SAAB Testbericht: 12 Monate Saab 9-3 1.8t Vector Sportkombi

Manche Saab Artikel sind schwer zu schreiben. Denke ich über unseren Saab 9-3 1.8T Vector Sportkombi nach, dann fällt mir wenig dazu ein. Denn das Schwedenauto fährt und fährt und fährt. Besondere Vorkommnisse? Keine. Vor einem Jahr haben wir den Saab in Hamburg gekauft, und wie bei jedem neuen Saab der letzten Jahre stellten wir uns die Frage, ob es der letzte Neuwagen aus Trollhättan sein würde.

Saab Troll on Tour, mit dem 9-3 quer durch Europa

Nun 12 Monate später sind wir in dieser Hinsicht nicht viel schlauer, aber es kann wirklich sein, dass der Sportkombi ohne Nachfolger bleiben wird. Die Tatsache, dass es keine Neuwagen mehr gibt, hat auf jeden Fall nicht an fehlender Qualität oder mangelhafter Zuverlässigkeit gelegen. Bei Kilometer 6000 haben wir eine traditionelle Inspektion mit Ölwechsel im Saab Zentrum Frankfurt, heute Saab Service Frankfurt, gemacht. Nötig und vorgeschrieben ist das nicht, aber als langjährige Saab Fahrer gönnen wir unseren Turbos nach der Einfahrphase einfach frisches Öl.

Seitdem – gut 17.000 Kilometer später – hat der 9-3 keine Werkstatt mehr gesehen. Die bei Kilometer 6000 durchgeführte Leistungssteigerung hat sich als gute Entscheidung erwiesen, und mit zunehmender Laufleistung geht, zumindest rein subjektiv, der Saab immer besser. Unser Verbrauch pendelt, wie beim Turbo üblich, je nach Fahrweise zwischen 7,9 und 9,5 Litern auf 100 Kilometern. Je nachdem, was verfügbar war, wurde das gute Super oder auch einmal E10 in den Tank gefüllt. Ein Ölverbrauch ist nicht feststellbar.

Saab 9-3 auf Independence Felgen

Statt der serienmäßigen 16″ Folgen rollte der 9-3 auf den exklusiven 18″ Felgen des Independence Cabriolets durch den europäischen Sommer. Das Fahrverhalten wurde dadurch straffer und sportlicher, ohne unkomfortabel zu sein. Die Auswahl der Felgen allerdings sorgte für unterschiedliche Meinungen im Saab-Blog Team. Im Frühjahr 2013 wird deshalb auf 18″ Turbinen Felgen gewechselt.

Für kalte Wintermonate wurde in den Sportkombi noch eine Motorheizung eingebaut, was eine gute Entscheidung ist, wenn man eine freie Steckdose am Carport hat. Der Wagen ist an klirrend frostigen Wintertagen stets warm, und die Umwelt freut sich über verminderte Abgase beim Start mit vorgewärmten Motor.

Unterwegs war der kleine Sportkombi in den ersten 12 Monaten kreuz und quer durch die ganze Bundesrepublik und auch im europäischen Ausland. Die Langstreckenqualität ist hervorragend, man sitzt sehr gut und das Geräuschniveau ist niedrig. Hätte der 9-3 einen größeren Tank – man erwischt sich wirklich ab und zu bei dem Wunsch danach – dann wäre die Strecke nach Mailand mit einer Tankfüllung möglich – so entspannt reist man. Die nötigen Tankstops sind, zumindest im Ausland, ab und zu kurzweilig. Treffen sich zwei Saab Fahrer unterschiedlicher Nationalität, denn geht meist der Daumen nach oben. Die Marke verbindet eben.

Die helle Leder-Innenausstattung erwies sich, aller anfänglicher Befürchtungen zum Trotz, als ausgesprochen robust. Einmal im Jahr Lederpflege und alles ist im grünen Bereich. Auch jetzt, nach 12 Monaten und 21.000 Kilometern, ist keine Abnutzung feststellbar. Verschleiss- oder Klappergeräusche treten ebenfalls nicht auf, alles ist solide und routiniert verarbeitet. Für einen Kombi dieser Klasse passt überraschend viel Gepäck in den Laderaum und auch sperrige Teile sind gut zu transportieren. Man merkt die Kombi-Kompetenz der Marke, und an vielen Stellen, wo beim Mitbewerber ein entscheidender Zentimeter fehlt, ist er beim Saab eben da.

