Saab Kurztest: Saab 9-5 TTiD4 Vector XWD

Einen neuen Saab als Testobjekt zu bekommen wird immer schwerer und es ist schön wenn man gute Freunde hat. Marco, Saab Fan, Ex-Blogger bei Saabblog.net und trotzdem immer noch guter Freund, hatte vor einigen Tagen einen fast neuen Saab 9-5 Vector TTiD 4 XWD.

Saab 9-5 TTiD4 XWD, Kurztest Objekt
Saab 9-5 TTiD4 XWD, Kurztest Objekt

Um mir einen kurzen Eindruck zu verschaffen, konnte ich den neuen Saab einige Kilometer auf der A3 und im Frankfurter Stadtverkehr fahren.

TTiD4 mit Allradantrieb und eLSD - und keine Zeit zum ausführlichen Test
TTiD4 mit Allradantrieb und eLSD - und keine Zeit zum ausführlichen Test

Meine erste Begegnung mit dem neuen Saab 9-5 liegt fast ein Jahr zurück. Der damals gefahrene 9-5 TiD Linear mit 160 Diesel PS hinterlies bei mir keinen guten Eindruck und ist einer der wenigen Saab, die ich mir nicht kaufen würde. Das Fahrwerk unharmonisch, die Leistungsabgabe und die Abstimmung gewöhnungsbedürftig. Das Ambiente und die Verarbeitung auf keinen Fall Saab. Darf man als Blogger negativ schreiben ? Man darf und muss, denn auch beim Saab 9-5 ist nicht alles perfekt.

Saab 9-5 TTiD4 Vector XWD Innenraum, Sitze Teilleder
Saab 9-5 TTiD4 Vector XWD Innenraum, Sitze Teilleder

Zur Ehrenrettung muss man folgendes sagen. Der vor 12 Monaten gefahrene 9-5 war einer der ersten und die Karosse kam zu damaligen Zeitpunkt noch aus dem Opel Presswerk in Rüsselsheim. Vielleicht hatte die Kiste deshalb ein schlechtes Karma.

Kein Vergleich zum aktuellen Saab 9-5 Vector XWD, der einer der letzten war, die das Werk in Trollhättan vor dem Produktionsstop verlassen haben. Der Ausstattungslevel “Vector” ist jeden Cent wert, denn er macht mit kleinen, netten Chromeinlagen hier und dort und “Vector” Einstiegsleisten den Saab 9-5 wohnlich.

Saab 9-5 TTID4 Vector XWD, Mittelkonsole
Saab 9-5 TTID4 Vector XWD, Mittelkonsole

Die gewagte Farbgebung des Kurzzeit Testwagens kommt besser als auf den Bilder. Die Bilder wurden mit dem IPhone gemacht, in der Kürze der Zeit. Eine braune Mittelkonsole, die nicht billig wirkt – ganz im Gegenteil, und ein zweifarbiges oder eigentlich dreifarbiges Armaturenbrett. Sieht einfach toll aus und man fühlt sich sofort wohl.

Dazu passend das riesige Glasschiebedach, welches ein lichtdurchflutetes Ambiente erzeugt. Die Sitze in Teilleder und teilelektrisch verstellbar sind Serie, allerdings erschließt sich die Logik der Bedien – und Verstellmöglichkeiten nicht sofort. Zumindest nicht mir 😉  Egal, Klassen besser als die Bestuhlung im Linear sind die Vector Sitze jedenfalls.

Die spannende Frage – wie fährt er ? Treffen doch schockierende 1.9 Tonnen auf 190 Diesel PS und 400 NM Drehmoment. Man kommt zurecht, möchte ich sagen. Der Saab 9-5 TTiD4 ist keine Rakete, aber er ist absolut flott unterwegs. Sensible Fahrernaturen wie ich einer bin, spüren immer den Diesel im Hintergrund. Freund Marco empfand den TTiD4 als leiser und bemerkte keinen Unterschied zum Benziner.

Saab 9-5 TTiD4 XWD CockpIt, typisch Saab ?
Saab 9-5 TTiD4 XWD CockpIt, typisch Saab ?

Egal, der TTiD4 ist souverän, aber nicht üppig motorisiert. Das 6-Gang Getriebe ist exakt und gut zu schalten. Auf der Autobahn genügt der höchste Gang, um sich flott fortzubewegen. Nur die besonders eiligen Fahrer werden einen Gang zurückschalten, um dem enteilenden Audi A6 auf den Fersen zu bleiben. Gut, der A6 vor uns war kein Allrad und damit etwas leichter als wir.  Damit kommen wir schon zu einer der angenehm starken Seiten des Saab 9-5.

