Kurz gemeldet. Dongfeng und Trollhättan Fantasien.
Zu den positiven Dingen in der Zeitrechnung nach Saab gehört, dass Trollhättan seine Bedeutung als Automobilstandort behaupten konnte. Es gibt zwar keine Fahrzeuge mehr, die am Göta Älv vom Band laufen, aber die Stadt ist internationaler und interessanter geworden. Mit dazu beigetragen haben die vielen Saab Ausgründungen, die als Startups Karriere machen.
Eines der interessantesten und sympathischsten ist T-Engineering. Das Startup mit Saab Wurzeln wurde 2012 zu 70% von Dongfeng übernommen, zwischenzeitlich haben die Asiaten auch noch die restlichen Anteile gekauft. Die kleine, feine Entwicklertruppe wächst Jahr für Jahr, hat aber ihre Ursprünge nicht vergessen. Auf der Website ist immer noch ein Saab abgebildet, und man legt einigen Wert auf die schwedische Herkunft und das Erbe der Traditionsmarke. Heute beschäftigt man rund 100 Mitarbeiter in der Entwicklung, und es sollen zukünftig noch mehr werden. Dongfeng hat angekündigt 2018 weitere 7 Millionen € in Trollhättan investieren zu wollen, 20 weitere Arbeitsplätze sollen entstehen.
Dongfeng ist seriös und unaufgeregt aktiv.
Die Meldung wäre fast untergegangen, hätte die Dongfeng Motor Corporation nicht zeitgleich in China ihre internationalen Pläne für die nächsten Jahre vorgestellt. Die Exportinitiative rollt, und der größte Hersteller Chinas will in Europa und Nordamerika aktiv werden. 3 neue Montagewerke sind geplant, und 3 neue Vertriebsorganisationen sollen bis 2020 entstehen. 2018 sollen 4.5 Millionen Fahrzeuge verkauft werden, darunter 80.000 Elektroautos.
Details gibt es bisher keine, aber die Route ist klar. 150.000 Fahrzeuge sollen bis 2020 jährlich nach Europa und Nordamerika gehen, und vielleicht spielt Trollhättan dabei eine Rolle. Im Gegensatz zu NEVS ist Dongfeng seit Jahren in Schweden seriös und unaufgeregt aktiv. Vor 3 Jahren gab es Gerüchte, dass Dongfeng bei NEVS einsteigen könnte. Das Dementi kam rasch, und Dongfeng stellte damals klar, nicht an der Produktion in der Stallbacka interessiert zu sein. Wohl aber langfristig an Trollhättan als Standort.
Die Zeiten haben sich geändert. 2018 ist nicht 2015. Europa und Nordamerika sind mittlerweile reif für den Angriff chinesischer Hersteller. Geely hat mit Volvo, London Taxi, dem möglichen Einstieg bei Daimler und der Übernahme von Lotus ein Meisterstück geliefert. NEVS hingegen zeigen, wie es nicht geht. Und NEVS, so ist die aktuelle Lage der Dinge, wird 2018 den endgültig letzten Tanz tanzen. Liquidität fehlt, der Einstieg von Didi ist mehr Fiktion als Realität. Ein Geschäftsmodell ist nicht zu erkennen, den eigenen Namen hat man genüsslich selbst ruiniert, der weiße Ritter mit dem prallen Scheckbuch ist nicht in Sicht.
Spekulationen. Aber auch Perspektive.
Meine Gedanken zum Thema Dongfeng sind spekulativ, Trollhättan Fantasien halt. Mehr auf Ahnung, Hoffnung und Perspektiven, als auf Fakten basierend. Eines steht fest: Trollhättan und T-Engineering spielen in der langfristigen Perspektive von Dongfeng eine Rolle. Denn die Entwickler mit Saab Wurzeln arbeiten im einzigsten Investment ausserhalb Chinas, das kein Joint Venture ist. Sondern Dongfeng zu 100% gehört.
Kurze Meldung—gute Meldung!
