Rückspiegel. Keine Frage des Geldes!

Was machte den Genfer Autosalon so interessant für uns? Da ist die Sache mit den Elektroautos. Ein Marktsegment, welches Saab 2.0 im Frühjahr 2014 besetzen möchte. Und da ist die spannende Geschichte, was dabei herauskommt, wenn Chinesen und Europäer gemeinsam ein Auto bauen. Bisher hat es keiner probiert, und Debütant Qoros kann ein Lehrstück für Saab sein. Aber sprechen wir erst über Elektroautos !
Wo ist der Elektrohype geblieben?
Wohin geht der Elektroauto-Trend, ist er am Ende, bevor er wirklich begonnen hat? Auf dem Fisker Stand war wenig los. Fisker ist (leider) in einer tiefen Krise, der coole Atlantic wird es wohl nicht zur Serie schaffen. Schade, denn gerade dieses Auto hätte auf meiner Shoppingliste landen können. Bei Mitbewerber Tesla war mehr Besucherandrang, aber die richtige Begeisterung blieb aus. Der Tesla Roadster ist – leider – Geschichte, und der Kurs in die Zukunft ist unklar. Die Tesla X Studie als Antwort auf die Fragen der Zukunft? Ein SUV im Schützenpanzer-Outfit mit Batterieantrieb wäre vielleicht der Trend für den nächsten UNO Blauhelm Einsatz. Aber ein elektrischer Schützenpanzer ist mehr Symbol für eine beginnende Irrfahrt als für eine Antwort auf grüne Zukunftsfragen.
Renault ! Die Franzosen haben frühzeitig auf die Batterie – Karte gesetzt und damit viel riskiert. Am Renault-Stand stehen Kangoo, Fluence und Twizy. Wenn die Besucherzahlen abstimmen würden, dann ist klar, was gefällt. Der Twizy ist umlagert, Kangoo und Fluence interessieren nicht. Ein Elektroauto für Sommer und Stadt, für relativ wenig Geld. Ein Elektroflitzer, der Spaß macht. Das läuft, die Zulassungszahlen beweisen es.

BMW will nach der IAA 2013 mit dem i3 starten. Auf dem Stand steht die Studie etwas abseits. Gemeinsam mit dem i8 Concept sind die Elektroautos trotzdem ein begehrtes Foto Motiv. Der BMW i8 ist heiß, kein kleines Verzichtsauto, sondern ein emotionaler Sportwagen. Interessantes Design, die Ausstrahlung einer starken Marke. Was BMW plant, könnte funktionieren. Elektroautos haben eine Zukunft, wenn sie gut aussehen, Spaß machen oder bezahlbar bleiben.
Keine Frage des Geldes
Was passiert, wenn man einen großen Koffer Geld nimmt, eine Anzahl altgedienter Söldner anheuert, und mit dieser Manschaft ein Auto baut? Interessante Frage…Qoros hat es getan ! An Bord sind einige große, alte Namen der Autoindustrie. Mit Hilfe der Zulieferer und viel Geld entstand das Erstlingwerk, der Qoros 3. Eine nette Hülle, ein belangloser Innenraum und viel Ratlosigkeit.
In China bezeichnet man der Qoros als “erstaunlich gut aussehend”, stellt aber trotzdem die Frage, wer die Autos kaufen soll. Reiche Chinesen kaufen europäische Fabrikate. Ein nicht so kaufstarkes Publikum greift auf günstige, einheimische Labels zurück. Qoros steht, auch preislich, zwischen den Stühlen. Was zeichnet den Qoros aus? Die Marke transportiert keine Geschichte, die sie erzählen könnte. Es gibt keine Philosphie, die erkennbar wäre. Kein Fahrer-orientiertes Cockpit, keine besondere Ergonomie. Nichts, was den Qoros einzigartig oder begehrenswert machen könnte.

Hilfe kommt aus Hamburg. Der Spiegel, das große, alte Nachrichtenmagazin klärt auf. Gut, dass wir den Spiegel haben als Orientierung in der Ratlosigkeit. LED Tagfahrlichter und ein voll vernetztes Navigations- und Infotainment-System sollen das Argument sein. Vor allem mit Letzteren soll der deutsche Mitbewerber alt aussehen. Oha ! Das Infotainment im Messeauto war bestenfalls Durchschnitt, da gibt es Nachrüstlösungen, die anspruchsvoller sind. Und die LED Tagfahrlichter sind maximal für Audi Fahrer interessant, die gerne Aufpreis für mehr oder weniger geschmackvolle Lichterketten bezahlen.
Aber der Spiegel weiß noch mehr. “Jeder will einen Fehler finden, aber zumindest am Messemodell gibt es keinen”, sagt ein Journalist beim Blick auf die schmalen Blechfugen und die akkuraten Passungen im Cockpit. Der gesamte Innenraum strahlt eine nüchterne Eleganz aus. Der Qoros 3, so der Eindruck, könnte es locker mit jedem Skoda oder VW aufnehmen.” Da saß der Autor des Artikels doch in einem anderen Auto als wir ! So unterschiedlich kann subjektive Wahrnehmung sein. Oder, das ist wahrscheinlicher, er saß in gar keinem Auto. Denn der Spiegel verwendet Pressebilder, die den Qoros in der Tat hochwertig erscheinen lassen. In der Realität ist er es nicht. Vielleicht war der Artikel eine Gefälligkeit in vorauseilender Freude auf zukünftige Werbeeinnahmen ? Wir finanzieren uns selbst und dürfen deshalb schreiben, was wir sehen. Glück für den Blog, denn freundlich gesprochen liegt der Qoros auf Ford Focus Niveau. VW oder Skoda hätte man gerne. Ist aber nicht…

