SAAB News. Die Schweden und die Steuergelder.

Gestern Abend ging ein Beitrag über die Saab Parts AB in Schweden auf Sendung. Der schwedische Staat, so die Befürchtung, könnte durch die Übernahme der Saab Ersatzteiltochter aus Nyköping einen Milliardenverlust erleiden,  berichtet der Fernsehbeitrag. Der Hintergrund der Vermutungen ist folgender:

SAAB Fernsehbeitrag auf SVT
SAAB Fernsehbeitrag auf SVT

In den letzten beiden Jahren seien die Umsätze der ehemaligen Saab Automobile Tochter mit Original Ersatzteilen in Schweden um 50 % gesunken. Was sich natürlich auf die Gewinne auswirkt. Verdiente das Unternehmen aus Nyköping vor drei Jahren noch 500 Millionen Kronen, so sank der Gewinn im Jahr 2012 auf 120 Millionen Kronen nach Steuern, was 14.22 Millionen Euro entspricht. Da mit zunehmenden Alter der Fahrzeuge immer weniger Originalteile verbaut werden, könne der Umsatz in 3 bis 4 Jahren komplett zusammenbrechen, meint dazu Svenska Bil.

Sinkende Gewinne in Nyköping verargumentiert Saab Parts CEO Lennart Stahl mit höheren Kosten. Aufwändige IT Systeme, früher vom Konzern unterhalten, muss das Unternehmen nun alleine finanzieren. Soweit der Beitrag, der gestern im Schwedenfernsehen lief.

Droht den Steuerzahlern wirklich ein Desaster, und wie steht es um die Ersatzteilversorgung? Leider greift der Beitrag wie immer in Sachen Saab zu kurz und ist tendenziös Saab-negativ. Unterstellt wird ein Stillstand, der jede weitere positive Entwicklung und die Möglichkeit einer erneuten Fahrzeugproduktion ausschließt.

Der Logistik-Spezialist aus Nyköping hat mehrere Möglichkeiten. Er kann weitere Geschäftsfelder mit anderen Marken erschließen und ist für alle neuen Hersteller, die nach Europa drängen, ein interessanter Partner. Er kann, und das tut er bereits, sein Handelsgeschäft jenseits von Saab weiter ausbauen und sich fit für die Zukunft machen. Dies ist ein mögliches Szenario.

Es gibt aber noch eine weitere, logischere Möglichkeit. Vor einigen Wochen wurde vom Eigentümer eine Abschreibung in Höhe von 600 Millionen Kronen auf den Wert des profitablen Unternehmens vorgenommen. Damit sinkt der Buchwert um 71 Millionen Euro, was ein Viertel des Unternehmenswerts darstellt. Darin kann man eine Vorbereitung zum Verkauf sehen. Denn die Übernahme durch Saab Eigentümer NEVS scheiterte im Sommer 2012 an den zu hohen staatlichen Forderungen von 2.2 Milliarden Kronen. Diese Hürde liegt jetzt niedriger. National Electric Vehicle Sweden braucht für seine Zukunftspläne einen Logistiker und eine funktionierende After-Sales Abteilung mit Händlernetz. Der Ersatzteil-Spezialist aus Nyköping könnte die Kunden von Saab 2.0 mit Teilen versorgen.

Wer meint, wie heute auf SU geschrieben, dass man einfach die Preise für Ersatzteile senken solle, dann wäre alles gut, der liegt ebenfalls verkehrt. Das Helpdesk für unsere Fahrzeuge in Trollhättan wird durch die erwirtschafteten Erträge unterhalten, und alle Saab 9-5 II und 9-3 Griffin wären ganz schnell von der Strasse, würde man in Schweden die von der Saab Parts bezahlten Server abschalten. Viel einzigartiges Saab Wissen wurde von der Saab Parts konservier,t und nicht nur die Saab Fahrer, sondern auch die neuen Eigentümer des Werks profitieren, wie wir wissen, davon. Fachwissen gibt es eben nicht zum Nulltarif !

Der Kontakt zwischen Nyköping und Trollhättan ist sehr eng und die Zusammenarbeit funktioniert gut. Die weitere Entwicklung werden wir in den nächsten Monaten sehen. Wie immer ist Geduld gefragt. Der Fernsehbeitrag von SVT ist trotzdem sehenswert, denn er verschafft uns einen Blick hinter die Kulissen des Verteilerzentrums in Nyköping.

Text: tom@saabblog.net

 

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Zirkoski
Zirkoski
11 Jahre zuvor

Bei uns gibt es nur Original Ersatzteile vom freundlichen SAAB Händler und so bleibt es auch!

Joachim
Joachim
11 Jahre zuvor

Das Gebrabbel einiger schwedischer Fernsehsender und Presseorgane in Sachen SAAB ist insbesondere aufgrund der einseitigen negativen Sichtweisen (wie aktuell bezüglich SAAB-Parts) mit Nachdruck zu kritisieren – es fehlt wie meistens die Beleuchtung der auch vorhandenen positiven Aspekte, die sich ebenso ergeben können.