Saab Woche: Saab Future Edition Trollhättan 2017

So verrückt der Lauf der Dinge manchmal ist, die Zukunft von Saab sieht langfristig gut aus. Kopfschmerzen bereiten uns die aktuellen Probleme in Schweden. Lassen wir die gegenwärtige Situation hinter uns, sehen wir in die Zukunft und steigen wir ein in das Jahr 2017.

Trollhättan im Jahr 2017. Immer noch eine kleine Stadt mit einer kleinen Autofabrik. Gewachsen sind die Forschungs- und Entwicklungsabteilungen, die Saab zusammen mit verschiedenen Joint Venture Partnern betreibt. Denn die innovativen Schweden sind längst nicht nur mit den Chinesen verbandelt, auch mit indischen und vietnamesischen Autoherstellern besteht eine Entwicklerehe. Letzten Monat hat  der schwedische Wirtschaftsminister, Nachfolger von Maud Olofsson, das Forschungszentrum zur Batterieentwicklung eingeweiht, welches Saab zusammen mit der örtlichen Universität gegründet hat.

Die Saab Modellpalette im Jahr 2017

Saab 9-1

Zum “Retter” von Saab auf den europäischen Märkten wurde der kleine Saab 9-1, der auf einer ehemaligen Mini Plattform basiert. Im Design eine aerodynamisch ausgefeilte Neuinterpretation der ersten Saab Modelle ist der kleine Saab Stadtauto und Spaßmaschine in einem. Der 9-1 ist mit kleinen, turbogeladenen Vierzylindern vom Partner BMW und einer Leistung bis 200 PS lieferbar. In der Sportvariante verfügt der Saab 9-1 über einen elektrischen Allradantrieb, der für alle anderen Versionen als Option lieferbar ist. Wahlweise ist eine Hybridversion im Angebot, für den Betrieb in europäischen Metropolen gibt es eine umweltfreundliche E-Power Variante mit reinem Elektroantrieb.

Schon der kleineste Saab ist über das revolutionäre IQon konfigurierbar, so dass jeder Fahrer seinen individuellen Saab hat. Das intelligente Saab Interface steuert die Aufladung der Batterie und sucht auf Befehl die beste Ladezeit zum besten Preis, oder auch auf Anwenderwunsch Strom der nur aus regenerativen Energiequellen stammt.

Natürlich gibt es auf Intervention von Minderheitsgesellschafter Antonov eine spezielle Allradversion für den Motorsport, mit dem das russische Team sehr erfolgreich ist.

Saab 9-2

Die Lücke zwischen dem agilen Saab 9-1 und der Saab 9-3 Baureihe wird nächstes Jahr durch den 9-2 im Golf Format geschlossen. Der 9-2 ist dann das kleinste Modell der Schweden, welches auf der modularen Phoenix Plattform aufbaut. Ein Saab 9-2 Showcar steht auf der IAA in Frankfurt im September.

Saab 9-3

“Bring back the hatch” hatte die Saab Gemeinde gerufen und Saab hat es getan. Seit einigen Jahren gibt es den Saab 9-3 mit Schrägheck in Anlehnung an die Designikone Saab 900. In Europa und USA hat das Saab die alten und neue Käufer zurückgebracht.

Auch der 9-3, auf der altbewährten Saab Phoenix Plattform, ist als Hybrid, E-Power Saab und mit turbogeladenen Vierzylinder Motoren aus München lieferbar. Mit Cabriolet, SportCombi und Limousine gibt es neben der Off Road Version jetzt fünf Varianten. Letztes Jahr wurde die 9-3 Reihe mit einem Facelift auf den neuesten Stand gebracht. Der Saab 9-3 Viggen ist jetzt das Topmodell, mit 350 PS im Ethanolbetrieb und Leichtbauweise ist er eine ernste Konkurrenz für die Sportmodelle deutscher Hersteller.

Übrigens war der 9-3 der erste Saab mit dem IQon Interface, was besonders bei jungen Käufern sehr beliebt ist.

Saab 9-5 und Saab 9-4x

Die beiden alten Modelle aus der Nach-GM Phase drehen die letzten Runden und werden mit Facelifts und Sondermodellen attraktiv gehalten. Leider gehen seit Jahren die Stückzahlen zurück, da Lizenzgeber GM es den Schweden verweigert einen Hybrid oder eine E-Power Variante auf den Markt zu bringen.

Der 9-4x hat zugegeben Saab in schwierigen Jahren den US Markt gerettet. Der Nachfolger sollte ursprünglich in Trollhättan vom Band laufen. Da das kleine Werk an der Kapazitätsgrenze fährt wird der nächste 9-4x auch erneut in Mexiko vom Band laufen. Saab nützt damit den Währungsvorteil, GM bekommt von Saab eine modifizierte Variante die dann vermutlich als Cadillac XRX vom selben Band kommen wird.