Wie akurat Passungen und Fugen sind, sieht man am lackierten Blech zwischen Türverkleidung und B-Säule. Mindestens daumenbreit springt das nackte Blech ins Auge. Vergleicht man es mit einem Saab 9000 von 1998, dann stellt man fest, dass dort kein nacktes Blech, sondern eine akurate Passung ist. Aber der Saab ist ja erst 15 Jahre alt.
Da kann es nur noch der Preis richten. Deutlich unter 20.000,00 € startet Qoros in Deutschland, dann natürlich mit Infotainment und LED Tagfahrlichtern an Bord. Günstig? Wunschgegner Jetta startet ab 21.000 €, mit vergleichbarer Ausstattung bei 25.000,00 €. Der wahre Gegner ist aber Ford oder Opel. Ein Ford Focus Turnier fährt für unter 15.000,00 € vor unsere Haustüre und ist keine Limousine, sondern ein praktischer Kombi. Nachdem weder der Preis noch das Konzept für Qoros spricht, wird es wirklich eng. Natürlich sitzen in Shanghai keine Träumer, sondern Profis. Verrückt genug, mit der Limousine in Deutschland zu starten, ist man dort nicht. Mit dem Schrägheck und dem Kombi rechnet man sich bessere Chancen aus und hat sie auch. Erst mit diesen Varianten betritt man den deutschen Markt im nächsten Jahr.
Unser Eindruck vom Qoros ist einfach zu formulieren. Der Qoros 3 ist sicher das attraktivste China Auto, was je nach Europa kam. Trotzdem seelenlos und unmotiviert. Kein Teil am Qoros, welches man nicht auch in einem französischen, italienischen, deutschen oder koreanischen Auto finden könnte. Eine Melange aus Zulieferteilen, die in Shanghai kostengünstig montiert werden.
Ein Ergebnis, wenn Söldner verschiedener Nationen konstruieren. Und ein Schicksal, was Saab 2.0 ebenfalls drohen könnte. Denn auch in Trollhättan setzt man in der Zukunft auf die Entwicklungsarbeit weniger, starker Lieferanten. Aber es gibt einen Unterschied ! Bei Saab 2.0 gehen immer mehr ehemalige Saab Mitarbeiter an Bord oder stehen in den Startlöchern. Nicht Geld baut Autos, es sind die Menschen, die sich Autos ausdenken und konstruieren. Sie machen einen VW zu einem VW, einen BMW zu einem BMW und sie machen aus einen Saab einen Saab.
Saab transportiert eine Geschichte und hat etwas zu erzählen. Saab ist keine Marke aus der Retorte. Und Saab kommt aus Schweden. So gesehen ist Qoros das Beispiel, wie man aus viel Geld viel Belanglosigkeit schafft.
Text: tom@saabblog.net
Bilder: saabblog.net
Was soll man denn machen? Die Konzepte stimmen. Elektroautos für die Stadt wie der Twizzy funktionieren, und Sportwagen funktionieren. Von beiden erwartet man eben keine hohen Reichweiten, und bei Sportwagen hilft das tolle Drehmoment von Eletromotoren, selbst enn die Höchstgeschwindigkeiten begrenzt sind. Alles andere erfordert entweder Plug-In Hybride oder neue Batterien, deren Aufbau noch Gegenstand von Forschungen ist.
Sicher ist der Twizzy klar kein vollwertiges Auto, aber wenn er eine gewisse Verbreitung findet erhöht das die Chancen für andere e-Mobile. Neben dem Henne-Ei Problem der Infrastruktur wird ja auch die Erfahrung der Hersteller kaum zunehmen wenn es in der Richtung gar nichts gibt. Noch sind wohl wichtige Komponenten nicht alltaggsdauertauglich. Konnte erst kürzlich beobachten wie bei uns ein wenige Wochen alter e-Kangoo verladen und mit Batterieproblemen Richtung Werkstatt abtransportiert wurde.
Der Twizzy ist ein “ummanteltes” Quad! Auch nach Renault Auskunft! Ein witziges Stadtmobil/Pendlermobil vielleicht. Ein Eyecatcher ebenso,statt Smart. Doch ob die E-Mobilität und von den “Zukunftssorgen” befreit, wage ich einmal zu bezweifeln. Allein die Batterieherstellung (für die Masse) ist alles andere als nachhaltig zu bezeichnen!
Dieses Kapitel der Nachhaltigkeit wird ja schon beim Pedelec unter den Tisch gekehrt! Der PKW-Antrieb der Zukunft ist weiterhin noch offen……Vielleicht ja auch der Grund, weshalb Fisker und Tesla aus dem Rampenlicht verschwunden sind….
Die Begeisterung für den Renault Twizy, den ich selbst mit allen zugekniffenen Augen, Hühneraugen und was sonst noch nicht als Auto bezeichnen kann, zeugt für mich von einem schweren Verlust an Geschmack in der Käuferschaft. Würden nicht die meisten Entwürfe von Elektroautos auf solche zu dick geratenen Einkaufswägelchen (ohne Zuladekapazität) hinauslaufen und so das Bild einer Antriebsgattung prägen, wäre die Akzeptanz für E-Autos wohl mittlerweile höher.