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Saab 9-3, ein Jahr 21280 Kilometer und läuft und läuft und läuft…

Der kleine Motor macht mit der Hirsch Leistungssteigerung richtig Spass und – hmm – gibt es nichts Negatives zu erzählen? Doch, gibt es natürlich, und manche Kleinigkeiten nerven dann doch. Einer der Aussenspiegel flattert bei über 200 Stundenkilometern, eine Geschichte, die wir auch bei anderen Saab 9-3 festgestellt haben. Bei der Schaltung würden wir uns etwas kürzere und präzisere Schaltwege wünschen, könnten wir eine Wunschliste schreiben. Denn dies würde gut zu einem recht sportlichen Schweden passen. Und bitte etwas mehr Ablageflächen im Innenraum. Das wars dann aber schon.

Der Saab 9-3 ist eines dieser entspannt klassenlosen, individuellen Autos, die es heute nur noch selten gibt. Der Besitz eines solchen Wagens lässt keinen Rückschluss auf den Kontostand des Besitzers zu. Auf dem Parkplatz vor der Nobelherberge macht er zwischen Lamborghinis und Porsches eine ebenso gute Figur wie vor dem Supermarkt oder der Oper. Sein Design scheint ohne jeden Alters zu sein, was natürlich auch am fehlenden Nachfolger liegt.

Saab 9-3…der Individuelle, Zuverlässige und Sparsame also? Ja, so ist es ! Wer eine Portion Understatement mag, dabei aber Gute-Laune-Fahrspass nicht vermissen will, der ist beim 9-3 richtig.  Auch nach einem Jahr zaubert der kleine Schwede täglich noch ein Lächeln ins Gesicht, und wir wissen, dass wir einen guten Kauf getätigt haben.

Raum zur Individualisierung haben wir trotzdem gefunden. Das serienmässige Vector Lenkrad ist nicht übel, das schöne Lenkrad, welches Saab im Turbo X verbaute, aber griffiger und etwas dicker. Ebenso wie das Hirsch Carbonleder-Armaturenbrett und die Türgriffe, beides Mitbringsel von ANA in Trollhättan, wartet es mit dem Smart-Slot Becherhalter aus der letzten Sonderaktion der Saab Parts AB auf den Einbau.

Der Saab 9-3 Sportkombi wird uns noch recht lange begleiten. Wenn es sein muss, dann etliche 100.000 Kilometer. Aber bei aller Langzeitqualität – Hand aufs Herz – gäbe es keinen Nachschub mehr aus Schweden, wäre das schon sehr traurig !

Text: tom@saabblog.net

Bilder: saabblog.net

 

15 thoughts on “SAAB Testbericht: 12 Monate Saab 9-3 1.8t Vector Sportkombi

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    Alle unsere 4 Saab laufen sehr gut, der älteste, ein 9.3 Diesel Bj. 9/2001,als Neuwagen gekauft, hat 318.000 km runter, sieht aus wie neu – unser jüngster, ein 9.3 Diesel, Bj. 05 mit Hirschtuning ist unser “Autobahnwagen”!!

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    Alles eine Frage der Wartung!

    – Motor immer warm fahren
    – regelmäßige Ölwechsel (inkl. Qualitätsöl)
    – Wintersalz nach der Saison immer abwaschen (auch unten)
    – Schrauben, die drohen festzurosten (z.B. Auspuffschellen, FLANSCHE der Radbolzen, …) immer fetten,
    – …

    Die Sinne aufgespannt. Meist verraten uns die Saabs ja frühzeitig, was Ihnen an Zuwendung fehlt.

    Alles eine Frage der Pflege!

    … und dann fahren unsere Schätze solange, bis es kein Öl mehr gibt.

    SeSi

  • Schöner Bericht – DANKE!
    Und in Sachen “Qualität des Leders” kann ich noch weiter beruhigen:
    Mein 2008er 9³ Aero TTiD hjat gestern die 177.000 km überschritten und das Leder sieht immer noch aus, wie am ersten Tag! Überhaupt fährt sich das ganze Auto immer noch wie ein junges, knackiges Auto, das gerade vom Band lief.
    Ich hoffe, dass er mich noch lange begleiten wird!

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    @SeSi Transparente SAAB Trolle fuer die Scheibe gibt es im Blog-Shop.

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      @ Fritz: Danke für den Hinweis, aber ich hätte den Troll gern am Heck, denn von der Seite bekommen die meisten Straßenteilnehmer nicht zu sehen, sondern meist von hinten 😉
      Ich habe einfach mal im Shop angefragt.
      Sonst müssen die Dinger an der Seitenscheibe erstmal reichen, um mehr Freude/Freundlichkeit in den Verkehr zu bringen 🙂

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    Gibt es den netten Aufkleber auch auf transparentem Hintergrund?
    Den weißen Rand finde ich störend.

    Wenns den auch in transparent gäbe, würde ich mir auch einen an meinen CS kleben.

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    Wir sind etwas irritiert darüber, daas momentan die Vermutung doch wieder mehr in Richtung “keine Nachfolger” ausschägt – zeitweise gab es doch durch die schwedischen Insider Informationen, die in Richtung Anteilseigner und zumindest 9-3 Hybrid zeigten.

