Rückspiegel: Mit dem Batterieauto in die Zukunft?

Der Blick zurück: Bloggers Rückspiegel
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Mit dem Saab Turbo X unterwegs nach Hamburg, um den Fisker Karma zu “erfahren”, war ich mir nicht sicher, was mich erwarten würde. Die Konstellation von einer Anordnung Lithium-Ionen-Akkus und zweier Elektromotoren wollte keine Begeisterungsstürme wecken. Bis ich dann den Karma sah und zur Probe fahren durfte. Seitdem ist vieles anders, und meine Einstellung zur Elektro Mobilität hat sich verändert.

Der Fisker Karma ist ein hochpreisiges Produkt und spielt in einer anderen Liga als viele von uns es sich leisten können. Aber, wie wir wissen, beginnen Revolutionen immer von oben. Auch und gerade im automobilen Bereich.

Der Karma ist so eine Revolution. Erinnern wir uns an den SUV-Trend. Zuerst kam die Mutter aller SUV, der Range Rover. Die Verantwortlichen mögen mir verzeihen, denn der große Range ist eigentlich ein ernst zu nehmender Luxus Geländewagen. Aber er ist das Auto, welches einen Trend begründete. In Fahrt allerdings kam die SUV Geschichte erst zum Ende der 90er Jahre mit dem BMW X5 und Mercedes ML der ersten Generation. BMW Verantwortliche, die ich damals auf der IAA sprach, waren sich nicht sicher, ob das SUV für Europa zum Erfolg werden würde. Ganz vorsichtig gab man den US Markt als Hauptziel an.

Beide SUV wurden zum Erfolg, schufen eine Akzeptanz bei den Käufern, und wie wir alle wissen, folgten immer mehr Varianten verschiedener Hersteller nach. Heute fährt eine mittelalte Kundschaft im VW Tiguan oder BMW X1 oder vielleicht Audi Q3 durch die Welt und verstopft mit sinnfreien Möchtegern-Offroadern unsere Innenstädte. Ganz unten in der Preiskategorie ist der Dacia Duster angekommen, und alle Fahrer dieser Fahrzeuge fühlen sich, vielleicht zum ersten Mal in ihrem automobilen Leben, als Trendsetter. Was sie nicht sind, denn der Trend ist längst Massengeschmack geworden und damit so abgestanden wie das Bier vom Vortag. Denn der Trend läuft längst in Finnland und anderswo vom Band.

Heute ist es daher fast schon cool, einen Kombi zu bewegen, und es gibt nichts, was ein Allradkombi nicht besser könnte als ein SUV. Vom Minderverbrauch mal ganz zu schweigen ! Unbemerkt von der breiten Öffentlichkeit sprießt jetzt der Trend hin zur E-Mobilität. Noch als zartes, kleines, grünes Pflänzchen. Ob mit oder ohne Range Extender ist dabei egal. Die Startups Tesla und Fisker verkaufen ihre Produkte an ein zahlungskräftiges Publikum, welches ganz genau weiss, was es will. Ein Fisker Karma wird nicht als Erstwagen gekauft. Er kommt als Dritt- oder Viert-Wagen in klimatisierte Tiefgaragen oder steht hinter hohen, videoüberwachten Toren und dichten Hecken.

Fisker Karma meets Saab 9-5

Menschen, die sich einen Karma kaufen, wissen, was sie tun. Sie sind besonders gut informiert und wollen genau dieses Produkt erwerben. Sie sind die aktuellen Trendsetter. Fisker ist ein Pionier mit aussergewöhnlichen Ideen und viel Mut. Wie Mitbewerber Tesla sind diese Firmen klassische Startups, die von Finanzierungsrunde zu Finanzierungsrunde eilen, bis sie am Markt etabliert und profitabel sind. Sie arbeiten in Nischen, die so klein bald nicht mehr sein werden.

Die Akzeptanz für E-Mobilität wird steigen, wenn weitere wichtige Hersteller auf den Zug aufspringen. Hersteller, die über eine gewisse Strahlkraft verfügen. Wenn Renault, Mitsubishi oder Peugeot E-Autos bauen, dann ist das eine Fussnote unter ” ferner liefen”. Begeisterung weckt das nicht, denn diesen Marken fehlt der Nimbus. BMW, eine Marke mit großem Renommee, wird ab September 2013 unter dem Namen BMW i in das Geschäft der Elektromobilität einsteigen und damit den Markt nach vorne bringen. Gleich nach der IAA sollen neue Produkte zu Händlern und Kunden rollen.