Denn der Allrad gehört zu den unbestreitbaren Schokoladenseiten der Saab 9-5 Limousine. In schnellen Autobahnkurven geht der Schwede wie – ja –  wie auf Schienen. Der Begriff mag überstrapaziert und abgedroschen sein, aber er umschreibt das 9-5 Fahrgefühl sehr treffend. Der Allradantrieb gibt in jeder Fahrsituation ein sehr gutes Fahrgefühl und vermittelt zusätzliche Sicherheit.

Dazu passt das aktive “Drive-Sense” Fahrwerk, beim Allrad mit eLSD. Bevorzugt haben wir den Sport Modus, lästigerweise schaltet das Fahrwerk bei jedem Neustart in den “Intelligent” Modus, aber vielleicht ist das ja konfigurierbar.

Mit dem aktiven Fahrwerk ist der 9-5 ein Gedicht. Hoppelte der vor einem Jahr gefahrene Linear 9-5 noch völlig verkrampft und unmotiviert über Kopfsteinpflaster, so bügelt das aktive Fahrwerk alle Unebenheiten weg.

Saab Style, Instrumente, Turboanzeige und digitaler Tacho, cool.
Saab Style, Instrumente, Turboanzeige und digitaler Tacho, cool.

Ebenfalls wunderbar und absolut Saab sind die Instrumente. Mit den farbig, im Saab Style gezeichneten, grünen Zeigern und der wunderschönen, den Spieltrieb herausfordernden Turbonadel ist man auf dem richtigen Weg. Dazu passt der digitale Tacho im Flugzeugdesign. Die Frage, ob der 9-5 ein wahrer Saab ist oder nicht, ist in diesem Fall mit “Ja” zu beantworten. Saab ist dort, wo ich mich sofort zu Hause fühle. Das war beim 9-5 Vector XWD der Fall.

Die Verarbeitung ist im ersten Produktionsjahr schon sehr gut. Frankfurt hat, wie wir wissen, sehr viele schlechte Straßen. Der Weg zum Saab Zentrum in der Carl-Benz-Strasse gehört zu den absoluten Rüttelstrecken. Mein Saab 9000 klappert auf dieser Strecke, ebenso mein 9-5 der ersten Serie. Der aktuelle 9-5 Vector ist von dieser Strecke nicht zu beeindrucken. Kein Klappern, kein Quietschen, kein Knistern. Das aktive Fahrwerk steckt auch im Sport Modus alles weg.

Stellt sich zum Abschluß noch die eine Frage…

Den vor einem Jahr gefahrenen 9-5 hätte ich mit dem dicksten Nachlaß nicht gekauft. Wie sieht es bei dem aktuellen Allrad 9-5 aus  ? Würde ich ihn haben wollen oder nicht ? Ganz klar – Daumen hoch, der 9-5 ist ein Gedicht.

Text: tom@saabblog.net

Weitere Testberichte:

Saab 9-3 TTID4 Aero Sportkombi

Saab 9-3 TTiD4 Vector Limousine

40.000 Kilometer mit dem Saab 9-5 Biopower

3 thoughts on “Saab Kurztest: Saab 9-5 TTiD4 Vector XWD

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    Hallo,

    ergeben sich die Unterschiede zum TID vor allem durch das Drive Sense Fahrwerk und die Vector Version? Oder gibt es für alle Fahrzeuge geltende Unterschiede in der Abstimmung und Verarbeitung zwischen Modelljahrgang 2010 und 2011?

    Ich habe ein Angebot für einen 9-5 Allrad mit Drive Sense, aber noch Modelljahrgang 2010.

    Holger

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      Hallo Holger

      In erster Linie ist es das “Drive Sense” Fahrwerk, das den Unterschied macht. Nach meinen, wenigen, Erfahrungen ist “Drive Sense” Pflicht.

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      Hallo,

      vorab vielen Dank an Tom für den tollen Blog.
      Nun zum Test, habe einen 2011 9-5 TTiD Vector, im April angekommen also ähnliches Alter wie der hier getestete Wagen. Hatte bei der Testfahrt vor Kauf mit einem 2010 TiD den gleichen Eindruck vom schlecht abgestimmten Fahrwerk, wollte aber kein Drive-Sense und habe daher den TTiD genommen. Hier sind serienmässig, auch ohne Sportfahrwerk oder Drive Sense, andere Achsen/Aufhängung montiert. Fährt sich definitiv besser als der TiD. Wäre interessant zu wissen ob das ‘einfache TiD’ Fahrwerk, das ja auch bei den Benzinern montiert wird, einfach nur mit dem schwereren Motorblock kämpft oder generell ohne Drive Sense problematisch ist.

      Viele Grüsse aus Belgien.

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