschuldet. Im Bereich über halb voll läuft die Uhr langsamer als der Verbrauch, zwischen Halb- und Viertelvoll schneller.
Wow! Toller Bericht, super geschrieben. Vielen Dank!
Endlich mal ein Beitrag über die wunderschönen 9-5er auf dieser Seite. Gerne mehr davon! (Sonst schreibe ich )
Das Angebot nehmen wir gerne an… 😉 Uns fehlt der 9-5 I im Blog Team, sonst wäre er öfter Thema.
Ich will ja nix sagen aber ich habe das Gefühl, dass gerade der 9-5 Kombi immer häufiger gesucht wird. Habe meinen jetzt seit 2004 und der wird nicht hergegeben.
Ja, wir hatten auch schon stress mit ihm aber er rollt jetzt einfach mal perfekt.
Gibt absolut keinen Grund den zu tauschen.
Es ist immer wieder ein schönes Gefühl, wenn man nach kurzer fahrt mit anderen Autos/Marken sich wieder in seinen 9-5 setzen kann. 😉