Hört sich doch gut an, was auf der WWW-Seite von T-Engineering zu lesen ist! 🙂
Und dass den Besucher ein SAAB 9-3 begrüßt, ist doch wunderbar. Die stehen weiterhin zur SAAB-DNA. Mögen die weiteren Personaleinstellungen zum weiteren Gedeihen der Firma in Trollhättan beitragen! 🙂
Welche Automarken von DONGFENG sollen denn zukünftig in Europa & Nordamerika verkauft werden?
Noch nicht bekannt. Die Pläne, welche in den chinesischen Medien kuriseren, geben keine konkreten Informationen dazu her.
Hoffentlich keine eigenen!
Ich hab mal DongFeng Lastwagen auf der IAA gesehen. Die Qualität war schlimmer als bei den Russen! Deshalb kaufen die nämlich auch bei der Chinesischen Konkurrenz.
Ich denke mal, dass es vorerst ein Entwicklungsstandort bleiben wird.
Für Trollhattan wäre es natürlich super wieder die Autoindustrie aufleben zu lassen. Nur glaube ich nicht richtig daran. Die Märkte in USA und Europa sind doch jetzt schon hart umkämpft. Und andere Chinesische Hersteller haben bis jetzt auch nicht wirklich den Fuss in die Tür bekommen. Siehe BAIC oder SangYang.
Wir wären alle enttäuscht, wenn aus Trollhattan plötzlich billige schlecht verarbeitete Plastik Schüsseln mit Blechummantelung ohne jeden Style und Schneid kämen!
Das könnte dann nämlich auch dem Nachruf von Saab schaden.
Die Messlatte liegt heute höher. Bestes Beispiel ist der neue Volvo XC 40. Eine Geely Plattform unter Saab Einfluss. Ein Innenraum, auch wieder mit Ex-Saab Influenz, welcher der intelligenteste seiner Klasse ist. Das ist das aktuelle Niveau, mit dem man auch bei Dongfeng rechnen müsste.
Mit viel Glück werden wir es erleben, Tom.
Und ich hoffe inständig, dass du recht behältst und ich nur Phrasen bzw. pessimistische Schätzungen hier von mir gebe.
Da wir gerade bei Asien sind, wie findest du eigentlich den neuen Hyundai i30 Fastback?
Ich finde er hat auch einige Saab Gene abbekommen.
Beim Design hat Hyundai kräftig zugelegt, keine Frage. Aber es fehlt immer noch dieses Langzeit-Gen, das Saab Design auszeichnete. Der i30 ist modisch, aber das Design hat eine kurze Halbwertzeit. Für mich, trotz Fastback, keine Alternative.
Es gibt so wundervolle Designstudien. so ein Gesicht des 9.3 er wäre sensationell.ebenTrollhättenFantasien
Beeindruckend, da ist die ganze Saab Timeline mit Trionic Entwicklung etc. zu finden. Kein China Geschwätz und ewige Nachhaltigkeits-Fantasten wie bei NEVS, sondern einfach nur harte Fakten. Sympathisches Unternehmen, mit klarer SAAB DNA!
Dieses Unternehmen hat mehr saab in sich als es NEVS je hatte. Vielleicht gibt es ja doch irgendwann wieder eine Produktion in Trollhättan. Der Name auf dem Auto wäre mir dann fast egal.
Ich kann dem Artikel nicht entnehmen, dass da mal Autos aus Trollhättan zu erwarten wären …
Viel eher geht es wohl um Arbeitsplätze in Trollhättan und für ehemalige SAAB-Mitarbeiter. Damit wäre ja auch schon viel erreicht! Schon allein aus alter Verbundenheit zu den Trollen.
Man darf auch nicht vergessen, dass der Gesetzgeber sich immer vehementer zwischen uns und die Autos, die wir gewohnt sind und mögen, stellt. SIM-Karte und Cloud werden obligat. Der Staat, die Hersteller und die Versicherungen wollen den vollen Zugriff auf persönliche Daten und die Fahrweise …
Genau das klang hier ja anlässlich des 7. Blog-Geburtstages schon an. Der Gebrauchtwagen, Young- und Oldtimer hatten wohl noch nie eine so rosige Zukunft, wie heute. Gleichfalls die Werkstätten, die sich um solche Schätze kümmern.