    Sogar “Old Karl Erling” sprach von Elektro- und evtl. Hybrid-Fahrzeugen.

    Wie sind denn nun die Zukunftsaussichten für einen 9-3 Hybrid?

    Will man denn mit totaler Informationslosigkeit den Großteil der möglichen Kunden völlig abwwandern lassen – zuletzt bleiben doch wirklich nur noch die ganz hartgesottenen Fans bei der Marke.

    Was sagen eigentlich die Verwalter zu dieser unschönen Entwicklung? Die haben uns NEVS doch so schmackhaft machen wollen – so riecht es bekanntlich bis jetzt nicht mal gut!

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    Das Resumé nach dem ersten Jahr habe ich auch nicht anders erwartet. Ich bin mit unserem 2012er Griffin SC so glücklich, einzig über die vergessenen Xenon-Lichter ärgere ich mich manchmal noch 🙂

    Ich habe für den Winter Turbinenfelgen hier liegen und suche noch nach einem Reifen. Hat jemand eine Empfehlung für einen 225/45 18″ Winterreifen?

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      Empfiehlt es sich denn überhaupt, im Winter solche Schlappen zu fahren?
      Ich bin zuletzt auf 185/65 im 901er perfekt durch den Schnee gekommen – klar, da liegen einige Autojahre dazwischen. Aber so weit ich das im Sinn habe, solle man doch im Winter eher kleinere Dimensionen fahren, oder?

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        Ich fahre im Winter mit 215/65, im Sommer 225/45.

        Pauschal kann man deine Frage nicht beantworten. Bei breiteren Reifen vergrößert sich die Aufstandsfläche, damit verringert sich die Flächenlast, und z.B. die Tendenz, sich in tiefem Schnee einzugraben (was meinem Garagennachbarn passiert ist). Dafür steigt allerdings die Schlupfneigung, auf ganz glattem Untergrund geht also schneller der letzte Rest Haftung verloren.

        Ist wohl also eher die Frage, ob du einen tiefschnee- oder eistauglichen Reifen haben willst. Für unsere Straßenverhältnisse im Winter (und weil ich auf richtigem Eis sowieso nicht fahren will) würde ich den tiefschneetauglichen Reifen bevorzugen.

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    Schwer zu begreifen daß wir diese Autos nicht mehr kaufen können. Bleibt nur eine guter und etwas neuerer Gebrauchter oder der Markenwechsel. Aber letzteres verdränge ich so gut es geht.

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    Das ist in der Tat WIEDER einmal ein sehr schöner Bericht und dazu noch über ein noch schöneres Auto.
    Seit Mai 2011 bin ich auch endlich stolzer Besitzer eines Saab 9-3 SC 1.9 TID. Leider war dieser kein Neuwagen, wodurch ich anfangs ein paar Kleinigkeiten in der Werkstatt nachzubessern hatte. Seit dem rollt und rollt und rollt er. Schon ganze reichlich 40.000 begeisternde Kilometer. Und ich freue mich tag täglich auf jeden weiteren 🙂
    Es macht einfach riesig Spaß, dieses Saab fahren…
    Zu dem Wunschzettel kann ich jedoch ebenfalls bestätigen, dass der linke Außenspiegel bei höheren Geschwindigkeiten ab und an flattert. Der Mittelspiegel war auch leicht unruhig, aber da konnte bereits Abhilfe geschaffen werden. Sonst fällt mir nichts ein. Ich persönlich finde die Ablagefläche recht ausreichend, zumal das Handschuhfach richtig schön groß ist.
    Über den Spritverbrauch kann man sich streiten. Meine Freundin schafft sagenhafte Werte von deutlich unter 6 Liter/100 km, ich hingegen bin froh, wenn überhaupt mal eine 6 vor dem Komma steht. Dem Fahrspaß sei dank…

    Viele Grüße aus der Laustiz und vielen Dank an Tom, für die viele Mühe, Zeit und die sehr guten Berichte rund um die Saab-Welt.
    Marco

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      Hmmm… die Außenspiegel sitzen bei meinem 9-5 2.3t auch fest, der Innenspiegel flattert dafür leicht, sobald man aufs Gaspedal tritt. Wahrscheinlich irgendeine Resonanz, die bei der Drehzahlsteigerung durchlaufen wird. Wie wurde das “Problem” denn behoben?

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        Doppelseitiges Klebebband, so wars jedenfalls bei meinem 9-3 🙂 Tolle Lösung 🙂

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    Wir SAAB-Fahrer wissen unserere Autos sehr zu schätzen. Schöner Bericht. Wie immer lese ich solche Berichte mit Wehmut.
    Viele Grüsse Walter aus der Schweiz

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