Saab 9-6x

Der große Allradler von Saab wurde am Anfang belächelt und als falsches Auto zur falschen Zeit empfunden. Mittlerweile macht der 9-6x aber vor allem den Nobel Allradlern von Range Rover das Leben schwer. Sowohl das minimalistische skandinavische Design, als auch die hochwertige, individuelle Innenausstattung (darüber berichten wir später) punkten bei den Käufern. Gut der Saab 9-6x ist teuer, dafür bietet die europäische und US-Amerikanische Version Luxus pur. Als Hybrid kann er, als einziger seiner Klasse,  rein elektrisch fahren. Der elektrische Allradantrieb und die Phoenix Plattform sparen zudem Gewicht und machen den Saab 9-6x zum leichtesten SUV seiner Klasse.

In China läuft bei Saab Partner Youngman wie auch beim indischen Partner eine modifizierte, den örtlichen Verhältnissen angepasste Variante von den Bändern.

Saab 9-7

Der Nachfolger des Staatsministers Reinfeldt fährt einen, denn für die stolzen Schweden ist es unvorstellbar eine Staatsoberhaupt im BMW zu sehen so wie der abwählte Reinfeldt. Denn der 5.40 Meter lange 9-7 steht wie ein “Phoenix aus der Asche” für schwedischen Stoz auf den wiedererstarkten Autobauer.

Zwar liefert BMW, der beste Motorenbauer der Welt, die turbogeladenen Sahnehäubchen an die Schweden. Alles andere ist aber echt Saab an dem großen Flagschiff aus Trollhättan. In der Stadt fährt der 9-7 mit Elektroantrieb und ist durch die Hinterräder angetrieben. Fordert der Fahrer die volle Systemleistung ab, springt der Verbrennungsmotor und der elektonische Allradantrieb an.

Mit dem 9-7 hat Saab die Phoenix Plattform ausgereizt. Mehr geht nicht. Zwar möchten die Partner in China, dort ist der 9-7 besonders beliebt, eine noch längere Version für die Funktionäre. Aber aktuell ist beim 9-7 Schluss.

Saab ist ein kleiner Autobauer, nach wie vor. Das Werk in Trollhättan ist mit aktuell 150.000 Saab im Jahr ausgelastet. Gerüchte schwirren seit Wochen, dass der neue Saab 9-2 in Deutschland im ehemaligen Opel Werk Bochum vom Band laufen soll. Denn GM hat Opel in der richtigen Minute, kurz nach Einführung des Ampera an die Chinesen verkauft. Allerdings hatten die Hessen nicht so viel Glück wie Saab. Opel in Deutschland ist heute, nach fast 6 Jahren in chinesischer Hand auf den Standort Rüsselsheim geschrumpft.

Saab Manufaktur

Um Saab profitabler zu machen hat man die “Saab Manufaktur” gegründet. Saab hat sich dabei seiner schwedischen Wurzeln besonnen. Jeder Kunde kann seinen Saab mit Hilfe der Manufaktur individuell gestalten. Vorwiegend werden Hölzer aus skandinavischer Birke, aus Ahorn oder Erle verarbeitet. Das Leder ist in vielen Varianten lieferbar, die Sitze kommen wieder vom schwedischen Lieferanten ELMO, nachdem Lear sein Werk in Trollhättan geschlossen hat. Wer nicht auf Leder sitzen will, der bekommt feinste Sitzbezüge aus der Weberei von Ermenegildo Zegna. Keine neue Idde, zugegeben, das gab es schon in der Saab 9000 Serie bevor GM diese Option aus dem Programm nahm.

Besonders die Kunden für Saab 9-6x und Saab 9-7 schätzen das individuelle Angebot. Kaum ein Saab der Oberklasse verlässt Trollhättan im Serientrim. Auch auffällig viele Saab 9-3 werden veredelt, denn in Europa stehen die Saab Kunden nach wie vor auf Understatement und tragen den Nerz nach innen.

Saab Distribution

Saab war der erste Hersteller der sich komplett von den Printmedien verabschiedet hat. Die schwierige Kassenlage zu Beginn diese Jahrzehntes zwang die Firma voll auf das Internet zu setzen. Saab hat aus der Not das beste gemacht, die Idee kam bei den Kunden an. Alle Händler sind Online mit Trollhättan, die Beratung und Konfiguration erfolgt an großen Touchscreens, die Saab Manufaktur ist für Sonderwünsche eingebunden. Der Kunde kann via Web die Produktion seines persönlichen Saab vom Presswerk über Lackieranlage bis zur Montagelinie live miterleben.

Saab im Jahr 2017, nur eine Vision ?