Mir persönlich kann jedenfalls ein jeder Neuwagen ganz herzlich gestohlen bleiben, wenn dieser sich Zeitgeist und Gesetzgeber(n) unterordnen muss.
Und das müssen sie wohl leider alle, ganz egal, wie sie heißen …
Natürlich geht es bei der Trollhättan Fantasie um die Hoffnung dass Dongfeng weiter investiert und Trollhättan mittelfristig der europäische Hub für Dongfeng werden könnte. Göteborg ist europäisches Geely HQ, im Falle Trollhättan bin ich Lokalpatriot und voller Hoffnung.
Für das Werk sieht es im Moment düster aus. Hoffnung ist aber immer. In Nordamerika kaufen chinesische Elektroauto-Startups alte, stillgelegte GM Fabriken und modernisieren sie. Warum sollte es nicht irgendwann ein Wunder in der Stallbacka geben?
Okay, dann habe ich (fast) nix gesagt.
Wer hier möchte nicht gerne davon träumen, dass aus Schweden nochmals etwas wie ein SAAB kommen könnte?
Zwischen einem neuen SAAB und uns stehen inzwischen aber nicht nur die wirtschaftlichen Realitäten, sondern auch immer mehr die nationalen Gesetzgeber oder die EU …
Meine bescheidenen Infos dazu stammen vom ÖR und nicht zuletzt von diesem Blog selbst. Bevor sich dieser Traum also erfüllt, erfüllt sich wohl eher der von einem Citroen mit Maserati-Motor. Oder der von einem 9000 Aero jüngeren Modelljahrs. Auch einer meiner (bislang) unerfüllten Träume.
Ich hatte damals nur das Vergnügen einer Probefahrt. Und diese war nachhaltig beeindruckend. Sonst käme sie mir ein Vierteljahrhundert später ja auch nicht mehr in den Sinn. Kommt sie aber …
Der 9000 Aero wäre wohl die bessere Therapie. Vor allem ruiniert er nicht den Geldbeutel, der SM schon. Ein 9000 Aero, oder ein CSE mit entsprechendem Steuergerät, ist heute noch Sucht-gefährdend. Und vor allem immer seltener und um so stilvoller, desto älter er wird. Kann ich nur dazu raten.
Vielleicht steht hier irgendwann ja doch noch einer?
Nach dem Vorführwagen hatte ich mir das zumindest geschworen. Immerhin sind ein 9000er und ein 9-3 I (beides Sauger) sowie zuletzt eine Chrombrille (endlich ein Turbo) dann ja auch tatsächlich Realität geworden.
Der 9000 Aero geht mir trotzdem nicht aus dem Sinn. Das Ding war gut, richtig gut! Schon fast ein Fluch …
Deine Einschätzung der Datenkraken teile ich voll und ganz!
@Herbert Hürsch
Hallo Herr Hürsch,
das mit dem Datensammeln ist definitiv so. Kann ich nur ganz und gar bestätigen. Ein Freund arbeitet bei einem deutschen Autobauer in der Entwicklung und kann ein Lied davon singen. Wir “Ottonormalverbraucher” haben keine Ahnung was heute schon alles machbar ist oder event. schon gemacht wird??!!
Deshalb aber nicht nur deshalb, werde ich in einigen Jahren nur noch Saab Oldtimer fahren.
Schön, dass ich also nicht ganz falsch liege …
Aber schade, dass es so ist, wie es nunmal ist. Zum Glück ist das hier ja auch immer wieder Thema. Gerade der letzte Artikel (7 Jahre saabblog.net und was es mit uns macht) hat mich in dieser Sicht bestärkt. Von alleine wäre ich nicht darauf gekommen.
Es gibt da ein informatives PDF aus der Schweiz mit den aktuellen Parametern die ein BMW im Laufe des Tages so sammelt. Sollte man lesen, wenn das Thema interessiert.
Na klar, danke ! ! !
Sehr aufschlussreich, vielen Dank Tom! Das war der Stand vor knapp 2 Jahren…