Ein Geschäftsmodell auch für Saab? Theoretisch könnte ein neuer Eigentümer zur Jahreswende 2013/14 elektrische Saab an den Start bringen. Der Markt wäre zu diesem Zeitpunkt reifer als er es jetzt ist, und Innovationen aus Trollhättan könnten zur richtigen Zeit erscheinen. Der Einstieg in einen neuen, wachsenden Markt wäre eine Chance für den Restart der Marke und das Image.

Elektromobilität kann sich recht schnell entwickeln, wenn man begehrenswerte Produkte baut. Fisker macht es vor. Denn Hightech alleine macht noch nicht die ganze Geschichte. Ein stilvoller Innenenraum, ein durchdachtes Bedienkonzept, hochwertige und authentische Materialien. Damit hat das Batterieauto bei anspruchsvollen Käufern eine Zukunft. Die Prominenz in Hollywood fährt auf den Karma ab, und auch in Europa gibt es schon den ein oder anderen prominenten Fisker Piloten. Frederik von Dänemark, Saab 9-3 Kombi-Fahrer und von Beruf Kronprinz, irgendwann König, gehört zu den Menschen, die in Europa für die Zukunft ein Gespür haben.

Würde ich einen Elektro-Saab oder vielleicht einen Fisker kaufen? Im Jahr 2014 kommt der kleine Fisker Atlantic, den man bereits vorbestellen kann. Mit 5000,00 US Dollar Anzahlung ist man dabei, der Listenpreis soll zwischen 50.000 und 60.000 € liegen. Damit betritt Fisker ein größeres Marktsegment, und wenn man einen  Shooting Brake nachschiebt, dann könnte ich schwach werden. Könnte ich wählen, wäre die erste Wahl ein Saab, denn für diese Marke schlägt mein automobiles Herz. Als Alternative ein Fisker, das wäre wahrscheinlich. Denn auch hier spüre ich eine Menge an Individualität. Und ja, das Elektroauto ist ein Weg in die Zukunft und es kann Begeisterung wecken.

Aber ganz ehrlich und ganz unter uns… am Sonntag würde ich dann meinen Turbo X oder meinen Saab 9000 aus der Garage holen und in den frühen Morgenstunden, wenn die Strassen im Spessart noch leer sind, voller Genuss fossile Energie verfeuern, dem Pfeifen des Turbos lauschen und den unglaublichen Saab-Sound genießen. Dabei jeden einzelnen Kilometer bewusst erleben. Nach der Fahrt das Knistern und Knacken des heissen Metalls genießen und den Duft von Benzin.  Um dann unter der Woche politisch korrekt im E-Saab oder Fisker unterwegs zu sein.

Text: tom@saabblog.net

 

 

14 thoughts on “Rückspiegel: Mit dem Batterieauto in die Zukunft?

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    Und genau deshalb habe ich mich immer gefragt, warum Fisker nicht versucht hat bei Saab einzusteigen. Dann hätten sie Fertigungskapazitäten in Europa gehabt und vom Imgane / Namen Saab profitieren können.

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      Weil Fisker das Geld dazu nicht hat/hatte! Es kamen nur wenige Firmen in Frage, die Saab hätten kaufen können u.a. die Inder Mahindra+Mahindra oder die Chinesen mit Lotus/Youngman oder (was in der Gerüchteküche umherging) BMW und Toyota gemeinsam.

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    Feiner Artikel, Tom.
    Hat mich interessiert.

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    Also ich habe mich jetzt ein halbes Jahr lang eingehend mit dem Thema E Autos auseinandergesetzt bin über meinen Schatten gesprungen und hab eine Probefahrt mit eienm E Auto gemacht.

    Meine Meinung hatt sich nicht geändert.
    Ich bleibe dabei das ich von der E Mobilität nichts halte.
    Die Hersteller können die Autos optisch so ansprechent machen wie sie wollen das wird bei mir nichts bringen.
    Mir kommt kein E Mobil ins Haus.

    An der E Technik ist nichts neu und Innovativ wie die Hersteller das ja gerne behaupten ist sie auch nicht.
    Im Gegenteil sie ist einer der Ältesten Hütte den die Automobilgeschichte auf Lager hat.

    Für mich ist das Thema E Mobilität entgültig durch.
    Ich werde sicher niemanden aufhalten der sich so ein Ding kaufen will aber ich werde mir meinen teil dazu denken.