Ja, Trollhättan und Saab im Jahr 2017. Nur die Vision eines völlig durchgeknallten Bloggers, oder nahe an der Realität ? Das politische Schicksal von Staatsminister Reinfeldt und die Entwicklung bei Opel sind natürlich völlig fiktiv. Aber Saab IQon, Saab Hybrid, Saab E-Power, alles gibt es schon und dreht seine Runden auf schwedischen Straßen. Der elektrische Allradantrieb von Saab ist Realität, ebenso wie die neuen Saab Patente für Leichtbau im Tankbereich. Die neue Phoenix Plattform ist tatsächlich bis zu einer Wagenlänge vom 5.40 Metern einsetzbar. Also alles nur Vision ?

Nein, es könnte wahr sein, 2017, 2018 oder 2019. Manchmal werden Träume wahr, weil die Menschen diese Träume erleben wollen. So wie die Menschen bei Saab.

Text: tom@saabblog.net

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Anddeu
Anddeu
12 Jahre zuvor

Der Artikel wird international 🙂
http://inside.saab.com/saabosphere-links-we-linked-this-week/
(Absatz 6)

Indian
Indian
12 Jahre zuvor

Hört sich gut an. Aber ich zweifel langsam auch bei den neuen Eigentümern an dem Willen den SAAB-Spirit zurüchzuholen. Retroform mit Hatchback beimm 93? Hört sich derzeit nicht so an. Da wird uns irgendwas im Stile Phoenix erwarten. SAAB müsste wieder außergewöhnlich sein. Auf Dinge besinnen, die nicht vergleichbar sind. Alle Design und Technikvorschläge beinhalten das nicht.

SaabRedJ
SaabRedJ
12 Jahre zuvor
Reply to  Indian

Ist der PhoeniX nicht außergewöhnlich? Und wie sieht es aus mit IQon, und wie sieht es aus mit eine elektrische Hinterachse mit torque vectoring?

Es wird keinen neuen 900 geben, aber hast Du den neuen 9-5 und den 900 von hinten schräg side-by-side gesehen?
Diese beide Autos gehören zusammen, zweifelsohne.

till72
till72
12 Jahre zuvor

Sehr, sehr schöner Artikel. Und mit ein wenig Glück nicht einmal so unrealistisch… 🙂

TnTAlex
TnTAlex
12 Jahre zuvor

…etwas träumen darf man ja wohl…hat sich der Autor da gedacht… 😉
Ich drück die Daumen und bin stark der Meinung wenn es die Obrigen bei nSAAB nicht “vermasseln” könnte das was werden…
Wäre echt troll… äh.. toll…

Anddeu
Anddeu
12 Jahre zuvor

Mal was ganz anderes, toller Artikel mit dem einen oder anderen kleinen humorvollen Seitenhieb.
Vor allem zeigt der Artikel, welches Potential Saab hätte, wenn sie denn die aktuelle Situation überleben und dann ihre Chance nutzen würden.

SaabRedJ
SaabRedJ
12 Jahre zuvor

TOM,
das ist ein wirklich toller Artikel, Gratulation!!!

Ich musste trotzdem an der eine oder andere stelle schmunzeln. Außerdem werden der 9-5 und 9-4x nicht so lange halten. 😉

Keep on Saabing,

RedJ

Dirk
Dirk
12 Jahre zuvor

Saab 9-1: Genau, ein Retromodell der ersten Modelle. Dazu noch die richtige PR in der die Botschaft und der Livestyle mit all seinen möglichen Facetten von Design über Sicherheit, Technik, bis hin zur Rallyehistorie transportiert wird. Wenn es so oder ähnlich gemacht wird wie bei Mini müsste es auch genau so gut funktionieren.

Architektin
Architektin
12 Jahre zuvor

Die Individualität und Wertigkeit von Saab muss stärker beworben werben.
Das würde der Marke wieder einen Imageaufschwung geben.
Für den Vertrieb wäre das Händlernetz von Opel u.U. geeignet, da in dieser FahrzeugkAtegorie nichts Vergleichbares existiert.
Dazu kommt die Dichte des Netzes.

architekt
architekt
12 Jahre zuvor

Die Zukunft von Saab sieht gut aus: Wenn in Deutschland erheblich mehr getan wird, kommt das traditionelle Image mit einer aussichtsreichen Zukunft zurück.

BabisSAAB
BabisSAAB
12 Jahre zuvor

@ J.Marquardt und Holger,

ich kann Euch beiden nur zustimmen 😀 und an denn Autor ein RIESEN Kompliment :D.

Holger
Holger
12 Jahre zuvor

Ich weiß, nur bedingt vergleichbar: Aber warum soll SAAB nicht gelingen, was Porsche oder auch Apple gelungen ist. Beide kurz vor der Pleite, sind sie heute unangreifbar aufgestellt.

J. Marquardt
J. Marquardt
12 Jahre zuvor

Was hat der Autor “eingeschmissen”? Ich will auch was…