    Die E Mobilität ist und bleibt ein Scherz über den ich wohl noch mein ganzes leben lang lachen werde.
    Das sind sicher noch einige Jahrzehnte da ich erst 23 bin.

    Hoffentlich gibt es bald gute Nachrichten aus Schweden was die Zukunft von SAAB angeht.
    Wenn es so bleibt wie es bis jetzt von NEVS mitgeteilt wurde ist SAAB in zukunft nurmehr ein Name der an einem Produkt klebt das aus Chinesicher und Japanischer Technick zusammen gefriemelt ist.

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    Ich habe mir gerade die Seite von Fisker mal angeschaut… und der Sunset ist ja wohl ein Traum… Sollte in produktion gehen.. würde ich schwach werden. Sehr sehr schwach

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    Wenn schon E-Mobilität und Fisker Karma (der so richtig “E-” eigentlich auch nicht ist)… dann aber bitte auch den Chevrolet Volt/Opel Ampera nicht aussparen. Kostet auch nur einen Bruchteil dessen, was für den Fisker fällig wäre.

    Bezüglich der Zukunftsaussichten: Die Ankündigungen und Visionen im E-Bereich waren schon immer reichlicher vorhanden, als das was letztlich im Laden stand. Dementsprechend würde BMW & Co. ich solange unerwähnt lassen, bis sie tatsächlich etwas bieten…

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      Ich glaube nicht dass Tom Lust hat über irgendein GM Produkt zu schreiben. Es ist fraglich welcher SAAB Fahrer sich einen Ampera oder Volt nach Hause stellen würde.

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    Die Frage ist doch ob NEVS überhaupt bis zur Produktionsreife von was auch immer kommen wird. Ausser sehr vagen Ankündigungen ist nichts zu hören und konkrete Zahlen und Pläne gibt es auch zwei Monate nach der Ankündigung der Übernahme nicht. Wenn man das unter PR und unter dem Aufbau eines zukunftsfähigen Unternehmens versteht dann gehen die Lichter noch schneller aus als gedacht.

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      Der Eigentümer von NEVS hat aus eigenen Mitteln € 200.000.000,00 auf den Tisch des Hauses gelegt – ich gehe mal davon aus, dass er tatsächlich etwas damit in Bewegung setzen möchte.

      Eigentlich ist es sogar von Vorteil, wenn nicht wie unter VM jede neue Überlegung gleich herausposaunt wird – auch andere namhafte Unternehmen sind da sehr zurückhaltend und
      fahren gut damit.

      Evtl. möchte man auch abwarten bis die Sache mit einem Kompagnon klar ist – die Zeitspanne vom abgeschlossenen Kauf bis zum heutigen Tag ist doch nun wirklich sehr kurz.

      Einfach mal abwarten – auch wenn es schwer fällt.

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    “Sun Is Shining”

    Zum eSaab 9-3 SC dann noch ein neues Carport mit Photovoltaik und schon an den Tankstellen vorbei fahren!

    Ja das wäre schön…Leider würde der eSaab bei Sonne mehr unterwegs sein und NUR Nachts unterm Carport stehen!

    Sonnige Grüße aus Oldenburg

    André

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      Andre vergiss das mal ganz schnell, sowas wie eine eigene Solarstromtankstelle Zuhause zu haben! Unser Vater Staat will an dir und allen anderen Autofahrern auch bei elektrisch betriebenen PKW verdienen….! Sei es über die KFZ-Steuer, oder über andere sog. Verbrauchssteuern. (Mwst. z.B.) Oder wie soll der Fiskus seine bisherigen Steuermilliarden reinbekommen, wenn plötzlich in 5-10 Jahren fast alle elektrisch fahren? Klar das dann solche Carports wie in der Werbung mit dem Lukas Podolski, vom Staat bez. Solarstrom nicht mehr gefördert werden bzw. alle Solaranlagen betriebswirtschaftlich vom Fiskus betrachtet werden. (werden sie eigentlich sowieso schon, denn Solaranlagen gelten als gewerbliche Anlage, sprich man hat einen Gewerbebetrieb)

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    Schöner Artikel! Ein bezahlbares E-Auto von SAAB waere nicht abwegig. Bin gespannt was kommt und ob was kommt oder ob NEVS nur die Show ist.

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    Hmmmmmmmmmmm, so manchmal glaube ich der Tom steht unter “Strom” 🙂

    Ciao

    M.

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      Na wenn, dann bitte TURBO-Strom 🙂

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